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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum
Autoren: Andrea Bottlinger
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Prolog
    N och fünfzehn Sekunden. Die Zentralstation der Alarmanlage lag offen vor Amanda, Drähte und Platinen ein wildes Durcheinander. Stumm zählte sie die Sekunden. Noch vierzehn, dann würde der Alarm losgehen, wenn sie nicht den richtigen Code eingab. Ihr Herz flatterte vor Aufregung, doch die beruhigende Präsenz ihres Bruders hinter ihr sorgte dafür, dass ihre Hände ruhig blieben.
    »Ich kenn das Modell. Lampe höher.«
    Roman folgte der Aufforderung. »Du zählst wieder mit, oder?«, flüsterte er dicht an ihrem Ohr. »Wie oft hab ich dir gesagt, du solltest nicht die Sekunden zählen? Das macht dich nur nervös. Entweder du schaffst es, oder du …«
    »Ruhe!«
    Amanda biss sich auf die Unterlippe. Die Stromverbindung einfach zu kappen würde nur einen anderen Alarm auslösen. Aber sie konnte den Stromkreis umleiten. Sie hielt den Atem an, als sie ein Stück Draht zurechtbog, die Enden an die richtigen Stellen schob. Sofort streckte Roman die Hand über ihre Schulter aus und befestigte den Draht mit einem Stück Klebeband an Ort und Stelle. Sie waren ein erprobtes Team.
    Zwei Sekunden. Eine. Null.
    Amanda ließ die Hände sinken. Halb rechnete sie damit, dass eine Sirene losging, doch alles blieb ruhig. Erleichtert atmete sie aus. »Entweder war es ein stummer Alarm, oder es hat funktioniert.«
    Roman lachte leise und zerzauste ihr das Haar. »Wird schon funktioniert haben. Du machst dir zu viele Sorgen.«
    Amanda drehte sich um, legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf zu dem Gesicht ihres Bruders, das im Schatten lag. Er hatte die kleine Taschenlampe bereits wieder ausgeschaltet. »Roman, wir sind auf dem Weg hier rein an zwei Wachleuten vorbeigekommen. Vorne am Tor des Grundstücks sitzen noch mal zwei. Der Besitzer dieser Villa legt offensichtlich verdammt großen Wert auf seine Kunstschätze. Und da wunderst du dich, dass ich mir Sorgen mache?«
    »Wenn sie uns erwischen, hab ich dich zu allem angestiftet. Du musst keine Angst haben, kleine Schwester. Ich pass auf dich auf. Und jetzt komm weiter.«
    Er und sein Bedürfnis, sie zu beschützen … Roman hatte nie begriffen, dass sie keine Angst davor hatte, hinter Gittern zu landen. Sie hatte Angst davor, von ihm getrennt zu werden. Seit ihre Mutter sich mit irgendeinem Kerl aus dem Staub gemacht hatte, war er alles, was ihr noch von ihrer Familie geblieben war.
    Noch immer mit einem mulmigen Gefühl im Magen folgte Amanda seiner langen, schlaksigen Gestalt durch einen Eingangsbereich, in den problemlos ihre gesamte Wohnung hineingepasst hätte. Rechts von ihnen führte eine Treppe in den ersten Stock. In der Dunkelheit konnte Amanda ihre geschwungene Form nur erahnen. Roman schlich auf eine hohe Doppeltür am Ende der Eingangshalle zu.
    Immerhin schien es im Haus keine Wachen zu geben. Nichts regte sich in den großen Räumen. Den Gärtner, die Putzfrau und den Koch hatten sie bei Anbruch der Nacht gehen sehen, und auch der Besitzer hatte seine Villa vor einer Viertelstunde verlassen. Hoffentlich verbrachte er den Abend in der Oper oder bei irgendeiner anderen zeitraubenden Aktivität.
    Mit der Hand an der Klinke der Doppeltür blieb Roman stehen. »Das müsste es sein, oder?«
    Amanda nickte. »Es entspricht genau der Beschreibung. Dahinter sollte die Bibliothek liegen. Dann müssen wir nur noch diese Statue finden, die der Japaner haben will.«
    Sie hatte nie verstanden, warum manche Kunstsammler die Dinge stehlen ließen, die sie nicht kaufen konnten. Was machte man mit einer Statue, die man nicht mal seinen Gästen zeigen konnte, weil sie einen sofort eines Verbrechens überführen würde? Aber reiche Leute waren nun mal seltsam. Und sie und ihr Bruder lebten gut davon. Sie hatte also keinen Grund, sich zu beschweren.
    Langsam öffnete Roman die Tür. Amanda lauschte angespannt. Vielleicht saß ja doch ein Wachmann auf der anderen Seite? Aber dann schlüpfte Roman durch den offenen Spalt und winkte ihr, ihm zu folgen.
    Der Strahl der Taschenlampe glitt dicht am Boden entlang, und Roman achtete darauf, nicht in Richtung der Fenster zu leuchten. Das Licht riss Regalreihen voller Bücher aus der Dunkelheit, einige davon in Leder gebunden. Doch es fing sich auch in Glas. Vitrinen, die alte Steintafeln enthielten, kleine Bronzestatuetten. Hier und dort blitzte Gold.
    »Das ist ja das reinste Museum hier!« Amanda wechselte einen Blick mit ihrem Bruder. Das Grinsen auf seinem Gesicht war ansteckend, ihre Nervosität schwand. Sie hatten einen
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