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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache
Autoren: Robert Asprin
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jemand anderen.«
    Ruhig und würdevoll erhob sich der Geschichtenerzähler, bedachte beide mit einem vernichtenden Blick, und schritt majestätisch davon. Sein Becher Wein war ebenfalls verschwunden.
    In dem kurzen Moment, als ihre Blicke sich getroffen hatten, fühlte Zalbarwohl, daß der alte Mann ihn mit scharfer Intelligenz hinter Maske und Umhang erkannt hatte. Er änderte rasch seine Meinung über den hageren Geschichtenerzähler, und Jubals Beschreibung seines Informanten, in dessen Gegenwart die Leute vergaßen, daß ein Mann ebensogut hört wie redet, fiel ihm wieder ein. Und nun wußte Zalbar, wer sein wahrer Lebensretter war.
    Der Sklavenhändler ließ sich an dem nun leeren Tisch nieder, und augenblicklich, ohne daß er bestellen mußte, erhielt er zwei Kelche mit teurem Qualis. Zalbarnahm an seiner Seite Platz und stellte fest, daß man von diesem Tisch freien Blick auf alle Ein- und Ausgänge der Schenke hatte, worauf er Hakiem noch höher achtete.
    »Ich vergaß vorzuschlagen, Euren Mann auf dem Dach mit einzuladen«, bemerkte Zalbar. »Ich schulde ihm Dank.«
    »Der Mann ist eine Frau, Moria; sie arbeitet in der Dunkelheit besser als ich — selbst ohne die Vorteile einer dunklen Hautfarbe.«
    »Nun, trotzdem möchte ich ihr danken.«
    »Davon rate ich ab.« Der Sklavenhändler grinste. »Sie haßt Rankanier, und Höllenhunde insbesondere. Sie griff nur auf meinen Befehl ein.« »Das erinnert mich an einige Fragen.« Zalbarsetzte seinen Becher ab. »Warum wart Ihr heute nacht auf meiner Seite? Und woher kennt Ihr den Warnruf der Armee vor Bogenschützen?«
    »Alles zu seiner Zeit. Erst müßt Ihr mir eine Frage beantworten. Es ist nicht meine Art, Informationen umsonst weiterzugeben, und da ich Euch den Namen Eures Feindes genannt habe, sagt Ihr mir nun, aus welchem Grund Kurd einen Hinterhalt für Euch plante.« Nachdem er bedächtig einen Schluck genommen hatte, erklärte Zalbar die Lage zwischen ihm und Kurd. Nach einer Weile wurde ihm klar, daß er mehr erzählte, als nötig gewesen wäre, und er wunderte sich, warum er Jubal auch seinen Ärger und die Bitterkeit enthüllte, die er selbst vor seiner eigenen Truppe verheimlicht hatte. Vielleicht sah er in Jubal, im Gegensatz zu seinen Kameraden, die er respektierte, einen Mann, der so verdorben war, daß ihm seine eigenen, finstersten Gedanken und Zweifel im Vergleich dazu gewöhnlich und banal erschienen. Jubal hörte schweigend zu, bis der Höllenhund fertig war, dann nickte er langsam. »Ja, das ergibt einen Sinn«, murmelte er.
    »Die Ironie ist, daß ich zum Zeitpunkt des Angriffs Befehl hatte, gegen Kurd nichts zu unternehmen. So war der Hinterhalt, vorerst zumindest, unnötig. Meine Befehle lauten, Kurd in Ruhe zu lassen.«
    Statt zu lachen, betrachtete Jubal sein Gegenüber eindringlich. »Seltsam, daß Ihr das sagt.« Er wählte seine Worte sorgfältig. »Auch ich habe ein Problem, gegen das ich derzeit nichts unternehmen kann. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen.«
    »Wolltet Ihr darüber mit mir sprechen?« fragte Zalbar, der plötzlich mißtrauisch geworden war.
    »So in etwa. Die Ausgangsposition ist nun günstiger. Jetzt kann ich Euch für den Gefallen, um den ich Euch bitten werde, etwas bieten, das Ihr haben wollt. Wenn Ihr Euch mit meinem Problem befaßt, sorge ich dafür, daß Kurd seine Arbeit einstellt.«
    »Vermutlich ist Euer Anliegen ungesetzlich. Falls Ihr wirklich glaubt ... «
    »Es ist nicht ungesetzlich!« gab Jubal giftig zurück. »Um das Gesetz zu brechen, brauche ich Eure Hilfe nicht. Das ist einfach genug, trotz Eurer sogenannten Elitetruppe. Nein, Höllenhund, ich muß Euch bestechen, Eure Arbeit zu tun — das Gesetz durchzusetzen.«
    »Jeder Bürger kann sich an jeden Höllenhund wenden, wenn er Hilfe braucht.« Zalbar fühlte, wie er zornig wurde. »Falls es tatsächlich innerhalb der Grenzen des Gesetzes ist, braucht Ihr nicht ... «
    »Gut!« unterbrach ihn der Sklavenhändler. »Dann bitte ich Euch, als Bürger des rankanischen Reiches eine Mordserie zu untersuchen und zu beenden — jemand mordet meine Leute; jagt meine Blaumasken durch die Straßen, als wären sie räudige Tiere.«
    »Ich — ich sehe.«
    »Und ich sehe, daß es Euch nicht überrascht«, knurrte Jubal. »Nun, Höllenhund, tut Eure Pflicht. Ich will keine falsche Vorstellung von meinen Leuten erwecken, aber sie werden ohne Verhandlung hingerichtet. Das ist Mord.
    Oder zögert Ihr, weil einer der Euren der Mörder ist?«
    Zalbars
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