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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure
Autoren: Iny Lorentz
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sagst du, und da reist er allein? Diese Herren kommen doch immer mit großem Gefolge. Andererseits flößt mir der Mönch Angst ein. Solange er hier ist, sollten wir das Hurenhaus meiden. Nicht dass er mit Feuer und Schwert dreinfährt und es uns teuer büßen lässt, wenn wir dort unseren Mann stehen wollen.«
    Sein Kamerad nickte eifrig. »Ins Wirtshaus sollten wir vielleicht auch nicht mehr gehen und auch das Fluchen unterlassen. Ich muss sagen – der Mönch ist mir unheimlich! Du hättest ihn aus der Nähe sehen sollen! Sein Gesicht wird zu einem großen Teil von einer Silbermaske verdeckt.«
    »Vielleicht ist das die neueste Mode unter den Pfaffen in Rom!« Sein Kamerad spie angewidert aus und fand, dass die Anwesenheit eines fanatisch auftretenden Mönchs seine Behaglichkeit störte.
    Während die Torwächter sich noch eine Weile über die Begegnung unterhielten, durchquerte Ruppertus die Stadt und erreichte in kurzer Zeit die Burg. Dort scheuchte er den Wächter mit einer Handbewegung beiseite. Mit der gleichen Arroganz winkte er im Hauptgebäude einen Diener heran. »Wo ist der König?«
    »Seine Majestät befindet sich in der großen Halle«, antwortete der Mann. »Aber ich weiß nicht, ob …«
    Was der Diener noch hatte sagen wollen, unterblieb, denn Ruppertus ging einfach an ihm vorbei und vernahm bald laute, getragene Stimmen, die ihm den Weg wiesen.

3.
    I sabelle de Melancourt beobachtete die Szene, die sich vor ihren Augen abspielte, mit einem nachsichtigen Lächeln. Nicht weit von ihr entfernt trug ein Ritter ein Samtkissen in den Händen, auf dem der Reichsapfel lag. Ein anderer Edelmann hielt ein Kissen mit dem Zepter, während ein dritter sich mit dem purpurfarbenen Krönungsmantel abmühte. Direkt neben ihm umklammerte ein vierter Edelmann den Griff eines altmodisch wirkenden Schwertes, das der Überlieferung zufolge bereits Kaiser Karl der Große geführt haben sollte. Weitere Ritter standen in blankpolierten Rüstungen Spalier.
    Alle blickten so ernst, als wohnten sie tatsächlich einer heiligen Zeremonie bei. Selbst die beiden Nonnen in Isabelles Begleitung sahen ergriffen aus, während sie selbst die Sache eher belustigend fand. Ihr Blick suchte den König, der in einem härenen Hemd steckte und wenig majestätisch wirkte. Seiner Miene nach schien er dies auch selbst zu empfinden.
    Er erhob sich, zupfte das Hemd zurecht, das ihn unter den Achseln zwickte, und kniete dann erneut vor dem Mann nieder, der im Ornat der höchsten geistlichen Autorität vor ihm stand und in der Hand die schwere, achteckige Kaiserkrone hielt, die mit kostbaren Edelsteinen und den Bildern der biblischen Könige David und Salomon geschmückt war.
    Ein Luftzug traf Isabelle und machte sie darauf aufmerksam, dass soeben die große Flügeltür in den Saal geöffnet worden war. Sie wandte den Blick und entdeckte einen Mönch im Habit der Dominikaner. Als eine der Fackeln an der Wand einen silbern schimmernden Reflex auf seinem Gesicht aufblitzen ließ, kniff sie die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
    Der Mönch trat einen Schritt in den Saal, verharrte dann und starrte verblüfft auf das Spiel, das ihm geboten wurde.
    Eben hob der als Papst verkleidete Mann die Krone und sah Sigismund fragend an. »Bist du bereit, als gläubiger Christ den Schirm der Kirche, die Wahrung der Gerechtigkeit, die Mehrung des Reiches, das Beschützen der Witwen und Waisen und die Ehrung des Papstes zu geloben?«
    Der kniende Sigismund kratzte sich am Hals, weil ihn der Kragen des unbequemen Kleidungsstücks juckte, und nickte dann.
    »Sicher!«
    Mit einem mahnenden Hüsteln machte der falsche Papst den König darauf aufmerksam, dass er sich in dieser Situation nicht von seinen Launen leiten lassen durfte.
    Daher nickte Sigismund noch einmal und antwortete der Zeremonie gemäß: »Volo! Ich will!«
    Währenddessen ließ Isabelle de Melancourt den Neuankömmling nicht aus den Augen. Sie spürte seine Verwirrung und auch seinen Zorn, weil ausgerechnet hier in der königlichen Residenz mit einem der heiligsten Sakramente der Kirche Schindluder getrieben wurde. Schon erwartete sie, dass der Mönch einem Engel mit dem Flammenschwert gleich dazwischenfahren würde. Doch er hielt sich zurück und sah regungslos zu.
    Nachdem Sigismund zur Zufriedenheit seines Papstdarstellers geantwortet hatte, wandte dieser sich mit einer weit ausholenden Geste an die im Saal versammelten Adeligen und Gefolgsleute des Königs. »Seid ihr bereit, diesen
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