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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung
Autoren: Mona Nebl
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kein Wort mehr mit ihr. Während die Königin Ränke schmiedete, Sagoban zu ermorden, trat etwas immer deutlicher zutage: Ihre Kinder waren ihr vom Wesen her völlig fremd. Erinas war ein Abbild seines Vaters und Rianna, die nichts von ihrer schwarzhaarigen Mutter hatte, sah unbegreiflicherweise mit 12 Jahren wie Melisin aus – eine rothaarige Schönheit, welche von ihrer Mutter gehasst und gemieden wurde. Die Königin erkannte bald, dass der Fluch Melisins dies bewirkt hatte.
    Eines Tages starb König Sagoban nach einem Sturz vom Pferd. Man munkelte, es wäre mit giftigen Kräutern gefüttert und deshalb wild geworden. Weniger als ein halbes Jahr nach des Königs Tod gebar die Königin einen weiteren Sohn mit Namen Razak. Jeder Erimalier vermutete, dass dieser kein Sohn des toten Königs war, sondern der Abkömmling eines tansitischen Geliebten der Königin. Von da an begann eine Zeit der Demütigung und des Leidens für die Erimalier. Razak wuchs zu einem hasserfüllten und rachsüchtigen Mann heran, dem es gefiel seine Halbgeschwister zu schikanieren. Tonyas Gefühle gegen ihre erstgeborenen Kinder, welche ihr so unähnlich waren, waren nun von offenem Hass geprägt. Nach einem besonders gemeinen Übergriff Razaks auf Rianna, flohen die Zwillinge vom Königshof.
    Erinas kämpfte in den Diensten König Heras von Madredas, eines Verbündeten seines Vaters gegen seine Mutter, um sein Königreich zurückzugewinnen und sein Volk zu befreien. Er starb aber beim großen Sturm auf die Mauern Kaligors durch einen gezielten Pfeil seines Halbbruders. Von diesem Zeitpunkt an verfiel das Reich Sagobans der Dunkelheit. Razak herrschte mit grausamer Macht. Niemand wagte es, sich ihm zu widersetzen. Die Königin, vom Volk verachtet, musste erneut erleben, wie sich die Liebe eines ihrer Kinder gegen sie wandte. Sie starb nach langer Einsamkeit im Dunkel der Burg. Rianna, zutiefst verstört durch den Tod ihres Bruders, floh nach …
     
    An dieser Stelle auf der achten Seite endete das Buch. Man konnte deutlich erkennen, dass weitere Seiten gewaltsam entfernt worden waren. Zaramé blickte erschüttert auf und sah in die weit aufgerissenen Augen Nialls.
    „Was bedeutet das? Wie geht es weiter und was ist mit Rianna geschehen? Mutter, warum gehört mir dieses Buch? Was haben wir damit zu tun, Niall und ich?“ fragte sie mit unsicherer Stimme.
    Moran sagte leise: „Liebling, wir wissen es auch nicht. Alles, was uns dazu gesagt wurde, hat dir dein Vater gerade erzählt: Es gehört dir und ihr beide werdet eines Tages wissen, wo ihr die weiteren Seiten suchen müsst.“
    „ Und dann werden wir die Geschichte unseres Volkes bestimmen, sagtest du, Vater, nicht wahr?“ kam es mit fester Stimme von Niall, der, während er diese Worte sprach, zu wachsen schien. Balin nickte bestätigend und dachte erneut: „Ja, er wird ein Anführer werden, unser Sohn. Die Götter mögen uns beistehen, alles was uns vorhergesagt wurde, wird geschehen!“
Laut sagte er: „Ja, so ist es, Niall! Aber ich denke, bis dahin wird noch sehr oft die Sonne auf- und wieder untergehen, denn 10 und 8 Jahre sind dafür sicher noch nicht das richtige Alter. Also lernt und übt und bereitet euch auf diese schwere Aufgabe vor. Moran und ich unterstützen euch so gut wir es vermögen! Aber vergesst nicht: Seid wachsam, kein Wort über dies alles und über das Buch, kein einziges Wort!“, fügte er warnend hinzu. Zaramés Augen glühten vor Erregung, wie zuvor während ihres Wutanfalls. Moran zuckte noch einmal beim Anblick dieser roten Augen zusammen, dann zwang sie sich, das Unvermeidliche zu akzeptieren. Sie würde sicherlich noch mehr Erstaunliches zu sehen bekommen, wenn es so weiter ginge! Niall schüttelte strafend den Kopf, als er Zaramé ansah. Sie grinste ihn schelmisch an, war Sekunden später ein völlig normales Mädchen.
     
    Neuerdings verließ Zaramé gelegentlich Morans Nähe und sammelte Kräuter. Sie trocknete diese und katalogisierte sie gewissenhaft. Eine ungewöhnliche Tätigkeit, aber als Balin sie einmal darauf ansprach, sah ihn die 8-Jährige ernst an: „Vater, ich weiß, es sieht nicht immer sinnvoll aus, aber ich glaube, es wird eine Zeit kommen, in der ich die Heilkräfte dieser Kräuter nutzen muss und ihre Wirkung deshalb in allen Einzelheiten kennen sollte.“
    Balin antwortete nach einigem Überlege n: „Ich weiß, deine Mutter hat dir Lesen und Schreiben beigebracht, aber du kannst die Wirkungen der Kräuter ja nicht einfach an dir
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