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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria
Autoren: Deborah Hale
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Federbusch. Wenn ein Mann dem Tod begegnen musste, so war es eine Ehre, unter den Hieben eines solch starken, wilden Gegners zu fallen.
    Rath holte tief Luft, um seinen erschöpften Körper zu einer letzten Anstrengung zu zwingen, bevor er dann ausruhen würde … für immer.
    Doch in diesem Moment, während die Han brüllend auf ihn zustürmten, hörte Rath etwas, was er ganz und gar nicht erwartet hatte. Es war die Stimme einer Frau, klar und süß, die ein Lied sang, das in ihm all seine fast vergessenen Kindheitserinnerungen wieder wach werden ließ.
    Für einen verhängnisvollen Moment lang wurde er abgelenkt und ließ verwirrt die Waffe sinken.
    Er nahm nur noch wahr, dass der große Han ihn umrannte und dabei den Pfeil noch tiefer in seinen Arm trieb. Fluchend fiel der Hüne ebenfalls zu Boden.
    Während Rath halb betäubt versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, sprang sein Feind auf und rannte weiter. Immer mehr Han-Soldaten folgten ihm, die Augen starr auf einen Punkt in der Ferne gerichtet.
    Warum hielt keiner der vorüberstürmenden Männer an, um ihn zu töten?
    Als fast alle Han, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, an ihm vorbeigelaufen waren, zupfte etwas ihn am Ärmel.
    “Schnell, hier entlang. Sie werden ihren Irrtum bald merken”, flüsterte eine Stimme.
    Rath schüttelte den Kopf. Allem Anschein nach hatte er den Verstand verloren.
    “Schnell, habe ich gesagt!” Die Stimme summte an seinem Ohr wie das ärgerliche Brummen einer Wespe, und das Zerren an seinem Ärmel wurde ungeduldiger.
    Rath stolperte in die Richtung, in die ihn das unsichtbare Wesen zog, den Hang hinauf auf den Waldrand zu. “Wer bist denn du?”
    Ihn packte eine größere Furcht als beim Anblick des bedrohlichen Han.
    “Ein Freund, den du gar nicht verdient hast.” Die Stimme klang atemlos und verärgert.
    Ein Freund?
    “Was ist das für eine Hexerei?” Mit einem Ruck befreite er sich aus dem unsichtbaren Griff. Verblüfft stellte er fest, dass er seinen Arm nicht sehen konnte.
    “Hexerei? Wie kannst du es wagen! Dann sieh doch zu, wie du allein zurechtkommst, du undankbarer Flegel.” Die Stimme schien sich von ihm zu entfernen. “Meinetwegen bleib hier und lass dich von den Han umbringen.”
    Nun gut, die Soldaten konnten ihn nur einmal töten. Wenn er Glück hatte, war es schnell vorbei. Aber er hatte die grausamen Schmerzen kennengelernt, welche die Zauberkünste der Han verursachen konnten. Sie brachten einen tapferen Krieger dazu, um den Tod zu betteln.
    Konnte das hier nicht auch eine der Qualen sein, an denen die Echtroi, diese bösartigen Zauberer der Han, solches Vergnügen hatten? Wollten sie ihn mit falschen Hoffnungen quälen?
    Oh nein, er würde nicht darauf hereinfallen.
    Er wartete, dass die Stimme zurückkehrte, um ihn weiterhin zu versuchen. Aber sie blieb stumm.
    Die Han machten einen Heidenlärm. Trotzdem konnte er kaum hörbare Schritte vernehmen. Irgendwo knackte ein Ast. Als er in die Richtung schaute, aus der die Geräusche kamen, sah er, dass jemand Unsichtbares sich dort energisch einen Weg durchs Gebüsch bahnte. Mit einem Mal verspürte er wieder den heftigen Schmerz in seinem Arm. Er wollte den Schaft des Pfeils abbrechen, doch er sah weder den Arm noch den Pfeil. Die unsichtbaren Finger seiner Hand schlossen sich um etwas, das sich wie ein Pfeil anfühlte. Er biss die Zähne zusammen und brach ihn ab.
    Was, wenn er für immer in diesem Zustand verharren musste, unsichtbar für alle anderen und sich selbst?
    “Warte! Du kannst mich nicht so zurücklassen!” Und er lief hinter dem unsichtbaren Wesen her, das ihm das angetan hatte.
    Etwas packte ihn an seinem Lederwams und zog ihn schnell zu Boden.
    “Still!”, befahl die Stimme. “Es hilft dir wenig, unsichtbar zu sein, wenn du solchen Lärm machst.”
    Das war sehr praktisch gedacht und ähnelte so gar nicht dem Benehmen der Echtroi.
    “Wer bist du?”, fragte er. “Wieso machst du das mit mir?”
    “Die Unsichtbarkeit geht nach ungefähr einer Stunde vorbei, falls es das ist, was dir Sorgen macht. Wenn du dich wäschst, verschwindet sie noch schneller.”
    Er war erleichtert, das zu hören.
    “Sollten wir dann nicht so schnell wie möglich von hier verschwinden? Zuerst muss ich aber schauen, ob einer der anderen noch am Leben ist.”
    Als er versuchte aufzustehen, begann sich alles zu drehen, und er fiel auf den Boden zurück. Sofort schoss ein wilder Schmerz durch seinen Arm. Nur mühsam unterdrückte er einen Aufschrei.
    “Du
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