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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Autoren: Ingrid Müller
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Krebs hatte ich? War er zu operieren? Wie viel Zeit würde mir noch bleiben?
    „Wir wollen mal sehen, wo wir möglichst schnell Termine herbekommen. Röntgen, Ultraschall usw. Wann hatten Sie die letzte gynäkologische Untersuchung?“
    „Ist schon ein paar Jahre her.“
    Das würde es wohl sein. Tumor in der Gebärmutter.
    „Ich habe Krebs,“ sagte ich ganz ruhig.
    „Ja, das wollen wir erst einmal sehen.“
    Er nahm mich nicht ernst. Oder doch? Nach einer Stunde kam meine Kollegin Elke.
    „Wir haben noch für heute einen Untersuchungstermin in der Gynäkologischen für Dich arrangieren können.“
     
    Am Nachmittag kam ich in die Frauenklinik. Dort wurde eine faustgrosse Geschwulst im Uterus diagnostiziert. Professor Holle nahm die Untersuchung selbst vor.
    „Das war aber äußerst leichtsinnig von Ihnen, jahrelang nicht zum Arzt zu gehen. Und dann als Krankenschwester.“
    „Wieviel Zeit bleibt mir?“
    „Wir warten jetzt erst einmal das Ergebnis der makroskopischen Untersuchung ab. Es gibt auch gutartige Geschwülste.“
    „Und wenn nicht?“
    „Na ja, dann gehen Sie mal davon aus, dass wir eine Total operation vornehmen müssen. Und zwar so schnell wie möglich. Dann sehen wir weiter, ob Chemo oder Bestrahlung. Das ganze Programm.“
     
    Am Spätnachmittag kam Kurt.
    „Was ist los? Man hat mich angerufen und gesagt, ich solle gegen Abend kommen. Du müsstest erst untersucht werden. Weiß man schon etwas.“
    „Ja, ich werde in Kürze operiert. Unterleib.“
    „Was Ernstes?“
    In dem Augenblick kam Professor Holle ins Zimmer.
    „Ich habe das Ergebnis der Gewebeprobe. Leider, ist es Krebs. Ich werde Sie morgen operieren.“
    Kurt starrte den Arzt völlig paralysiert an. Der redete mit ruhiger Stimme auf ihn ein. Aber ich hörte seine Worte nicht. Meine Gedanken waren weit weg. Wenn ich keine Metastasen hatte, könnte ich noch ein paar Jahre leben.
    „Wichtig ist immer die Bereitschaft des Patienten, wieder gesund zu werden,“ sagte Holle und drückte meinem Mann die Hand.
    „Machen sie ihr Mut.“
    Kurt nahm meine beiden Hände und knetete sie.
    „Es tut mir alles so leid. Wir haben wertvolle Zeit vergeudet.“
    „Nein, nein, ich konnte mich von Jochen befreien. Das war wichtig. Er hat mir noch vor seinem Tod gedroht, er werde mich zu sich in die Hölle holen. Ich werde alles daran setzen, dass ich dort nicht hinkomme. Jedenfalls nicht so schnell.“
     
    Es wurde eine schlimme Zeit. Bei der Operation wurden mir die Gebärmutter und – bis auf einen kleinen Rest – beide Eierstöcke entfernt. Danach entschloss sich das Ärzteteam  von Professor Holle, eine Chemotherapie bei mir durchzuführen. Mein Mann kam mich jeden Tag besuchen und auch Moritz erschien oft. Aber ich wollte, dass er sein Leben mit Schule, Freizeit und Freunden fortsetzte, denn, wenn ich starb, sollte er nicht ohne soziale Bindungen sein. Irgendwann war das überstanden und ich kam nach Hause. Eine große Hilfe war Sylvia gewesen. Sie bereute, mich nach meinem Geständnis in meiner Verzweiflung allein gelassen zu haben. Auch sie war jeden Tag in mein Krankenzimmer gekommen, und bei meiner Rückkehr hatte sie einen Kuchen gebacken. Wir saßen zum Kaffeetrinken auf der Terrasse, wie damals vor vielen Jahren als ich von meinem Zusammenbruch aus der Kur kam. Diesmal wusste ich das alles noch vielmehr zu schätzen, denn mir war klar, dass von jetzt an jede Sekunde Leben unendlich wertvoll sein würde, obwohl mir dieses Leben sehr schwer fiel, so schlapp und elend wie ich mich fühlte. Sehr langsam kam ich wieder zu Kräften. Arbeiten konnte ich nicht mehr. Ich wurde berufsunfähig. Mühsam erledigte ich das Nötigste im Haushalt. Ich wollte möglichst viel Zeit mit meinem Sohn und meinem Mann verbringen. Immerhin – ich lebte, und ich erlebte eine schöne Zeit. Lange und offene Gespräche mit der Familie über die Zeit nach meinem Tod sollten meine Lieben auf das vorbereiten, was auf sie zukommen würde. Sie waren sehr tapfer, aber da ich mich immer mehr erholte, überwog die Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang. Mehr als ein Jahr war seit meiner Entlassung aus dem Krankenhaus vergangen, und wir planten noch einmal einen Urlaub in Irland. Wir freuten uns riesig darauf, aber dann stellte ich eine Geschwulst in der linken Brust fest. Die Tumormarker, die nach der Operation zunächst gegen Null sanken, waren wieder etwas angestiegen, was alleine noch nicht aussagefähig war. Doch nun gab es keinen Zweifel: Ich hatte
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