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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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hätte eigentlich vor Schmerzen schreien müssen, aber dieser zuckte nicht einmal.
    »Lasst uns verhandeln, Erlaucht«, röchelte er in Todesfurcht und sah davon ab, sich aus eigener Kraft aus dem Schraubstock befreien zu wollen. Er fummelte seine Trinkflasche vom Gürtel ab. »Fürst, darin steckt mein Geheimnis. Die Schwarze Unsterblichkeit!«
    Die Finger pressten weiter zu, seine Wirbel knirschten aufbegehrend.
    Gronsha warf die Flasche zu Boden. »Bei der Dunkelheit Tions, nehmt es! Nehmt es, aber lasst mich am Leben!«, fistelte er. »Ich möchte ein ...« Seine Stimme versagte, sie bekam nicht mehr genügend Luft. Plötzlich brach sein Genick unter dem enormen Druck. Das untote Leben von Gronsha, dem letzten Späher des Vorauskommandos von Fürst Ushnotz, verging in den starken Händen Flagurs.
    Achtlos warf der Fürst den Kadaver auf den Boden. »Kamdra, hole den Heiler und den Runenmeister«, sagte er mit fester Stimme und setzte sich vorsichtig, darauf bedacht, dass das Schwert sich nicht in die Kissen hinter ihm bohrte und sich verfing. Erst jetzt erlaubte er sich, Schwäche zu zeigen, und verzog das Gesicht. Die Lust am Töten und am Kampf erlosch.
    »Was ist mit ihm, Erlaucht?«, wollte Kamdra wissen und zeigte auf den Leichnam.
    Flagur nahm sein Kurzschwert vorsichtig auf, schnitt sich einen Streifen Fleisch vom Unterschenkel des endgültig gestorbenen Gronsha und schwenkte es in einer Schüssel Wasser, um es vom Schmutz zu reinigen. Danach steckte er es sich in den Mund und kaute. Das Aroma war einzigartig. »Es schmeckt ausgezeichnet«, befand er und lud sie ein, sich ebenfalls vom Fleisch zu nehmen.
    Kamdra kostete, und ihre Augen weiteten sich. »Das hätte ich niemals vermutet. Er stank derart, dass ich glaubte, wir müssten sein Fleisch sieben Monde wässern.« Sie eilte mit einer Verbeugung hinaus, um den Runenmeister und den Heiler zu ihrem Fürsten zu bringen.
    »Warte«, rief er sie zurück. »Sende den Ubariu eine Nachricht, dass wir Neuigkeiten haben. Sie werden darauf brennen, von den Vorgängen im Geborgenen Land zu erfahren.« Sie nickte und ging.
    Flagur konnte sich nicht beherrschen und aß einen weiteren Streifen von der selbst erlegten Köstlichkeit. Bei einer solchen Beute wurde das Geborgene Land für ihn und seine Gefolgschaft durchaus anziehend. Er streckte die Hand nach der Trinkflasche aus, öffnete sie und roch daran. Es stank schrecklich, stach durch die Nase bis hinter die Augen. Angewidert leerte er den Inhalt in den Abfalleimer und warf das Behältnis gleich hinterher. Das Schwert in seinem Bauch bereitete ihm grässliche Qualen, doch er würde es überstehen. Er vertraute auf den Beistand seines Gottes Ubar, den Schöpfer seines Volkes. Die Welt verschwamm allmählich um ihn herum. Seine rosafarbenen Augen glitten zum Zelteingang, durch die mehrere dunkle Schemen traten und sich ihm näherten. Eine Stimme raunte in sein Ohr: »Erlaucht, wir beginnen. Seid stark, und möge Ubar Euch beistehen.«
    »Er wird es«, presste Flagur halb ohnmächtig hervor und spannte die Muskeln an. »Macht schnell.«

I

    Das Geborgene Land, im Grauen Gebirge an der Südgrenze des Reichs der Fünften, 6241. Sonnenzyklus, Frühling.
    Als ich das letzte Mal hier war, lag alles in Trümmern, Spitzohr. Aber das ... das hätte ich niemals vermutet.« Tungdil Goldhand tätschelte das graue Pony, zu dem er gesprochen hatte. Staunend ritt er die letzte Serpentine des Weges entlang, hielt an und legte den Kopf in den Nacken, um hinauf zur Spitze des fünfeckigen Turmes zu sehen, der sich imposant und uneinnehmbar neben dem Gebirgspfad in den Himmel reckte. »Nicht nach nur fünf Sonnenzyklen.« Er nutzte die kurze Rast, um den beinahe leeren Trinkschlauch an die Lippen zu setzen und den letzten Rest Branntwein seine Kehle hinabrinnen zu lassen. Der Alkohol brannte auf seinen rissigen Lippen. An dem Bauwerk vorbei, das selbst einen Oger hätte klein wirken lassen, gelangte er auf das Plateau vor dem Eingang in das Reich der Fünften, der Nachfahren Giselbart Eisenauges.
Es kam ihm wie gestern vor, als er zusammen mit seinem Freund Boindil und seiner heutigen Gefährtin Balyndis an der Spitze von zwanzig Kriegern die Erkundung übernommen hatte. Damals waren sie durch ein Trümmerfeld mit alten Ruinen und bemoosten Steinen gelaufen. Das Meiste, was die Fünften einst an Befestigungen geschaffen hatten, war zerstört gewesen.
An diesem Tag bot sich ihm ein gänzlich anderer Anblick, welcher das Herz eines
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