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Eine (fast) perfekte Hochzeit

Eine (fast) perfekte Hochzeit

Titel: Eine (fast) perfekte Hochzeit
Autoren: Anna Depalo
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1. KAPITEL
    „Ich werde ihn heiraten.“
    Den falschen Mann.
    Nein, den richtigen Mann. Eva korrigierte sich. Warum hatte sie denn plötzlich gezweifelt? Ihr Vater sah die Dinge negativ, sie ganz bestimmt nicht.
    Sicher, sie hatte nicht dieses überwältigende Gefühl, dass es das einzig Richtige war, dass dieser Mann ihr Schicksal war; aber das war sentimental. Entschlossen verbannte sie diese irrationalen Gedanken.
    Stattdessen erinnerte Eva sich an die Erfahrungen, die sie im Beruf gemacht hatte. Wie oft in ihrer Karriere war es schon passiert, dass plötzlich alles schiefzulaufen schien, bevor sich dann alles zum Besten gewendet hatte? Gut, sie hatte auch schon Veranstaltungen organisiert und geglaubt, dass nichts dazwischenkommen konnte – und sich dann einem fürchterlichen Desaster gegenübergesehen.
    Nein, niemand konnte in die Zukunft blicken. Und von ihrem Vater, der sie verärgert und ungläubig anschaute, wollte Eva sich nicht von ihrem Entschluss abbringen lassen.
    Marcus Tremont stand vor dem massiven Eichentisch und schlug mit der Hand auf die Tischplatte. „Verdammt, Eva! Hast du den Verstand verloren? Carter Newell ist ein hinterlistiger Mitgiftjäger. Du wirst keinen Penny von mir bekommen.“
    Sie presste die Lippen aufeinander. Auf keinen Fall wollte sie sich anmerken lassen, wie sehr die Worte ihres Vaters sie verletzten. Heute hatte sie sich gleich nach der Arbeit – montags war stets ein ruhiger Tag – auf den Weg zum Familiensitz im exklusiven Mill Valley gemacht. Obwohl Eva sich gründlich auf die zu erwartende Auseinandersetzung vorbereitet hatte, fiel es ihr jetzt schwer, die Fassung zu bewahren.
    „Glücklicherweise brauchen wir dein Geld nicht. Occasions by Design läuft sehr gut.“
    In den letzten Jahren hatte sie sich in der Bay Area einen Namen gemacht, Eva organisierte die beliebtesten Veranstaltungen und die rauschendsten Feste. Zu ihren Auftraggebern gehörten die angesehensten Familien in San Francisco und etliche gemeinnützige Organisationen.
    Seufzend strich sich ihr Vater durch das graue Haar. „Ich werde nie verstehen, was du an diesem Carter Newell findest.“
    Sie hatten schon mehrfach über das Thema debattiert, immer mit dem gleichen Ergebnis. Irgendwie hatte sie trotzdem gehofft, dass es heute anders sein würde. Immerhin hatte Eva ihrem Vater gerade von ihrer Verlobung erzählt.
    Im Gegensatz zu ihrem Vater und seinesgleichen drehte sich in Carters Leben nicht alles um seinen Job. Im Gegenteil, Carter gab ihr das Gefühl, dass sie das Wichtigste in seinem Leben war.
    „Carter liebt mich“, antwortete sie nur. Zweifelnd runzelte Marcus Tremont die Stirn. „Oder dein Bankkonto.“
    Sie biss die Zähne zusammen. Ihr Vater war immer vorsichtig gewesen, sogar misstrauisch, wenn sie sich mit jungen Männern getroffen hatte. Wahrscheinlich verhielt er sich so, weil sie das einzige Kind und die Alleinerbin seines Vermögens war.
    Doch ihr Vater hatte seine Haltung Carter gegenüber nicht geändert, auch nicht, nachdem er ihn besser kennengelernt hatte. Natürlich war die Situation jetzt anders … Schließlich hatte Eva nie übers Heiraten gesprochen, wenn sie ihrem Dad früher ihren Freund vorgestellt hatte.
    „Hat Carter überhaupt einen Job?“, fuhr er gereizt fort. „Hilf mir auf die Sprünge. Womit beschäftigt er sich noch mal?“
    Ihr Vater wusste ganz genau, womit Carter seinen Lebensunterhalt verdiente. Resigniert seufzte Eva. Es nützte nichts, sie musste ihrem Vater eine Antwort geben. „Carter arbeitet als unabhängiger Finanzberater.“
    Als sie vor einigen Monaten beiläufig erzählt hatte, was Carter beruflich machte, war Eva überzeugt gewesen, dass wenigstens das die Anerkennung ihres Dads finden würde. Denn Marcus Tremont achtete stets darauf, sein Geld gewinnbringend anzulegen.
    Doch stattdessen hatte er nur mäßig begeistert reagiert. Und als sie schließlich angedeutet hatte, dass sie darüber nachdachte, Carter zu heiraten … Seit jenem Tag ging es mit der Laune ihres Vaters rasant bergab.
    „Quatsch“, kommentierte er unwirsch und wiederholte, was er bereits bei früheren Gelegenheiten unermüdlich heruntergebetet hatte. „Das ist nur eine aufgeblasene Berufsbezeichnung, hinter der sich nichts anderes verbirgt als das schnöde alte Wort ‚Mitgiftjäger‘.“
    „Carter kommt aus einer wohlhabenden Familie.“ Wieder einmal ergab ein Wort das andere. Sie tauschten immer wieder dieselben Argumente aus, was auch dieses Mal zu nichts
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