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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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Land üblich gewesen war. Dazu hatte es Unmengen von Essen gegeben, und das Wettrülpsen hätte er in diesem Zyklus sicherlich gewonnen. Stattdessen schlug er sich durch das Jenseitige Land und hoffte auf Beistand. Er selbst war in den Höhlen Toboribors zur Welt gekommen und wusste nichts von dem Ursprungsland seiner Ahnen. Wie alle Orks in Toboribor. Aber nicht nur auf Orks hoffte Gronsha zu treffen, sondern auch auf Oger, Trolle, Albae und alle anderen Kreaturen, die den Göttern Samusin und Tion folgten.
    »Das waren noch Zeiten«, murmelte er verdrossen. Seit der Niederlage des verbündeten Magus Nöd'onn war es vorbei mit der guten Zeit für ihn und Fürst Ushnotz, der ein neues Reich gründen wollte: ständig vor den Soldaten der Rotbluter auf der Flucht, keine Heimat mehr und ein Fürst, der ungerecht und schwach war. Noch wagte er es nicht, sich gegen Ushnotz zu stellen, ihn zu töten und die Macht zu ergreifen. Andere, Erfahrenere, das spürte er, würden es vorher versuchen. Wer den Fürst besiegte, wurde zum Fürst - so lief es schon immer bei seinem Volk. Der Beste erhielt die Macht. Da wartete er lieber noch. Er wartete auf seine Gelegenheit.
    Das einzig Gute an seiner Lage war seine Unsterblichkeit, die ihm das Schwarze Wasser verliehen hatte. Doch Unsterblichkeit ohne Macht war wie ein Knochen ohne Fleisch.
    Gronshas Plan wandelte sich, je weiter er vorstieß und je mehr sich der Nebel lichtete. »Warum eigentlich zurückkehren und Ushnotz folgen?«, fragte er ins Ungewisse, und die Worte hallten dumpf von den Höhlenwänden wider. Schimmernde Flechten und Moose spendeten genügend Helligkeit für seine empfindlichen Augen. Er sah jetzt beinahe so gut wie an einem Sonnentag. Damit stieg seine Zuversicht. »Ich tauge ebenso zu einem Fürsten.« Vielleicht würde es ihm gelingen, im Jenseitigen Land eine kleine Streitmacht auf die Beine zu stellen und sie dazu zu bringen, das Tor am Steinernen Torweg anzugreifen. Die gewaltigen Portale aus Granit waren von ihm und seiner Truppe kurz vor der Flucht beschädigt worden, die Unterirdischen würden sie auf die Schnelle nicht verriegeln können. Ein paar hundert Orks, und die Schlacht gegen die Hand voll Verteidiger wäre gewonnen. Er musste rasch Verbündete finden und angreifen, bevor die Unterirdischen die Schäden repariert hätten. Gronsha feixte. Er, der unsterbliche Ork, würde sich die Festung der Unterirdischen selbst sichern! Alles, was er benötigte, waren Mitstreiter. Er durfte nicht wählerisch sein. Beinahe alles, was eine Waffe halten konnte, wäre ihm willkommen. Jetzt gab es für ihn keinen Zweifel mehr: Tion hatte gewollt, dass er ins Jenseitige Land ging. Seine Augen entdeckten ein Zeichen in der Höhlenwand. Es war eine Rune, verschnörkelt, fremdartig und auf seltsame Weise widerlich zwergisch. Zu den Spitzohren passte die Form nicht.
    »Gibt es diese bärtigen Pocken auch auf dieser Seite?«, fluchte Gronsha. Er konnte nicht erkennen, ob der Stein erst vor kurzem oder vor hundert Sonnenzyklen bearbeitet worden war. Vorsicht war angebracht. Er lief weiter, folgte dem Gang, der sich bald gabelte, und trabte nach kurzem Zögern in die Richtung, aus der wärmere Luft strömte.
    Bald darauf fächerte sich sein Weg in ein Dutzend Gänge auf. Gronsha befand sich am Anfang eines Irrgartens. Er markierte seinen erwählten Gang mit einer großen Orkrune, zwei senkrechte Striche mit zwei Punkten dazwischen, die er in den Fels ritzte, damit er notfalls zurückfand. Nach nicht allzu langem Marsch musste er erneut entscheiden, wohin er sich wandte, und so ging es noch achtmal.
    Es war totenstill.
    Seine Schritte verursachten keinen einzigen Laut mehr; der Talg auf seiner Rüstung schien in die Ritzen gelaufen zu sein und schmierte die reibenden Teile der Panzerung. Nicht einmal ein kleines Steinchen fiel von der Decke oder ein Wassertropfen platschte zu Boden. Im Jenseitigen Land gab es keinen Ton, kein Leben. Nichts als ihn und die Gänge, die mal hoch und breit wie Scheunentore, dann wieder klein und schmal wie eine Menschenfrau waren.
    Das Grauen kroch in ihn hinein.
    Gronsha fing vor Angst an zu schwitzen. Bald sah er überall huschende Schatten, die ihn umkreisten, dann glaubte er, dass sich sein eigener Schatten ohne sein Zutun bewegte. Binnen kurzem war er so weit, dass er sich sogar über den Todessschrei eines Orks gefreut hätte. Dann hätte er wenigstens etwas vernommen. Schließlich rannte er, ohne zu wissen, wovor oder wohin er
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