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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung
Autoren: Mona Nebl
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werden Euch diejenigen sagen, die sie Euch bringen!“
    Moran zwang sich das soeben Gehörte zu verstehen und an die Zukunft zu denken.
    „Wann wird es ungefähr sein, Arami? Diese s Jahr oder nächstes?“
    Arami überlegte mit gerunzelter Stirn und sah damit gleich noch einmal 20 Jahre älter aus.
    „Mit Sicherheit kann ich es dir nicht sagen, aber du sahst aus wie heute und es schneite fürchterlich. Also denke ich, wird es in einem der nächsten Winter sein! Tut mir leid, Moran, genauer vermag ich es nicht zu sagen. Und mehr konnte ich auch nicht sehen, denn je entfernter die Zukunft lag, desto stärker wurde meine Kugel von einem Schleier, gleich einem Nebel überzogen, als sollte ich dir nicht mehr sagen! Geh nun nach Hause zu deinem Mann, er wartet bereits auf dich! Die Götter der alten Erimeter seien mit dir!“
    Moran stand mühsam auf, sie fühlte sich schwach und ausgelaugt. Sie nestelte an ihrer Geldbörse unter ihrem ärmlich wirkenden Umhang, aber Arami winkte ab.
    „Lass dein Geld wo es ist, mein Kind! Es war mir Ehre und Leid zugleich, dir die Zukunft zu sagen. Kopf hoch! Übrigens, die Kleine hat deine Augenfarbe!“, fügte Arami lächelnd hinzu und Morans Blick hellte sich auf. Dann verneigte sie sich vor der Alten, flüsterte einen kurzen Dank und eilte hinaus ins Sonnenlicht. In ihrem Kopf drehte sich alles, während sie den staubigen Weg von der einsamen Hütte Aramis zurück zu der kleinen Handwerkerstadt Sorimok eilte. Dort lebten sie und Balin in einem kleinen Steinhaus. Neugierige Blicke trafen sie, als sie durch das steinerne Tor trat. Denn jeder wusste, wohin sie gegangen war. In einer kleinen Gemeinschaft wie der in Sorimok, mit nicht mehr als 120 Einwohnern, wusste jeder beinahe alles von den Nachbarn. Moran eilte weiter ohne stehen zu bleiben und auf Fragen zu warten, welche sie nicht beantworten wollte. Als sie das kleine Häuschen betrat, sah sie Balin im Halbdunkel auf der Bank neben dem Fenster sitzen. Er sah ihr schweigend entgegen. Sie kniete vor ihm nieder und legte mit Tränen in den Augen ihren Kopf in seinen Schoß. Der riesige Schmied strich ihr sanft über das schimmernde dunkle Haar. Moran begann zu weinen: „Balin, es tut mir so leid. Ich werde niemals Kinder bekommen, niemals!“
    Er nahm ihr Gesicht in seine Hände, hob es vorsichtig an und sah ihr ernst in die schönen, tränenerfüllten Augen.
    „Mo ran, das ist nicht deine Schuld. Wir sind dafür von den Göttern ausgewählt worden. Es ist unser Schicksal diese Kinder anzunehmen und so gut, wie wir es vermögen aufzuziehen. Auf uns liegt eine große Bürde, aber wir werden es schaffen. Und nun hör auf zu weinen! Wir werden zwei Kinder bekommen, denen Großes vorhergesagt ist. Was kann man mehr von der Zukunft verlangen? Lass uns vorsorgen, damit wir bereit sind, wenn es soweit ist.“
    In Morans Augen schwammen noch Tränen, als sie in die strahlend blauen Augen ihres Mannes blickte, der keineswegs unglücklich über die Weissagung schien.
    „Arami hat es in ihrer Kugel gesehen. Wie wurde es dir mitgeteilt, Balin?“
    Er schmunzelte, als er – auch noch etwas fassungslos – den Kopf schüttelte.
    „Ich würde es niemals glauben, wenn mir ein anderer so etwas erzählte, Moran. Ich war jagen, hatte ein Kaninchen für unser Abendessen erlegt und häutete es gerade. Da trat ein alter Mann aus dem Wald mit langem weißem Haar, in der Hand einen alten Wanderstock. Er sah aus wie einer der Tusarden, die hoch oben drüben im Gebirge des Dorschad–Massivs leben. Zuerst wirkte er ganz normal, doch dann sah ich seine Augen, er war blind! Ich stand auf und erwartete eine Bitte um Hilfe oder eine Frage nach dem Weg, als mir auffiel, dass es vollkommen still geworden war. Kein Vogelgezwitscher war zu hören, kein Lüftchen regte sich in den Ästen über mir und auch der Bach neben mir schien lautlos zu fließen. Als wäre eine unsichtbare Hülle um uns beide. Als der Alte sprach, hallten seine Worte, als unterhielten wir uns in einer großen Höhle. Seltsam! Er erzählte von zwei Kindern, die bald zu uns kämen und von unserer sofortigen Abreise aus Sorimok in diesem Augenblick. Und wie wichtig unser Handeln für das ganze Reich werden würde. Er beantwortete keine meiner Fragen und sagte, alles Weitere würde sich finden. Dann krachte es hinter mir und ich drehte mich um. Es war ein Rehbock, der mich mit großen Augen ansah. Als ich mich wieder zu dem Alten umwandte, war dieser verschwunden und ich hörte alle
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