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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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der Nähe des Flusses zarte Birken und Weiden und schließlich gigantische Bäume mit riesigen blauen Fächerblättern, die Una noch nie gesehen hatte.
    » Meine Lieben! Lasst uns beginnen « , sagte Hra-Esteron zu Una und Irene. Er war mit Enygme eben auch gekommen und sah von der weiten Flügeltür aus auf die versammelten Einhörner und Menschen hinunter. Die Gäste des Festes standen in bunt herausgeputzten Gruppen umher, blickten neugierig und erwartungsvoll auf die Türen, aus denen die Hauptakteure treten würden. Auf schmalen, hohen Tischen wurden die unterschiedlichsten Leckereien angeboten, mancher Mensch hielt ein Glas in der Hand, manch Einhorn trank von den künstlerisch angeordneten kleinen Brunnentränken. Und wieder andere wandelten sich, um doch lieber ein Glas Saft oder Wein zu nehmen.
    Una sog das Bild ein wie ein Kunstwerk. Es schien ihr, als wäre das Leben selbst zu einem barocken Gemälde geworden. Sie hörte Lachen und spürte die Freude, die wie eine Aura die versammelte Menge umgab. Eierkuchen, dachte sie, Friede, Freude und Eierkuchen. Nur, es schien nichts falsch daran, nichts gestellt, nichts gespielt. Es war einfach nur schön.
    Konnte es bitte so bleiben? Ein seltsames Kribbeln ließ ihr die Haare im Nacken hochstehen. Nachwirkungen des Erlebten. Sie blickte von ihrer Mutter zu Kanura und von ihm zu Enygme, Esteron und Perjanu, die immer noch am Ausgang verharrten und mit gleicher Freude den farbenfrohen Anblick des versammelten Volkes genossen. Dann traten sie aus dem Gebäude.
    Das Fürstenpaar ging vor, der riesige schwarze Hengst und die eher zierliche Stute mit den glitzernden Goldfäden in der Silbermähne. Kanura folgte mit Una und Irene je an einer Seite. Danach kamen die Schanchoyi, allen voran Perjanu, schließlich die menschlichen Würdenträger. Nacheinander schritten sie in würdevoller Prozession nach draußen, während die dort versammelten Einhörner und Menschen ihnen zujubelten.
    Una wandte ein wenig betreten den Blick ab.
    » Sehr formell « , murmelte Irene leise und zupfte nervös an ihrem Kleid. Una blickte auf ihre Füße, aus Angst, ausgerechnet jetzt darüber zu stolpern.
    » Wir mögen prächtige Zeremonien « , erklärte Kanura. » Aber ich glaube, das haben wir ursprünglich von den Menschen gelernt. «
    » Man muss die Feste feiern, wie sie fallen « , meinte Irene.
    » Wir haben Grund zum Feiern. Frieden. Welch besseren Grund könnte es geben? « , sagte Kanura.
    Die Prozession von Fürstenfamilie und Würdenträgern stellte sich oberhalb der Versammelten auf. Una schielte nach dem Fürstenpaar in der Mitte. Sie mochte die beiden. Man konnte gar nicht anders, als sie zu mögen.
    » Bewohner Talunys’! « , begann der Fürst, dessen schwarze Mähne prächtig im sanften Wind wehte. » Der Krieg war kurz, dennoch haben wir viel verloren. Denen, die in den Klangnebel gingen, haben wir unsere Lieder gesandt, auf dass sie neu erstehen können, aus dem Sein, das ewig ist. Wir werden ihrer immer gedenken. «
    Einen Augenblick war es ganz still.
    » Ihr Verlust soll uns lehren « , fuhr nun die Fürstin fort, » zukünftig weiser zu sein und nie nachzulassen in unseren Bemühungen, den Frieden zu wahren – den Frieden zwischen uns, aber auch den Frieden in uns. Denn Frieden ist Leben. Und Krieg bedeutet Tod für die einen und Trauer für die anderen. «
    » Auch ist nicht jede Gefahr gebannt « , sprach nun Perjanu mahnend. » Wir wissen nicht, wohin die Uruschge gegangen sind. Wir wissen nur, nicht alle sind zu Sternenstaub geworden. Wir werden alle gemeinsam weiter wachsam sein. Füreinander. «
    Wieder herrschte Schweigen. Die Menschen nahmen sich bei den Händen. Die Einhörner rückten näher zusammen.
    » Jene, die für und mit uns gekämpft haben, wollen wir heute ehren « , sagte Hra-Esteron. » Und zu allererst möchte ich die mutigen Frauen ehren, die aus einer anderen Welt kamen, um uns zu helfen. «
    » Ihr müsst jetzt vortreten! « , flüsterte Kanura Una und Irene zu.
    » Äh … « , flüsterte Una zurück.
    » Los jetzt! « Er stupste Una sanft an.
    Sie traten vor.
    » Bardinnen! « , begrüßte Hra-Esteron sie erneut. » Euer Mut und eure Beharrlichkeit haben uns gerettet. Schmerzen und Gefahr habt ihr für uns alle auf euch genommen. Eure Musik hat uns Kraft gegeben. Eure Instrumente sind in den Fluten verschollen. «
    Er gab mit seinem Horn ein Zeichen, und zwei Traumwerker traten mit zwei Kästen hervor, die sie vor Una und Irene öffneten. In
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