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Die Quelle

Titel: Die Quelle
Autoren: James A Michener
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gewiß wichtigen Posten am Schreibtisch abbeordert, um sicher zu sein, daß kein Raubbau an diesem wertvollen Tell getrieben wurde.
    Jetzt schritt er rasch über die Hochfläche des Hügels und streckte dem ihm auf den ersten Blick sympathischen Forscher seine Hand entgegen: »Es tut mir wirklich leid, daß ich bei Ihrer Ankunft nicht hier sein konnte.«
    »Wir freuen uns, Sie überhaupt hier zu haben«, erwiderte Cullinane. Er wußte genau, warum man ihm einen Mann wie Eliav geschickt hatte. Aber wenn man schon einen Aufpasser haben mußte, dann war ihm doch Eliav am liebsten. »Ich habe versucht, schon vorige Woche abzukommen«, sagte Eliav. »Drei Tage war ich hier oben, um alles in Gang zu bringen; aber dann haben sie mich abberufen. Jetzt sollten wir uns aber das Camp ansehen.« Er ging mit Cullinane zum westlichen
    Ende der Hochfläche. Dort führte ein alter Pfad in Windungen den Hang hinab zu einem verwitterten Steinbau; an seiner Südseite lag eine Arkade mit drei hübschen islamischen Rundbögen. Von hier aus kam man in vier kühle, weiß getünchte Räume. Der größte war für Cullinanes Arbeitszimmer und als Bibliothek bestimmt, die anderen für den Fotografen, für die Arbeit an den Keramikfunden und für die Zeichnerin.
    »Es sieht besser aus, als ich erwartet hatte«, meinte Cullinane. »Was war dieser Bau früher?«
    Eliav zeigte mit dem Mundstück seiner Pfeife auf Tabari. Der sagte:    »Wahrscheinlich das Haus eines arabischen
    Ölbaumpflanzers. Vor zwei- oder dreihundert Jahren.« Cullinane war beeindruckt von der legeren Weise, in der Tabari und Eliav miteinander verkehrten. Keine Spur von der sonst üblichen Feindschaft zwischen Arabern und Juden.
    »Hier haben wir die Schlafzelte, vier im ganzen«, fuhr Eliav fort, »und dort geht es zum Kibbuz Makor, wo wir essen.« Auf dem Weg zu der landwirtschaftlichen Genossenschaftssiedlung sah Cullinane nachdenklich auf die gebräunten jungen Menschen, die im Kibbuz arbeiteten: Wie weniger Jahre hatte es bedurft, aus den gebeugten Juden des Ghettos diese lebensfrohen Bauern werden zu lassen! Kaum zu glauben, daß diese muskulösen Männer, diese unbefangenen Frauen Juden waren. Da gab es Blonde mit blauen Augen, die aussahen wie Schweden. Andere, ebenfalls blond, aber mit kurzgeschorenen, markanten Köpfen, hätten Deutsche sein können. Da waren Rotköpfe, die Amerikanern glichen, solche, die korrekt aussahen wie Engländer und dort fast so Dunkle wie Araber. Wer nicht wußte, was diese Menschen waren, hätte bestenfalls zehn Prozent dieser schlanken jungen Leute für Juden gehalten, aber sicherlich einen: Dschemail Tabari, den Araber. »Was den Kibbuz angeht, haben wir drei wichtige
    Entscheidungen getroffen«, erklärte Eliav, als die vier sich dem großen Speiseraum näherten. »Wir werden hier nicht schlafen. Aber wir werden hier essen. Und bis die Ernte beginnt, dürfen wir auch die Kibbuzniks bei der Ausgrabung beschäftigen.«
    »Ist das gut oder schlecht?« fragte Cullinane.
    »Keine Sorge«, sagte Eliav. »Wir haben Sie gerade auf diesen Tell aufmerksam gemacht, weil die Kibbuzniks uns dauernd mit Funden geplagt haben. >Sehen Sie bloß mal, was wir aus unserem Tell gebuddelt haben.< Die sind doch wie Kinder, begeistert für die Archäologie wie die Amerikaner für ihren Baseball.« Die vier Archäologen nahmen in dem großen Speisesaal Platz. Ein magerer junger Mann von etwa fünfunddreißig Jahren, mit kurzgeschnittenem Haar und in Sandalen, Shorts und Sporthemd, kam zu ihnen. »Schwartz«, stellte er sich vor. »Ich bin der Sekretär des Kibbuz. Wir freuen uns, daß Sie mit uns essen werden.« Cullinane wollte gerade in seiner umständlich akademischen Art antworten: »Wir möchten Ihnen nur sagen, wie sehr wir es zu schätzen wissen, daß...«, als Schwartz ihm das Wort abschnitt: »Wir schätzen Ihre Dollars.« Und schon ging er fort, um ein Mädchen heranzuholen, das Kaffee servierte. »Ein netter Kerl«, murmelte Cullinane.
    »Da haben Sie den Juden neuen Typs«, sagte Eliav, etwas beschwichtigend. »Das sind die Leute, die unser Israel stark machen.«
    »Woher kommt er? Er spricht wie ein Amerikaner.«
    »Niemand weiß es genau. Schwartz heißt er wohl, weil er so dunkel ist. Er hat Dachau und Auschwitz überlebt. Gott allein weiß, wie er das fertiggebracht hat. Er hat weder Familie noch eine Vergangenheit, aber dafür eine unbändige Energie. Schauen Sie sich seinen Arm an, wenn er zurückkommt.«
    Ein gutaussehendes stämmiges
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