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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria
Autoren: Deborah Hale
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scheinst nicht in der Verfassung zu sein, irgendwohin zu gehen”, meinte sein unsichtbarer Gefährte. “Und selbst wenn, ich habe mit angeschaut, was geschehen ist. Du würdest keinen deiner Freunde noch am Leben finden.”
    “Diese Narren”, murmelte er. “Wenn sie zusammengeblieben wären, hätten wir den Wald erreichen können und vielleicht eine Chance gehabt. Ich hatte sie gewarnt. Das sah von Anfang an nach einer Falle aus.”
    “Ich glaube, die Han kommen auf diesem Weg hier wieder zurück”, flüsterte die Stimme. “Der Irrsinnsfarn hat eine gute Wirkung gezeigt. Wenn man bedenkt, wie dünn ich ihn gestreut habe.”
    “Was?” Rath verstand überhaupt nichts mehr.
    “Lass nur, ich habe mit mir selbst gesprochen.”
    Die Stimme sprach Umbrisch, kein Hanisch oder etwa Comtung, bemerkte er.
    Jetzt hörte auch er die Soldaten. Das laute Knacken von Ästen verriet, dass sie den Waldrand absuchten.
    “Geh”, drängte das unsichtbare Wesen. “Je tiefer du dich im Wald versteckst, desto sicherer bist du. Die Han mögen keine Bäume, besonders nicht so viele auf einmal.”
    “Warum hast du mir das denn nicht früher gesagt? Lass uns gehen.”
    Rath schüttelte den Kopf. Dann erinnerte er sich daran, dass sein unsichtbarer Freund ihn ja nicht sehen konnte. “Warte nicht auf mich. Ich kann nicht weit laufen, wie du selbst gesagt hast.”
    “Kau das hier.” Eine kleine Blume schwebte auf ihn zu. Ihre fünf äußeren Blütenblätter waren von cremigem Weiß mit einem schwachen rosa Schimmer, während die inneren in einem warmen Rosa leuchteten. “Es wird deine Schmerzen lindern und dir genug Kraft geben, eine kurze Strecke zu gehen.”
    “Was ist das?” Während er sprach, schwebte die Blume näher und näher, bis eine unsichtbare Hand sie ihm in den Mund stopfte. Er wollte sie wieder ausspucken, doch fast augenblicklich erfüllte eine köstliche Frische seinen Mund, und der Schmerz im Arm ließ nach. Es raschelte leise neben ihm, bevor sich unsichtbare Finger über seine Schulter legten. Jemand zwängte sich unter seinen rechten Arm, um ihn auf die Füße zu stellen. Dabei schnaufte dieser Jemand vor Anstrengung.
    Zu seinem Erstaunen stellte Rath fest, dass er wirklich stehen konnte. Er fühlte sich zwar etwas schwindlig, und der Arm schmerzte immer noch, aber es war, als käme der Schmerz von weit her. Seine unsichtbaren Beine schienen jedenfalls stark genug, ihn zu tragen.
    Mit ein wenig Hilfe.
    Er fühlte eine feste, warme Schulter, die ihn stützte. Ein zierliches, gertenschlankes Wesen schien an seiner Seite zu gehen.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als die Stimmen lauter wurden und das Geräusch brechender Äste den Wald erfüllte. “Worüber reden sie?”, fragte sein unsichtbarer Begleiter fast unhörbar. Er schien vor Angst die Luft anzuhalten.
    “Einer fragt, ob sie nicht die Hunde auf uns hetzen sollen.”
    Die Hunde hatten keine Furcht vor den Wäldern, aber sie waren genau so gnadenlos wie ihre Herren.
    Und sie brauchten keine Augen, um ihn zu finden. Sie würden sein Blut riechen. Danach würden sie keine Ruhe geben, bis sie ihn zerrissen hätten.

3. KAPITEL
    D ie Hunde der Han? Vor Schreck gefror Maura fast das Blut in den Adern. Sie hatte diese Furcht erregenden Kreaturen mit dem glatten schwarzen Fell bereits im Dorf gesehen. Sie schienen nur aus Muskeln zu bestehen und besaßen ein mörderisches Gebiss. Böse knurrend zerrten sie an langen eisernen Ketten, die nicht stark genug erschienen, um sie wirklich zurückzuhalten, wenn ihnen erst einmal der Geruch von Blut und Angst in die Nasen gestiegen war.
    Immer waren sie wachsam und sprungbereit.
    “Schneller!”, keuchte der Gesetzlose.
    Maura ließ es sich nicht zwei Mal sagen. Von Weitem konnte sie schon das entsetzliche Bellen hören.
    Sie bereute zutiefst, sich auf diese Sache eingelassen zu haben. Schließlich waren ihr vom Schicksal genug Probleme auferlegt worden.
    Eine Weile kamen sie und ihr Gesetzloser ziemlich rasch voran, wenn man bedachte, dass der Mann verwundet war und die Flucht vor den Han ihn schon erschöpft hatte.
    Was dachte sie denn da! Er war nicht
ihr
Gesetzloser. Aber gegen ihren Willen fühlte sie sich ihm verpflichtet.
    Die Beine wollten ihr nicht mehr gehorchen und ihre Kehle brannte. Jeder Baum schien mindestens einen tief hängenden Zweig zu besitzen, der ihr ins Gesicht schlug, und mindestens eine im verrotteten Laub verborgene Wurzel, in der sich ihr Fuß verfing.
    Mit jedem Schritt stützte
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