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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure
Autoren: Iny Lorentz
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ihnen allen die Schädel einzuschlagen.«
    Einen Augenblick lang suchte des Königs Blick Isabelle de Melancourt, die es mittlerweile aufgegeben hatte, sich vor dem Dominikaner verbergen zu wollen.
    Nun bemerkte auch Ruppertus die Äbtissin, und ein Ruck ging durch seinen Körper. Aber er hatte sich sofort wieder in der Gewalt und wandte sich Sigismund zu. »Ich darf Seiner Heiligkeit also berichten, dass der König und seine Truppen mit Freude im Herzen aufbrechen werden, um die heilige Religion gegen Ketzerei und Häresie zu verteidigen.«
    »Die Freude meiner Ritter und Soldaten wäre noch größer, wenn sie einem Kaiser anstelle des Königs in die Schlacht folgen dürften!« Sigismund klang fordernd. Wenn er schon gegen die Ketzer zog, wollte er dafür belohnt werden.
    Ruppertus war jedoch nicht befugt, auf die Wünsche des Königs Rücksicht zu nehmen, und bedachte Sigismund mit einem tadelnden Blick.
    »Seine Heiligkeit Papst Martin glaubt, das Symbol der Kaiserkrone werde noch strahlender auf der Stirn eines Herrschers leuchten, wenn dieser bereits bewiesen hat, dass er die Feinde des Glaubens niederwerfen und das Reich befrieden kann.«
    Die Abfuhr war deutlich. Das Gesicht des Königs färbte sich dunkel, doch bevor er auffahren konnte, sah er, dass Isabelle de Melancourt ihm ein Zeichen machte, Ruhe zu bewahren. So antwortete er verbindlicher, als es seinem Gefühl entsprach. Seine Stimme aber klang wie die eines kleinen Jungen, dem man ein begehrtes Spielzeug verwehrt hatte.
    »Soll das heißen, Seine Heiligkeit will warten, bis ich die böhmischen Ketzer abgeschlachtet habe, bevor er mich zum Kaiser krönt?«
    »So könnte man es sagen. Majestät, die Zeit drängt! Dem Heiligen Römischen Reich droht die Abspaltung der böhmischen Lande, die dann in Häresie versinken werden. Das darf ein künftiger Kaiser niemals zulassen.«
    Ruppertus sah bei diesen Worten nicht den König an, sondern Isabelle de Melancourt. Seine Worte, ja seine ganze Haltung waren als Warnung zu begreifen, sich ihm nicht in den Weg zu stellen. Schließlich war er hier im Namen des Papstes, der auch über sie und ihren kleinen Nonnenorden gebot. Er brauchte nur ein paar Worte über ihre Schwäche im Glauben zu verlieren, und sie würde als Beschuldigte vor einem Inquisitionstribunal stehen.
    Einen Augenblick lang fragte Ruppertus sich, ob er sie nicht tatsächlich anklagen sollte. Aber wenn es stimmte, was er von dieser nicht sehr frommen Äbtissin gehört hatte, wärmte die Frau gerade Sigismund das Bett. Daher hielt er es für klüger, erst einmal abzuwarten, bis sich die Leidenschaft des Königs für die Melancourt abgekühlt hatte, um sie danach erst zu vernichten.
    Während Ruppertus seinen für Äbtissin Isabelle gefährlichen Gedanken nachhing, wandte Sigismund sich an einen Edelmann, der in Michel Adlers Nähe stand.
    »Dann werden Wir eben gegen diese elenden böhmischen Ketzer ziehen! Vetter Hettenheim, Ihr sammelt Unsere Truppen in Franken. Auf diese Weise erfüllen Wir den Auftrag Seiner Heiligkeit in Rom und hoffen, dass er es nicht vergisst.«
    Allen im Saal war bewusst, dass Sigismund auf die Kaiserkrone anspielte, auf die er nicht mehr lange warten wollte.
    Zwar hatte Michel zuerst ein wenig über die gespielte Kaiserkrönung gelächelt. Nun aber empfand er den Auftritt des Inquisitors als anmaßend. Um zu zeigen, dass immer noch Sigismund im Reich befahl und nicht der Papst in Rom, zog er sein Schwert und reckte es in die Höhe.
    »Für Gott, das Reich und den Kaiser!«
    Sofort rissen auch die anderen Ritter die Schwerter aus den Scheiden und jubelten Sigismund zu.
    »Für den Kaiser!«, hallte es machtvoll durch den Saal und zeigte deutlich, dass die Ritter auf Seiten des Königs standen und nicht ewig darauf warten wollten, bis der Papst sich dazu herabließ, Sigismund zu krönen.
    Ruppertus achtete nicht auf die Jubelnden, sondern starrte Michel mit einem Gefühl an, als raste Feuer durch seine Adern. Zwar war sein Gegenüber älter geworden und wirkte in seiner Rüstung wie ein Edelmann. Dennoch erkannte er den Wirtsschwengel, der Marie geholfen hatte, ihn zu vernichten, und der als Lohn ihre Hand und ihren Leib bekommen hatte.
    »Nein, ich bin nicht vernichtet! Ich bin zurückgekommen – und bin stärker als jemals zuvor«, murmelte er unhörbar für andere.
    Während er Michel voller Hass betrachtete, entging Ruppertus nicht, dass ausgerechnet Falko von Hettenheim, der Vetter Sigismunds, dem König nicht so
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