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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Autoren: Ingrid Müller
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dreiviertel Stunde bis Dieckmann kam. Er rauschte herein, würdigte mich keines Blickes und raunzte im Vorbeigehen:
    „Kommen Sie rein.“
    Ich wankte mehr als ich ging. Er sah mich nicht an, machte nur über den Schreibtisch hinweg mit ausgestrecktem Arm ein Zeichen, dass ich mich zu setzen habe.
    „Ich muss Ihnen nicht sagen, dass Sie mich sehr enttäuscht haben, oder?“ begann er.
    „Ich fürchte, dass das, was ich Ihnen zu sagen habe, Sie noch mehr enttäuschen wird.“ entgegnete ich.
    Jetzt gab es kein Zurück. Ich war plötzlich ruhig und entschlossen. Und ich hatte seine Aufmerksamkeit. Er sah mich neugierig an.
    „Dafür, dass Sie so lange in Urlaub waren, sehen Sie aber verdammt schlecht aus.“
    „Es war auch kein Erholungsurlaub. Ich befinde mich in einer schweren Krise. Ich musste über mein Leben nachdenken. Wenn Sie so wollen, bin ich schwer krank.“
    Großer Gott, was redete ich da? Wir sahen uns eine Weile schweigend an. Ich riss mich zusammen.
    „Herr Professor, Sie erinnern sich an den Patienten aus Frankfurt, der hier als Notfall eingeliefert wurde, ein neues Herz bekam und dann verstarb?“
    „Und ob ich mich daran erinnere. Das war für uns alle sehr frustrierend. Dieser Aufwand für einen Menschen, den wir nicht mehr retten konnten. Mit dem Herzen hätten wir jemand anderen am Leben erhalten können.“
    „Ich habe ihn gekannt. Er war meine große Liebe. Er hat seine Frau umgebracht, den Verdacht auf mich gelenkt, und während ich im Gefängnis saß, eine viel jüngere reiche Frau zu heiraten.“
    Diekmann beugte sich vor und sah mich mit offenem Mund an.
    „Ich habe mich nie für den Klatsch interessiert, aber ich kann mich an so ein Rumoren in der Richtung erinnern. -  Und dieser Mann kommt nach so langer Zeit ausgerechnet auf unsere Station? – Was für merkwürdige Wege das Leben geht. DAS hat sie also völlig aus der Bahn geworfen. Muss schlimm für Sie gewesen sein. Aber die Operation war von vornherein ziemlich aussichtslos. Nur, die Ehefrau hat einen Riesenterz angezettelt. Ein guter Freund von mir, mit dem wiederum ihre Eltern befreundet sind, hat mich telefonisch bekniet, eine Trans-plantation zu riskieren. Wir haben ihn dann als Notfall an Eurotransplant gemeldet. Es klappte überraschend schnell mit der Organspende. Wer weiß, wer da seine Hand im Spiel hatte.“
     
    Gerade hatte ich allen Mut für mein Geständnis zusammengenommen. Ich wollte sagen
    „Nein, nein. Ihre Gedanken gehen in die ganz falsche Richtung. Ich wollte, dass er stirbt, damit er mich endlich nicht weiter quälen kann.“
    Und dann wollte ich ihm erklären, wie bösartig dieser Mann gewesen sei. Doch Dieckmann kam mir zuvor.
    „Übrigens, und das sag ich Ihnen jetzt mal ganz vertraulich, um ein Haar hätten wir ihm ein falsches Herz eingesetzt.“
    Mein Körper war wie schockgefrostet.
    „Wwwieso?“
    „Da sind irgendwelche Blutproben vertauscht worden. Wir wissen nicht, wie das passieren konnte. Schlimm, schlimm, schlimm für die Klinik.“
    „Sie haben es vorher gemerkt?“ platzte ich heraus. Er verstand meine Frage falsch. „Glücklicherweise. Es gab derartig auffällige Ergebnisse, die überhaupt nicht zu den uns bekannten Parametern passten, so dass wir sämtliche Laborproben von dem Morgen wiederholen mussten. Aber wir haben nicht herausbekommen, von welchem Patienten dieses Blut stammte. Und das wäre wichtig gewesen, denn die Tumormarker waren so exorbitant hoch, dass mit ziemlicher Sicherheit von einer Krebserkrankung ausgegangen werden kann.“
     
    Sämtliche Orkane der Welt prallten in meinem Kopf aufeinander. Ich hatte Jochen gar nicht umgebracht. Ich war keine Mörderin. Ich musste gar nicht beichten. Ich musste meinen Job nicht aufgeben, musste nicht ins Gefängnis, konnte mit meiner Familie weiterleben. Weiterleben? Mein Gott, es war meine Blutprobe. ICH HATTE KREBS! Dann fiel ich in Ohnmacht.
     
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Krankenhausbett, in meiner linken Armvene eine Infusionsnadel, seitwärts ein piependes Überwachungsgerät. Hillmann, der neue Oberarzt tätschelte meine Wangen.
    „Aufwachen, Frau Scheuermann, aufwachen,“ rief er.
    „Na, endlich. Da sind Sie ja wieder. Jetzt bleiben Sie mal schön ruhig liegen. Wir haben Ihrem Mann Bescheid gesagt. Der Professor hat eine gründliche Untersuchung angeordnet. Ein paar Tage werden Sie unser Gast sein müssen.“
     
    Ich würde also sterben. Wie sollte ich die restliche Zeit verbringen? Was für einen
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