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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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Auszeichnung.«
    Gronsha hob das breite Kinn. Auszeichnungen standen ihm gut.
    Als sie vor dem Eingang zum Stehen kamen, packte die Orkfrau ihn am Arm. »Sei höflich, Gronsha. Es kann sein, dass sich unsere Umgangsformen von den euren unterscheiden.« Dann gab sie ihm einen Stoß, der ihn nach drinnen beförderte, und folgte ihm.
    Er fand sich in einem von unzähligen Leuchtern erhellten Zelt wieder. Vier Schritte vor ihm lag ein stattlicher Ork gemütlich auf bunt gemusterten Teppichen und aß. Er trug einen Mantel aus schwarzer Seide um sich geschlungen, wie ihn ein verweichlichter Rotbluter auch tragen würde. An den Ständern aus Holz hinter ihm hing seine Waffensammlung, die ausgereicht hätte, ein kleines Heer auszustatten. Goldschmuck blinkte an dreien seiner Finger auf.
    Der Fürst war sicherlich der größte Ork, den Gronsha jemals zu Gesicht bekommen hatte. Seine eigene Statur wirkte im Vergleich dazu wie die eines Heranwachsenden. Das breite Gesicht mit der hohen, fliehenden Stirn zierte ein dünner Bart unter der Nase; die schwarzen Haare waren zu einem Zopf geflochten. Neugierig geworden, hielt er mit dem Essen inne. »Kamdra, meine Liebe. Was bringst du da?«
    »Erlauchter Fürst Flagur«, sagte sie und verbeugte sich vor dem Anführer, woraufhin Gronsha es ihr hastig nachtat. »Ich bringe Euch ein Geschenk, Erlaucht. Es kam den Gang entlang, den wir für tot hielten.« Sie schob ihn nach vorn. »Es heißt Gronsha und ist schwer zu verstehen. Ein Degenerierter, Erlaucht. Aber er hat etwas von einem Orkreich berichtet.«
    Flagur setzte sich auf und legte eine Hand auf das Knie, während die andere dem Gast bedeutete näher zu kommen. »Fein. Gronsha«, wiederholte er nachdenklich und ließ den Namen klingen. »Ja, das passt zu ihnen.« Der Blick seiner rosafarbenen Augen war wesentlich strenger und härter als der des Weibchens. Inzwischen hatte sich Gronsha von seiner ersten Verwunderung erholt, auch wenn ihm der Geruch von widerlich lieblichen Duftessenzen, die zwischen den Zeltwänden umherwaberten, schwer zu schaffen machte. Parfüm, Sauberkeit, eine seltsame Sprache. Diese Orks benahmen sich keinesfalls gewöhnlich, und schon gar nicht ihm gegenüber. Sein Stolz regte sich, er richtete sich auf. »Ich bin kein Ding. Und schon gar nicht deg... delg...« »Degeneriert?«, half ihm Flagur zuvorkommend.
    Gronsha machte einen Schritt vorwärts, sein Stolz braute Wut und ließ sie in ihm aufkochen. »Fürst Flagur, gib mir deinen ...« Ein brennender Schmerz biss in seinen Nacken. Fauchend fuhr er herum und sah Kamdra. An ihrer Speerspitze haftete sein Blut. »Du...«
    »Nein, du wirst den Fürsten mit Euch und Erlaucht ansprechen, wie es sich gehört.« Sie hielt die Waffe stoßbereit. »Ich lehre dich unsere Sitten, Phottör.«
    Er knurrte sie an, gab sich demütig. Nun würde er sie ganz sicher zum Weib nehmen, ihren Willen brechen und sie zu seiner Sklavin machen. Er wandte sich dem wartenden Flagur zu. »Gebt mir Euren Beistand!«, wiederholte er. »Wir müssen die Festung der Unterirdischen angreifen ...«
    »Er meint die Ubariu, Erlaucht«, übersetzte Kamdra.
    »Unsere?«
    »Nein, deren Ubariu, Erlaucht.« Die Orkfrau klang äußerst belustigt. »Anscheinend gibt es sie auch im Land jenseits der Berge. Sie haben mit den Phottör aber wohl nichts zu tun.«
    Flagur nickte und wirkte unvermittelt gut gelaunt. »Das werden wir bald näher erkunden.« Er nickte Gronsha zu. »Und du, berichte mir von deinem Orkreich.«
    Und Gronsha berichtete. Er erzählte von Toboribor, den Höhlen, vom Heer seines Fürsten Ushnotz, dem leicht zu erobernden Bollwerk der Unterirdischen am Steinernen Torweg und von den angeschlagenen Heeren der Menschen und Elben.
    Er ließ sich Papier und Kohle bringen, mit dem er eine grobe Karte umriss. Tinte und Feder ließ er, wo sie waren. Seine ungeübten Hände würden den Kiel nur zerbrechen und schwarze Flecken hinterlassen. »Das Geborgene Land ist leichte Beute, Fürst Flagur«, lockte er. »Ich kenne mich dort bestens aus. Gebt mir Eure stärksten Krieger, und ich erobere die Festung der Unterirdischen.« Wieder erhielt er einen Stich in den Nacken, und Gronsha schrie ein »Erlaucht« hinterher. Oh, wie er Kamdras Widerstand brechen würde. »Um die Festung deinem Fürsten zu schenken?«, lachte ihn Flagur aus. »Gewiss nicht.«
    Gronsha beugte sich vor; sein Blut sickerte unter die Rüstung und den Rücken hinab. »Nein. Ich dachte, dass Ihr der neue Fürst aller Orks
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