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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria
Autoren: Deborah Hale
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blickte auf den Jungen, dem langsam die Augen vor Müdigkeit zufielen. “Die Salbe wird die Schmerzen lindern, doch sie wird die Hand nicht heilen. Um einen Schmerzzauber zu bekämpfen, braucht man stärkere Mittel.”
    Sie ging zur Tür. “Wenn Ihr nicht wollt, dass man mich hier noch einmal sieht, kann ich Sorsha Swinley bitten, Euch den Königinnenbalsam zu bringen.”
    “Das wäre besser.” Sofort schien die Frau ihr schroffes Benehmen zu bereuen. “Es tut mir leid, Mistress Woodbury, ich wollte nicht undankbar erscheinen. Es war nett von Euch, so schnell zu kommen. Es ist nur … nun … ich nehme an, Ihr wisst, was ich meine.”
    “Ja”, erwiderte Maura seufzend.
    Zum Teil verstand sie die Frau nur zu gut. Es konnte gefährlich sein, einen Zauberer zu kennen, denn Heiler wurden von den Han mit Misstrauen betrachtet. Der Wahlspruch der Eroberer hieß:
Den Starken gehört die Welt. Und keiner soll die Schwachen bedauern, wenn sie auf der Strecke bleiben.
    “Ich bin froh, dass Ihr mir nicht böse seid.” Die Frau öffnete die Tür gerade weit genug, um einen Blick nach draußen zu werfen. Vorsichtig schaute sie die Straße hinauf und hinunter. Dann ließ sie Maura hinaus. “Ich wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr mir die andere Salbe schicken würdet”, sagte sie hastig.
    Als Maura sich umwandte, hatte sie die Tür bereits wieder geschlossen.
    Maura zog ihr Umschlagtuch über den Kopf und machte sich auf den Weg zu Langbards gemütlichem, mit Stroh gedecktem Cottage im Norden des Dorfes. Seit sie denken konnte, also seit einundzwanzig Jahren, lebte sie dort.
    Doch wie war sie zu Langbard gekommen? Wo waren ihre Eltern? Was war mit ihnen geschehen? Jahrelang hatte Langbard ruhig, aber unnachgiebig die Antwort auf solche Fragen verweigert. Aber weil er ansonsten gut zu ihr war, hatte Maura schließlich widerstrebend akzeptiert, dass ihre Herkunft im Dunkeln lag.
    Jetzt fragte sie sich, ob die geheimnisvolle Botschaft wohl etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte.
    Am Dorfrand sah sie ihre Freundin Sorsha und wollte sie gerade rufen, als ein paar Han-Soldaten in die Hauptstraße einbogen, die sich laut miteinander unterhielten. Maura fand, dass ihre Sprache einen unangenehm kreischenden Klang hatte.
    Die Han waren größer als die meisten Umbrianer und muskulös. Ihre hellen Haare trugen sie sehr lang und zogen die Mähnen durch Löcher oben in ihren Helmen, so dass sie wie Federschweife über den Köpfen wippten.
    Maura senkte den Blick, wie Langbard es sie gelehrt hatte. Sie ging nicht langsamer, aber auch nicht schneller. Obwohl die Soldaten dicht an ihr vorbeischritten, schienen sie sie gar nicht wahrzunehmen.
    Als sie endlich fort waren, lief Maura los. Bald hatte sie Sorsha eingeholt, die gerade vom Markt nach Hause ging.
    “Maura! Wenn ich gewusst hätte, dass du hier bist, hätte ich auf dich gewartet”, rief Sorsha.
    Als Maura ihr von dem Krankenbesuch erzählte, verzog Sorsha ärgerlich das Gesicht.
    Sie war etwas kleiner als Maura und nach drei Schwangerschaften auch ganz hübsch rundlich. Ihre wilde Lockenmähne besaß ein kräftigeres Rot als die von Maura, und ihre Nase war voller Sommersprossen.
    Eine einzige Frau wie Sorsha zur Freundin zu haben war besser, als viele Freunde zu besitzen, hatte Maura schon oft gedacht.
    “Diese ekelhafte Prin Howen”, stieß ihre Freundin jetzt wütend hervor. “Der werde ich morgen aber die Meinung sagen! Wenn der kleine Noll zu dumm ist, um die Finger von Sachen zu lassen, die ihn nichts angehen, dann muss sie eben besser auf ihn aufpassen. Und dann auch noch unhöflich sein, nachdem du ihnen geholfen hast! Beim Allgeber, ich bin vielleicht wütend!”
    “Sag ihr nichts, Sorsha, bitte! Das macht alles nur noch schlimmer.”
    Ihre Freundin wechselte das Thema. “Kommst du mit auf eine Tasse Tee? Die Kinder freuen sich immer so, wenn du da bist.”
    “Ein andermal gerne.” Bedauernd schüttelte Maura den Kopf. “Ich muss nach Hause. Kurz bevor ich zu dem Jungen ging, hat Langbard nämlich eine Botschaft erhalten. Noch nie habe ich ihn so besorgt gesehen.”
    “Langbard besorgt? Dann muss es etwas Ernstes sein”, meinte Sorsha. “Von wem kam die Botschaft? Von jemandem aus dem Dorf?”
    “Ich weiß es nicht, aber ich vermute, sie kam von weit her. Ein Botenvogel brachte sie.”
    Inzwischen hatten die beiden Freundinnen den schmalen Pfad erreicht, der zur Hoghill Farm hinaufführte. Mauras Blick schweifte zu dem kleinen Hügel hinüber, der von
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