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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure
Autoren: Iny Lorentz
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begeistert zujubelte wie die anderen Ritter. Das, sagte er sich nach kurzer Überlegung, konnte er zu seinen Gunsten ausnützen.
    »Ihr seht, meine Ritter stehen treu zu mir!«, brach Sigismunds Stimme in Ruppertus’ Gedanken ein. Seine Worte enthielten eine unterschwellige Drohung, die dem Inquisitor nicht entging. Ewig würde der König nicht auf die Kaiserkrönung warten.
    Unterdessen sprach Sigismund weiter. »Mein Kammerherr wird Euch und Eurer Begleitung ein angemessenes Quartier bereitstellen lassen.«
    Ruppertus schüttelte mit verbissener Miene den Kopf. »Ich habe meine Diener und Prälaten in Rom zurückgelassen. Gott ist mein Begleiter, und er sorgt auch für meine Unterkunft.« Damit deutete er Sigismund gegenüber eine Verbeugung an und verließ den Saal. Vor der Tür blieb er stehen und ließ die Ritter, die in kleinen Gruppen herauskamen und leise miteinander sprachen, an sich vorbeigehen.
    Den Wortfetzen zufolge, die Ruppertus auffangen konnte, hielten die kleinen Reichsritter zu Sigismund, während die Grafen und Fürsten des Reiches, die zu großen Teilen erst gar nicht nach Nürnberg gekommen waren, ihre eigenen Pläne verfolgten.
    Da die Hussiten nicht danach fragten, ob jemand ein Anhänger oder ein Gegner des Königs war, bevor sie ihn töteten, scharten sich die hier Anwesenden zumeist aus Überzeugung um Sigismunds Banner. Den Krieg gegen diesen erbarmungslosen Feind würde der König allerdings ohne die Hilfe des hohen Adels führen müssen. Doch das interessierte Ruppertus im Augenblick weniger als Michel Adlers Anwesenheit, und er dankte der Heiligen Jungfrau, dass er so rasch auf Maries Spur gestoßen war.

4.
    E s dauerte eine Weile, bis der Mann erschien, auf den Ruppertus es abgesehen hatte. Falko von Hettenheim war ein wenig einflussreicher Verwandter des Königs mit einem nicht gerade umfangreichen und dazu noch verstreuten Besitz, der nicht seinem hohen Rang entsprach. Man sagte ihm nach, er sei von Ehrgeiz zerfressen. An diesem Tag war er so abweisend, dass niemand anderer es gewagt hätte, ihn anzusprechen. Doch als Inquisitor und Gesandter des Papstes brauchte Ruppertus keine Rücksicht walten zu lassen.
    Daher trat er dem Grafen in den Weg und nötigte ihn, stehen zu bleiben. »Ich würde gerne mit Euch sprechen, aber unter vier Augen!«
    Hettenheim stierte ihn an, grunzte etwas, was als Zustimmung verstanden werden konnte, und wies nach draußen. »Dann kommt mit! Unter den Arkaden sind wir ungestört.«
    »Das will ich hoffen.« Ruppertus lächelte, doch seine Maske verzerrte sein Gesicht zu einer boshaften Grimasse.
    Falko von Hettenheim hatte miterlebt, wie sein Vetter Sigismund vor allen Rittern von dem Inquisitor zurechtgewiesen worden war, und fragte sich, weshalb Janus Suppertur ausgerechnet seine Nähe suchte. Angespannt führte er Ruppertus nach draußen und blieb an einer einsamen Stelle unter den Arkaden stehen. Einen Augenblick lang starrte er nur auf dessen Maske und überlegte, welch schreckliches Ereignis dazu geführt haben mochte, dass der Inquisitor sein Gesicht verbergen musste. Dann aber erinnerte er sich an dessen geistlichen Stand und senkte den Kopf.
    »Segnet mich, ehrwürdiger Vater, damit mein Weib mir endlich den Sohn gebiert, den ich mir von ihr wünsche!«
    »Dann müsste ich eher Euer Weib segnen«, antwortete Ruppertus mit leichtem Spott, hob aber die Hand und zeichnete das Kreuz auf Graf Hettenheims Stirn. »Möge Gott Euch Euren Herzenswunsch erfüllen! Doch beantwortet mir eine Frage: Wer war jener Ritter, der vorhin den Hochruf auf den König ausgebracht hat?«
    »Michel Adler, Burghauptmann auf Hohenstein«, antwortete Falko von Hettenheim mit angewiderter Miene. »Gerüchten zufolge soll er der Sohn eines lumpigen Schankwirts sein und sein Weib eine Hure, die sich ihren Aufstieg und den ihres Ehemanns in Sigismunds Bett verdient hat.«
    »Ihr scheint Michel Adler nicht zu mögen«, fragte Ruppertus lauernd.
    »Er ist ein Emporkömmling ohne edles Blut in den Adern und damit eine Schande für jeden ehrlichen Ritter, der mit ihm reiten muss.«
    Hettenheim lief bei seinen Worten rot an, als koche er vor innerlichem Grimm, und fuhr nach einer kurzen Pause fort. »Sigismund will, dass ich Michel Adler in meine Schar aufnehme. Ich habe mich natürlich geweigert, einen so unedlen Mann an meiner Seite reiten zu lassen, und seitdem bin ich in der Gunst meines Vetters gesunken.«
    »Ach ja! Ihr seid Sigismunds Vetter. Fast hätte ich es vergessen«,
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