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0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

Titel: 0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne
Autoren: Traute Maahn
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Die Leute erzählten sich im Dorf, daß es Gänge und Gewölbe in Schloß Montagne gäbe, die niemals ein Nachfahre des »Schrecklichen« entdeckt hätte. Der Schreckliche, das war Leonardo de Montagne, der den Beinamen »Le Terrible« führte.
    Aus diesem Grunde hatte sich auch die im Ort ansässige Baufirma geweigert, die neue Kellertreppe anzulegen und im Südflügel des Schlosses den Kellergang zu verbreitern.
    Der Chef der Baufirma, ein freundlicher, rundlicher Mann mit Halbglatze, erklärte das Professor Zamorra so:
    »Monsieur, Sie müssen das verstehen. Die Bevölkerung ist nach wie vor der Meinung, daß es in den alten Gemäuern spukt und daß vor allem in den Kellergewölben noch Dämonen aus eisgrauer Vorzeit wohnen…« Der Mann fand das komisch und lachte, aber das Lachen erstarb ihm auf den Lippen, als er Professor Zamorras Antwort hörte.
    »Die Dämonen waren auch da, Monsieur Ferrier. Ich habe sie aber allesamt eingefangen und zum Untergang verurteilt.«
    Sonst, fand Monsieur Ferrier, hatte der Professor, Erbe des Schlosses Montagne, einen ausgezeichneten Ruf im Ort und bei der Bevölkerung. Seine Bizarre Art von Humor allerdings schätzte Monsieur Ferrier nicht besonders. Als ob dieser Mann Dämonen einfangen und zum Untergang verurteilen könnte… das konnte überhaupt kein Mensch aus Fleisch und Blut.
    Das war jedenfalls Monsieur Ferriers unerschütterliche Meinung.
    »Leider kann ich für diesen Auftrag keine Leute bekommen«, lehnte er ab.
    »Schade, Monsieur Ferrier. Ich finde in jedem Fall Männer, die für mich arbeiten. Dann muß ich eben Leute aus einer der benachbarten Städte engagieren.«
    »Bitte, Monsieur. Tut mir leid…« bedauerte der Chef der Baufirma.
    Professor Zamorra verabschiedete ihn freundlich. Er war dem Mann nicht gram. Weshalb auch? Es war überzeugend, daß Gerüchte und Sagen, die sich Jahrhunderte lang gehalten hatten, nicht so schnell verstummen konnten.
    Und im Grunde hatten die Leute ja recht. Es hatte im Schloß de Montagne wirklich gespukt. Die Mächte der Finsternis hatten hinter der Tür mit dem Wappen gelauert. Gerippe mit Knochenhänden.
    Grausam und gierig. Verschlagen und mit teuflischer Freude am Quälen.
    Aber das war vorbei. Professor Zamorra hatte die Dämonen mit dem silbernen Zauberamulett aus dem Château getrieben.
    Wirklich alle? Er war überzeugt davon. Seitdem er nach dem grausigen Tod seines Onkel Louis de Montagne das Schloß geerbt und zu seinem Wohnsitz erklärt hatte, gab es keine Absonderlichkeiten in dem alten, historischen Gebäude mehr.
    Daß seine Idee, einen Teil des Kellergeschosses auszubauen und zu modernisieren, solche verheerende Folgen haben könnte, ahnte Professor Zamorra, der auch »der Meister des Übersinnlichen« genannt wurde, nicht.
    Er fand einen Bautrupp aus Tours und überließ es dem Vorarbeiter, wie er seine Leute einsetzte. Er drückte ihm einfach den Bauplan in die Hand und zog sich mit seiner Sekretärin Nicole Duval in die Bibliothek im Westturm zurück, um ihr eine wissenschaftliche Abhandlung für die Zeitschrift »LIFE« zu diktieren.
    ***
    Fernand war ein Riese von Gestalt, unglaublich stark und stämmig.
    Er setzte den Preßluftbohrer an und schaltete ihn ein.
    Auf der Wand im Kellergewölbe war mit Kreide markiert, wo das türgroße Loch entstehen sollte.
    Zunächst einmal gab es eine Staubwolke, als sich der scharfe Bohrkopf in die Jahrhunderte alte Mauer wühlte. Fernand trug einen Mundschutz. Seine Arbeitskameraden hatten sich ins Freie zurückgezogen und rauchten auf dem Schloßhof eine Pausenzigarette. Fernand war immer die Vorhut. Wo er den Preßluftbohrer ansetzte, machte man sich am besten unsichtbar.
    Fernand glaubte zunächst, die dicke Mauer würde überhaupt nicht zu schaffen sein. Doch plötzlich gab sie unvermittelt nach.
    Fernand, der sich mit aller Kraft, die in seinem mächtigen Körper war, gegen den Bohrer stemmte, torkelte in einen dunklen Raum.
    Hinter ihm krachten Steine in das entstandene Mauerloch, die halbe Decke des Gewölbes folgte nach. Es rumpelte und dröhnte, und das gewaltige Fundament von Château Montagne schien in seinen Grundfesten zu erzittern.
    »Fernand…« schrie einer der Männer von außen. Entsetzt waren sie in den Kellergang geeilt und fanden das verschüttete Loch.
    »Verdammt…« fluchte der Vorarbeiter. »Fernand ist darin begraben worden. Wir brauchen Hilfstrupps. Wir müssen mit Balken die Mauern abstützen, sonst segelt uns der riesige Bau auf die Schädel
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