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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung
Autoren: Mona Nebl
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oder anderen ausprobieren, das ist zu gefährlich.“
    Die immer noch zierliche Kleine senkte den , mit langen braunroten Flechten bedeckten Kopf und schwieg. In den Worten des Vaters lag die Wahrheit, die sie bereits selbst erkannt hatte. Einen Ausweg hatte sie allerdings noch nicht gefunden. Moran schaltete sich mit sanfter Stimme ein: „Ich kenne eine weise Frau, wie es sie auch in Sorimok gab. Sie hilft bei den Beschwerden der Menschen, auch den Kindern hilft sie auf die Welt zu kommen. Wenn du möchtest, frage ich sie, ob sie dich anlernt.“
    Zaramé sah auf und strahlte ihre Mutter an: „Würdest du das tun? Ich weiß nicht, ob ich alles schaffe, was ich sonst zu Hause noch tue, aber ich werde mich bemühen, Mutter, das verspreche ich dir!“
    Moran strich ihr über den Kopf: „Was du vorhast, ist wichtig und gut, Zaramé, aber ich weiß nicht, ob sie eine Achtjährige bereits nimmt. Möglicherweise musst du dich in Geduld üben.“ Zaramé nickte begeistert, als wüsste sie, dass dies für sie kein Hindernis wäre.
    Und so war es auch: Tiram, eine etwa fünfzigjährige ruhige Frau mit einem hüftlangen schwarzen Zopf, sah sich Zaramé schweigend an und sagte dann geheimnisvoll: „Ich habe schon von dir gehört, mein Kind, auf die eine oder andere Weise. Ich werde dir beibringen, was ich weiß, denn es wird einmal vielen von Nutzen sein. Du wirst nicht immer die Zeit dazu finden, denn ich kann dir nichts bezahlen und du wirst auch einmal Geld verdienen müssen. Dann wird die Zeit knapp werden zum Lernen, aber bis dahin begleite mich so oft du magst!“
    Und das tat Zaramé. Von frühmorgens bis zum späten Nachmittag begleitete sie die Heilerin, lernte eitrige Wunden und gebrochene Glieder behandeln, wusste bald , welche Kräuter gegen Bauchschmerzen und welche gegen den lang währenden Husten helfen. Als Zaramé elf Jahre war, durfte sie das erste Mal bei einer Geburt helfen. Ihr Erschrecken über die lange Qual der werdenden Mutter hielt sich in Grenzen, denn in dieser Zeit waren die Kinder mit Geburten und den damit verbundenen Schmerzen vertraut. Die Kinder kamen in ihrem Elternhaus zur Welt, vor welchem sich die ganze Familie zum Warten und Beten versammelte, damit die Götter der alten Erimeter Kind und Mutter beschützen. Staunend und stolz durfte Zaramé das Neugeborene säubern und der wartenden Familie präsentieren.
    Als sie abends den Eltern freudestrahlend davon berichtete, dachte Moran gerührt daran, wie sie selbst Zaramé am allerersten Abend in Händen gehalten und wie wunderbar sich das Leben inzwischen entwickelt hatte. Und nun hatte Zaramé ihre Berufung gefunden.
    Moran begann zu ahnen, dass dies kein Zufall war. War nicht auch die Hexe Melisin eine Heilkundige gewesen? Und bei aller Liebe zu ihrer Ziehtochter kam Moran nicht umhin festzustellen, d ass Zaramé mit ihrem Aussehen, ihren Fähigkeiten und Kräften wohl kein gewöhnliches Kind sein konnte! Seufzend wandte sie sich wieder dem Topf über dem Feuer zu, innerlich betend, dass diese Tatsache vor anderen möglichst lange verborgen bliebe!
     
    Bald schon kam aber die von Tiram vorausgesagte Änderung: Moran, die bereits seit längerem in der Küche der Burg arbeitete, sollte Zaramé als Dienstmagd mitbringen. Es tat ihr leid, das Lernen des Kindes und die Freude daran zu schmälern, aber ein zusätzliches Einkommen war willkommen. Nach Feierabend und an den wenigen freien Tagen, wenn die Wäsche und das Vorrateinkochen erledigt waren, machte sich Zaramé sofort auf den Weg zu Tiram. Wenn sie spätabends nach Hause kam und beinahe schon im Stehen schlief, machten sich Moran und Balin Sorgen um das Mädchen, das mehr arbeitete als mancher Erwachsener. Balin hätte sie gerne von der Arbeit beim König befreit, auch wenn das Geld knapp war, aber Moran wandte ein, dass extra nach ihrer Tochter im Schloss verlangt worden war. Den Grund dafür kannte sie nicht und Balin ermahnte sie, die Augen offen zu halten, ob etwas anderes dahinter stecken könnte. Es wäre möglich, dass irgendwer die wahre Herkunft der Kinder kennt und König Nozak darüber informiert hat! Auffallend war auch, dass Zaramé bereits nach einigen Wochen nicht mehr als Dienstmagd tätig war, wie ursprünglich verlangt. Solana, die Prinzessin, wollte eine Gefährtin und so lernte Zaramé mit den Königskindern, wobei Karim, der Sohn, zumeist auch bei den Stillarbeiten ihrer Hilfe bedurfte. Die lebhafte, aber meist besonnene Zaramé kam erstaunlich gut mit den beiden
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