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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria
Autoren: Deborah Hale
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Riedbeeren! Ich muss es sofort einweichen, wenn wir zu Hause sind.”
    “Maura!” Langbard hob mit dem Zeigefinger ihr Kinn zu sich empor, so dass sie ihm in die Augen schauen musste. “Du hast jetzt Wichtigeres zu tun, als dich mit schmutzigen Gewändern oder Heilsalben für die Dorfbewohner zu beschäftigen.”
    “Wie kann ich das denn?” Allein der bloße Gedanke an ihre neue Aufgabe ließ sie erzittern. “Ich war nie weiter von zu Hause fort als bis Windleford. Mein ganzes Leben lang hast du mich gelehrt, Gefahren zu meiden. Wie soll ich den Wartenden König finden, wenn in Hunderten von Jahren keiner auf ihn gestoßen ist? Welche Rolle soll ich bei der Vertreibung der Han aus Umbria spielen?”
    Mit jedem Wort ging ihr Atem heftiger, schien ihr das Herz aus der Kehle springen zu wollen.
    “Ich will das nicht, Langbard! Ich möchte hier in Norest bleiben, Kleider waschen und Salben zubereiten. Das ist alles, was ich kann. Wieso bist du dir so sicher, dass ich das Mädchen bin, von dem das Orakel sprach? Vielleicht hättest du wieder heiraten und eine eigene Tochter zeugen sollen.”
    “Du bist meine Tochter, Maura! Und ich glaube, du kannst das alles vollbringen. Umbria braucht eine Königin, die mit einfachen Aufgaben genau so gut zurechtkommt wie mit schwierigen. Eine Königin, die ihrem Volk hilft, Frieden und Glück wiederzufinden, weil sie selbst Frieden und Glück gekannt hat.”
    Während diese Worte langsam die Mauer aus Abneigung und Verweigerung durchdrangen, mit der Maura sich umgeben hatte, fuhr Langbard fort: “Erst während des Rituals des Hinübergehens entdeckte ich, wer deine Mutter war und dadurch auch, wer du bist. Nach dem Tod meiner Frau hatte ich nicht mehr an die Prophezeiung geglaubt. Aber als ich lernte, dass du die Letzte aus Abrielles Linie bist, glaubte ich wieder an den Allgeber und die Alten Wege. Du musst auch an sie glauben, und an dich. Daran, dass du deine Aufgabe erfüllen wirst.”
    Sein ruhiger Blick und die Überzeugung, die in seiner Stimme lag, halfen Maura, ihrer aufsteigenden Panik Herr zu werden.
    “Bis heute Morgen habe ich noch nicht einmal gewusst, dass ich ein Schicksal habe. Ich glaube an den Wartenden König. Ich möchte, dass er zurückkommt. Aber wie soll ich …?”
    “Es tut mir leid, dass ich dich erst jetzt mit dieser Nachricht überfallen habe”, seufzte Langbard schuldbewusst.
    “Wenn das alles stimmt”, begann Maura zögernd, “wie bald muss ich aufbrechen, und wohin muss ich gehen?”
    “Die alten Schriften sagen, dass der Wartende König zum Vollmond der Sommersonnwende geweckt werden muss.”
    Maura spürte, wie erneut Panik in ihr aufstieg. “Aber bis dahin sind es nur noch zehn Wochen! Wie weit muss ich in dieser Zeit gehen?”
    “Ich wünschte, ich könnte es dir sagen, Liebes. Zuerst müssen wir uns in den Besitz einer uralten Karte bringen, die uns zur Geheimen Lichtung führt. Seit vielen Jahren wird diese Karte in einer Stadt namens Prum versteckt. Der Ort liegt am Rande der Südmark-Steppe.”
    “Sagtest du wir?”
    “Ja, glaubtest du denn, ich würde dich ganz allein auf eine solche Suche schicken?”
    “Onkel!” Stürmisch fiel sie Langbard um den Hals. Und sie umarmte ihn umso fester, weil sie jetzt wusste, wie viel er ihr zuliebe geopfert hatte.
    Der Magier schlang die Arme um sie. “Irgendwie wird es uns schon gelingen. Du wirst sehen.”
    Der Wollstoff seines Umhangs kratzte an ihrer Wange, als sie eifrig nickte. Sie wollte Langbard nicht merken lassen, dass sie seinen Optimismus nicht teilte. Und sie teilte ihn ganz und gar nicht.

2. KAPITEL
    “I ch weiß nicht, ob das eine gute Idee ist”, meinte Langbard eine Weile später, während er die Reste ihres Picknicks in den Korb packte. “Bist du sicher, dass du allein zurechtkommst?”
    “Ganz sicher. Ich muss noch etwas Königinnenbalsam für den Jungen suchen.”
    In Wirklichkeit wollte sie eine Weile allein sein, um über all das, was Langbard ihr gesagt hatte, nachzudenken.
    “Ich habe nicht vor, davonzulaufen, falls du das glaubst.”
    Der Gedanke war ihr zwar gekommen, aber wohin hätte sie gehen sollen?
    “Das macht mir am wenigsten Sorgen. Es ist nur, dass ich mich die ganzen letzten zwanzig Jahre um deine Sicherheit gesorgt habe.” Langbard griff nach seinem Stab, den er gegen den umgestürzten Baumstamm gelehnt hatte, und deutete damit auf den kleinen Wasserfall. “Ich kann jetzt damit genauso wenig aufhören, wie dieses Wasser aufhören kann, über
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