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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Autoren: Ingrid Müller
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helfen, ein langer strammer Spaziergang, und danach wollte ich mich an den Laptop setzen und mit dem Schreiben beginnen.
     
    Ich saß am Tisch und starrte auf den Bildschirm; mein Gehirn war zugenagelt, ich brachte keinen Satz zuwege. Ich hatte Hunger und beschloss zu kochen. Beim Betrachten meiner Vorräte hatte ich plötzlich keinen Appetit mehr. Ich ging ins Dorf hinunter, schlenderte am Hafen entlang, setzte mich schließlich auf eine Mauer und dachte an Moritz. Er hatte die Schiffe so geliebt. Würde er das alles wiedersehen, wenn ich im Gefängnis war? Schließlich wurde es dämmerig und ich beschloss in den Dorf Pub zu gehen und ein Bier zu trinken. Es war niemand da, sie waren alle noch bei ihren Familien. Ich schlürfte mein Bier und horchte in mich hinein. „Noch´n Bier, Miss?“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mein Glas schon leer war und erschrak, als der Kellner plötzlich neben mir stand. Ich schüttelte den Kopf, zahlte und schlurfte langsam zurück zu meinem Haus. Auf dem Tisch stand mein Laptop und sah mich erwartungsvoll an. Ich umkreiste den Tisch, nahm dann die Fernbedienung und stellte den Fernseher an. Es gab nichts, was mich interessiert hätte, aber ich ließ den Apparat laufen. Meine Gedanken wanderten wieder zu den Vorgängen der Vergangenheit, ich konnte sie jedoch nicht ordnen und in eine Reihenfolge bringen. Wo sollte ich beginnen? Schließlich ging ich früh zu Bett.
     
    Die nächsten drei Tage vergingen ähnlich. Das Wetter war nach wie vor schön, aber es wurde kühler. Am vierten Morgen war mein Zimmer beim Erwachen so hell, dass ich glaubte, es sei bereits Mittag. Ich sprang aus dem Bett, aber es war erst acht Uhr. Es hatte geschneit, und jetzt schien die Morgensonne auf die weiße Pracht. Die ganze Welt war hell und friedlich. Schnell zog ich mich an, lief durch den Schnee und fühlte mich wie ein kleines Kind. Könnte ich doch noch einmal so unbeschwert sein. Könnte ich doch noch einmal ganz von vorn anfangen.
     
    Ich ging ins Haus, frühstückte und starrte dann wieder auf den Laptop. Die Sonne hatte den Schnee geschmolzen. Gegen Mittag zogen ein paar Wolken auf, es wurde windig und am Nachmittag hatte sich der Himmel hinter grauen Schleiern versteckt. Ich setzte mich an meinen Computer und begann zu schreiben:
     
    Am 28. August verließ ich um 7.45 Uhr das Haus, mit der festen Absicht, einen Menschen zu töten .
     
    Einmal angefangen, wollte ich nicht mehr aufhören zu schreiben, zu schreiben, zu schreiben. Ich fühlte keinen Hunger, keine Müdigkeit, keinen schmerzenden Rücken. Die Bilder und Erinnerungen explodierten in meinem Kopf und wollten in Buchstaben gefasst werden. Erst gegen Mitternacht, nachdem mir mehrfach die Augen zugefallen waren, ging ich zu Bett. Früh um 6 Uhr wachte ich auf. Ein Sturm war aufgekommen. Er rappelte an den Blendläden, schüttelte das kleine Häuschen und begehrte heulend Einlass, wobei er wasserfallartigen Regen auf mein Dach klatschen ließ. Ich ließ die Läden zu, kochte mir einen Tee, zündete ein paar Holzscheite im Kamin an, die wegen des starken Zuges sofort lichterloh brannten, setzte mich wieder an den Computer und schrieb und schrieb und schrieb.
     
    Am nächsten Morgen war das Wetter immer noch sehr stürmisch. Ich genoss es, mich in meinem Haus zu verschanzen und die Außenwelt von mir fernzuhalten. Gegen Mittag klopfte es an der Tür. Es war Brian.
    „Bist Du ok? Wir dachten, Du seiest krank, Du machst Deine Fenster nicht mehr auf. Fehlt Dir etwas?“
    Ich beruhigte ihn, sagte,  ich müsse arbeiten und das ginge am besten, wenn ich nicht abgelenkt würde, schon gar nicht von so einem schrecklichen Wetter. Sheila meinte, ich solle zum five o´clock Tee kommen? Ja, gern. Eigentlich war es mir lästig, jetzt da ich einmal meine Gedanken auf die Reihe gebracht hatte. Andererseits berührte mich die Fürsorge der Beiden. Jetzt, da ich sowieso unterbrochen hatte, konnte ich mir auch etwas zu Essen kochen.
     
    Der Regen hatte aufgehört, zumindest vorübergehend. Ich wollte auf meinen Felsen, zog meine Regenjacke an und stapfte los. Dort oben war das Inferno ausgebrochen. Der Sturm stieß mich wütend vom Felsrand zurück. Unten krachte das Meer mit tonnenschweren Wellenbergen gegen die Wand. Eine weiße Suppe kochte und brodelte soweit mein Auge reichte. Niedrig zogen schwarze Wolken auf mich zu und peitschten mir ihre Wassermassen ins Gesicht. Die Natur war mir feindlich gesinnt, und im Schreien des Sturms hörte ich das
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