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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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Brücke, strebten danach, eine Art Schutzwall um die Menschen zu errichten. Die freilich hatten diese spezifische Gefahr so wenig bemerkt, wie sie jetzt den Schutzschild wahrnahmen.
    Die Willenskraft und die Wut der Re-Gyurim ergossen sich gegen die Menschen und krachten gegen den Perjanus und Esterons Schutzschild. Die Nachtluft zitterte. Die Sterne selbst schienen zu erbeben. Esteron, der sich eben aufgerappelt hatte, sank erneut auf die Knie vor Anstrengung. Schon nutzten zwei weitere Feinde die Gelegenheit, sich auf ihn zu stürzen. Einem rammte er die Hornklinge ins Bein, den anderen versuchte er magisch anzugehen, doch seine Ressourcen waren an den Schutzschild gebunden. Er tat schon mehr, als einem Einhorn möglich war, indem er versuchte, die Menschen zu schützen.
    Einer seiner Tyrrfholyn kam ihm zu Hilfe und schaffte es gerade noch, einen Angriff auf ihn abzufangen. Blut spritzte erneut, und der dunkle Boden glitzerte feucht im Sternenlicht.
    Plötzlich wurde es heller. Von einer Seite der Lichtung drang unvermutet neues Licht. Dies kam nicht vom Himmel, sondern eher vom Boden. Unheimliche, lange Schatten formten sich um jedes einzelne Wesen, verdoppelten sich, vervielfältigten sich, als gäbe es mehr als eine Lichtquelle. Schon wurde es unübersichtlich, und man konnte im Dunkel kaum noch schnell genug ausmachen, wer Freund und wer Feind war und wer nur Schatten. Alles bewegte sich durcheinander, verwirbelte die Wirklichkeit und die Wahrnehmung eines jeden, der hier kämpfte.
    Bewegungen wurden langsamer. Und die seltsame Helligkeit tauchte alles in bläulichen Schein. Was war das nur?
    Esteron warf sich flach zu Boden, um einem erneuten Angriff auszuweichen. In Menschengestalt auf dem Boden liegend war er nun leichte Beute. Panisch wandte er den Kopf in Richtung der Lichtquelle, um zu sehen, was oder wer diese neuerliche Entwicklung ausgelöst hatte. Freund oder Feind?
    Blaue Gestalten lösten sich scheinbar aus dem Nichts. Nicht allzu weit entfernt konnte Esteron ein Plätschern hören. Dass hier eine Quelle war, war ihm bislang nicht aufgefallen. Gewandet in nichts als blauen Nebeldunst trat ein Schleierwesen nach dem anderen hervor. Das Licht kam von ihrem eigenen Strahlen. Ihre Füße schienen den Boden nicht zu berühren, als sie über ihn hinwegglitten, in zarten, anmutigen Schritten.
    Die Kampfhandlungen verebbten. Jeder – Freund, Feind, Tyrrfholyn, Uruschge, Mensch – starrte nur auf das, was da kam.
    Enygme war nun neben ihm. Er rappelte sich hoch und lehnte sich an ihren warmen Körper. Er hatte sie wieder. Niemand wusste, für wie lange. Doch er hatte sie wieder. Einen Augenblick lang vergrub er sein Gesicht in ihrer hellen Mähne.
    Dann blickte er wieder der seltsamen Erscheinung entgegen. Inzwischen war die Anzahl der flatternden Seidenwesen zu einer kaum noch zählbaren Menge angewachsen. Es schienen immer mehr zu werden, sie füllten den Waldrand und alsbald auch die Lichtung, in der der Kampf zum Stillstand gekommen war. Wie Zugvögel kamen die Wesen in v-förmiger Formation auf ihn zu – und Esteron begriff.
    Nymphen. Er konnte sie jetzt klarer sehen, ergötzte sich an ihrer überirdischen Schönheit, die seine aufgewühlte Seele kühlte. Die Erste an der Spitze trat auf Enygme und ihn zu. Einen Augenblick lang fürchtete er, dass einfach nur neue Feinde aufgetaucht waren, ein Heer von ätherischen Wesen, deren magische Fähigkeiten er nicht einmal im Entferntesten einschätzen konnte. Aber er spürte ihre Seelen. Und diese Seelen waren von der Reinheit des Wassers, klar und kühl.
    Nun verneigten sich die Wesen vor ihnen, bevor die Erste zu sprechen anhub: » Frei sind wir, wieder hier, bringen dir heute hier, was dir gefehlt in deiner Welt. « Ihre Stimme war wie Windgesäusel in den Blättern.
    Esteron versuchte, alles gleichzeitig wahrzunehmen, und war überwältigt von der Mannigfaltigkeit der Eindrücke. Die blauen Wesen, die vor ihm standen, und noch mehr von ihnen, die die Lichtung langsam umkreisten wie ein blau schimmernder Fackelzug. Uruschge, die panisch davonstoben und im Dunkel der Nacht verschwanden. Nymphen, die in ihren Händen blaue Steine hielten, so wie den, der in Esterons Diadem verarbeitet war. Wo die blauen Steine noch einen Uruschge berührten, zerging der zu blauem Sternenstaub, der sich in den Nachthimmel hob wie umgekehrter Regen.
    Esteron zog das Krönchen aus seinem Hemd, nicht sicher, ob das die richtige Reaktion war. Die vorderste Nymphe stand auf,
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