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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung
Autoren: Mona Nebl
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Kindern zurecht, die sich in unantastbarer Position wähnten und sich deshalb nicht selten hochmütig benahmen.

Kapitel 3: Elfen und Prinzen
    Zaramé huschte die Treppen hinauf, vorbei an dem Wand teppich, an welchem sie sonst immer kurz verweilte. Er war mindesten fünf auf vier Meter groß und aus eher düster wirkenden Garnen gefertigt. Eine Kriegsszene war darauf dargestellt: Ein großes Heer, an der Spitze der Vater des jetzigen Königs mit Namen Razak, ritt gegen einen hohen Berg an, aus welchem eine unvorstellbar große Zahl an unheimlichen kleinen Schatten strömte. Ein Heer von riesigen, zotteligen Kämpfern schien auf Razaks Soldaten zuzumarschieren. Zaramé war sich beinahe sicher, dass es sich hier um die Magaren handelt, die Niall und sie zu den Eltern gebracht hatten. Der Berg sah genauso aus, wie der auf dem Einband ihres Buches. Auf einem Berghang stand auch hier die Frau mit rotem Haar, die Arme hilfesuchend zum Himmel erhoben. Ihr Gesicht war nicht zu erkennen, aber Zaramé war von ihr fasziniert. Nicht wegen der Haarfarbe, die ihrer eigenen so sehr glich. Sie fühlte eine innere Verbundenheit, die Wärme in ihr aufsteigen ließ, so oft sie die Frau betrachtete und Kälte, wenn sie auf die Schatten blickte. Heute war sie spät dran, deshalb vermied sie es stehen zu bleiben. Als sie jedoch auf dem oberen Treppenabsatz angelangt war, hörte sie ein Zischen hinter sich. Sie fuhr erschrocken herum und sah … nichts! Sie verharrte und versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen. Kein Laut war zu hören! Doch dann sah sie aus den Augenwinkeln, wie sich eine Ecke des Teppichs bewegte. Zögernd stieg sie wieder zum Teppich hinab und beobachtete ihn eindringlich. Zum ersten Mal fiel ihr darauf eine dunkle Höhle auf, die sich direkt hinter der rothaarigen Frau befand. Zaramé runzelte die Stirn. Diese Höhle war zuvor noch nie da gewesen, darauf hätte sie jeden Eid geschworen. Aber das war ja Unsinn! Plötzlich verschwamm das Bild vor ihren Augen und die Höhle war weg! Ihr Herz begann zu rasen. War sie so übermüdet von der gestrigen langen Arbeit mit Tiram, dass sie schon ihrer Phantasie verfiel? Sie schloss die Augen und konzentrierte sich, ruhig zu atmen. Da hörte sie ein Rascheln und als sie die Augen aufschlug, huschte etwas bläulich Schimmerndes an ihr vorüber. Vielmehr machte es den Versuch, aber Zaramé packte, ohne über die Folgen nachzudenken, beherzt zu. Ein kurzes Quieken ertönte, ähnlich dem einer gefangenen Maus. Aber es war keine Maus!
    Zaramé traute ihren Augen kaum, sie wurden i mmer größer, dann blinzelte sie. Aber was sie dennoch sah, war ein kleines Wesen, so groß wie ihr Unterarm lang war. Es hatte keinerlei Ähnlichkeit mit irgendetwas, was Zaramé bisher gesehen hatte. Es war einem Menschen nicht unähnlich, aber es glitzerte und schimmerte blau, die Haare waren lang und silbern und waren mit blauen Gräsern eingeflochten. Die Augen waren sehr schräg geschnitten, standen mehr senkrecht als waagerecht im zartem Gesicht und die Iris glitzerte ebenso silbern wie die Haare. Das waren die einzigen Farben an dem Wesen. Es trug ein Gewand, welches es zu umfließen schien und scheinbar nirgendwo ein Ende nahm. Um die Stirn trug es ein zart geschmiedetes silbernes Band mit einem leuchtend blauen Stein, der rötlich aufblitzte, ähnlich einem Opal in einer Tiara, wenn das Licht darauf fiele. Zaramé spürte einen Schmerz an ihrer Hand und sah, dass sich die klauenähnlichen Hände dieser Gestalt mit ihren langen Nägeln in ihrer eigenen Hand verkrallt hatten. Das bläuliche Menschlein, oder wie auch immer es man nennen konnte, quiekte erneut. Zaramé öffnete schnell ihre Hand, als sie wahrnahm, dass sie ihm durch ihr Zupacken Schmerzen bereitet hatte. Und schneller, als sie schauen konnte, war das Wesen hinter dem Wandteppich verschwunden. Oder war es durch ihn hindurch gegangen? Zaramé flüsterte leise: „ Hallo, du, komm doch zurück. Entschuldige, wenn ich dir wehgetan habe, das wollte ich keinesfalls. Hallo, Kleines, komm doch bitte wieder zurück!“
    Nichts rührte sich hinter dem Vorhang. Was war das nur gewesen? Eine Fee? Soweit es diese wirklich geben sollte, wäre sie doch viel kleiner gewesen, oder? Und Elfen waren doch größer und nicht blau, sie ähnelten angeblich Menschen. Anderseits waren die Ohren des Winzlings etwas spitzer, als die eines Menschen gewesen, was man auch den Elfen nachsagt! Kobolde waren klein, aber hässlich und Trolle waren plump.
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