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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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flüchtete. Er wollte der Geräuschlosigkeit entfliehen und vergaß dabei sogar, seinen Weg zu kennzeichnen. Seine Müdigkeit, die vergangene Zeit, nichts spielte mehr eine Rolle.
    Der Stollen mündete irgendwann in eine Höhle.
    Gronsha blieb keuchend in dem Durchlass stehen, in seiner linken Seite stach es bei jedem Luft holen. Er schätzte die Höhle auf vierzig Schritt Länge und sicherlich mehr als einhundert Schritt Höhe. Durch Löcher in der Decke fielen baumdicke Sonnenstrahlen schräg nach unten. Fast sah es so aus, als bildeten sie Säulen aus Licht, auf denen die Decke ruhte. Die Helligkeit durchstach die Schwärze und riss kleine fahle Flecken des Bodens aus der Finsternis.
    Er stutzte. Es waren Knochen ... haufenweise Knochen lagen umher. Orkknochen!
    Entweder hatte er eine Grabkammer gefunden, in denen die Überreste der Feiglinge ohne Zeremonie und Achtung vermodern sollten, oder es hauste etwas in den Kammern und Gängen, das sich sein Volk als Mahl auserkoren hatte.
    Gronsha ging vorsichtig einige Schritte in die Höhle, ließ sich auf ein Knie herab und scharrte mit dem Schwert in einem von Licht beschienenen Haufen.
    Die Gebeine wiesen tatsächlich Spuren von Messern auf. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, das Fleisch abzuschaben; größere Knochen waren aufgebrochen worden, damit man an das Mark gelangte. Die Schädel waren nicht angetastet worden. Wenn er sich nicht sehr täuschte, waren die Knochen alle recht frisch. Er atmete laut aus, stand auf und witterte nach allen Seiten. Es war möglich, dass die Unterirdischen im wahrsten Sinne des Wortes das kleinere Übel gewesen waren.
    Er trabte weiter, quer durch die Höhle, und vermied es aus einem unbestimmbaren Grund heraus, durch die Lichtflecke und hellen Strahlen zu laufen. Am anderen Ende angelangt, betrat er den nächsten Stollen und folgte ihm mit knurrendem Magen. Die andauernde Rennerei hatte ihn hungrig gemacht.
    Seine gute Nase warnte Gronsha.
    Ein bekannter Geruch sagte ihm, dass sich vor ihm Angehörige seiner Art herumtrieben, auch wenn er sie weder hörte noch sah. Irritierend fand er, dass der Duft von ranzigem Fett auf den Rüstungen ausblieb. Dann erspähte er den Feuerschein am Ende des Weges.
    Da Gronsha keine Lust hatte, von übereifrigen Wachen mit Pfeilen gespickt zu werden, gab er sich keine Mühe, besonders leise zu sein. »Ho«, rief er den Stollen entlang, und der Fels trug seine kräftige, dunkle Stimme nun wie durch einen Trichter weiter. »Ich bin ein Ork! Aus Toboribor! Ich brauche eure Hilfe gegen die Unterirdischen, Brüder!«
    Zwei große, breit gebaute Umrisse traten in den Stollen und verdunkelten die Helligkeit der Flammen. Der vage bekannte Duft verstärkte sich, ihre Schatten flogen den Gang entlang auf ihn zu. Noch erkannte er keine Einzelheiten, aber was den Wuchs anbelangte, standen die Orks aus dem Jenseitigen Land denen aus dem Süden des Geborgenen Landes in nichts nach.
    Sie kamen auf ihn zu, die schlanken Speere mit den bösartigen Widerhaken am Ende gesenkt. Gronsha schätzte, dass die dünnen Metallhäkchen unter zu viel Druck einfach vom Blatt abrissen und im Körper des Opfers stecken blieben. Die Waffe flößte ihm Respekt ein.
    Ein Dritter eilte mit einer Blendlaterne herbei und richtete deren Schein auf ihn.
    Bald standen sie vor ihm, einer von ihnen war ein Weibchen,
    was Gronsha verwunderte. Nicht nur, weil sie mit den zahlreichen Ringen in den Ohrmuscheln und der ungewohnt schlanken Nase sofort seine Gier weckte, sondern weil sie sich dem Stand der Krieger angeschlossen hatte. Das kannte er aus Toboribor nicht. Weiber sollten sich um die Bälger und das Essen sorgen. Und um Krieger wie ihn, auf der Stelle.
    »Lass deine Hände ruhig«, befahl sie ihm mit rauchiger Stimme. Die Lanzenspitze legte sich an seine Kehle und dirigierte ihn an die Wand. »Bleib so. Bruder.« Die beiden Orks lachten.
    Gronsha wunderte sich über die Rüstungen und Helme, welche sie trugen. Sie verzichteten tatsächlich auf die rettende Schmiere auf den Panzern! So würden sie kein Gefecht gewinnen. Er fand es dumm, dem Gegner die Arbeit zu erleichtern. Überhaupt wirkten sie sauber. Zumindest viel, viel sauberer als er. Ungesund sauber. Sein Neid erwachte. Ohne Zweifel stammten die Rüstungen aus einer orkischen Schmiede. Die Güte des Metalls und des Handwerks stand jedoch bei weitem über dem Werk des besten Schmieds von Fürst Ushnotz. Vielleicht verzichteten sie deshalb auf den Talg?
    »Ich bin Gronsha. Bringt
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