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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel
Autoren: Jules Verne
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noch jetzt in hohen Wogen dahin, und die kleinen wie die großen Bruchstücke der Insel stampfen und schlingern gleich Schiffen im tobenden Sturm.
    Der Theil Standard-Islands, der am schlimmsten gelitten hat, ist der Untergrund von Milliard-City selbst. Die Stadt ist in Folge ihrer Last gänzlich versanken. Vergebens würde man eine Spur ihrer Bauwerke suchen, der Hôtels, die die Hauptavenue der beiden Hälften geschmückt hatten. Niemals ist die Trennung der Backbord-und der Steuerbordbewohner eine so vollständige gewesen, und so wie jetzt haben sie sich diese gewiß nie vorgestellt.
    Leider ist zu befürchten, daß die Katastrophe eine große Zahl von Opfern gekostet hat, obwohl die Bevölkerung sich rechtzeitig nach den Feldern mit deren widerstandsfähigeren Untergrunde geflüchtet hatte.
    Nun sind die Coverley und Tankerdon von den Erfolgen ihrer sinnlosen Rivalität jedenfalls befriedigt. Keiner von ihnen wird allein die Verwaltung mehr leiten! Milliard-City ist untergegangen und mit ihm die riesige, dafür angelegte Summe. Deshalb braucht sich aber niemand besonders zu beklagen. In den Panzerschränken amerikanischer und europäischer Banken liegen für jene genug Millionen, die ihr tägliches Brod auch noch für die alten Tage sicherstellen.
    Das größte Bruchstück enthält den Theil der Feldmark, der sich zwischen dem Observatorium und der Rammspornbatterie hinzog. Seine Oberfläche beträgt etwa drei Hektar, worauf die Schiffbrüchigen – sind sie nicht solche? – dreitausend an Zahl, zusammengepfercht sind.
    Das etwas kleinre zweite Stück trägt noch einige erhalten gebliebne Baulichkeiten aus der Nachbarschaft des Backbordhafens, und zwar diesen selbst mit mehreren Vorrathshäusern und einem der Süßwasserbehälter. Das Elektricitätswerk mit der Maschinen-und der Heizanlage ist bei der Explosion der Kessel zerstört worden. Dieses zweite Bruchstück beherbergt zweitausend Menschen. Vielleicht können sie noch eine Verbindung mit dem ersteren herstellen, wenn nicht alle Boote des Backbordhafens verloren gegangen waren.
    Was den Steuerbordhafen angeht, wissen wir bereits, daß dieser Theil Standard-Islands gegen drei Uhr früh gewaltsam abgerissen worden ist. Er wurde ohne Zweifel verschlungen, denn so weit das Auge reicht, ist nichts davon zu entdecken.
    Neben den genannten beiden Bruchstücken schwimmt noch ein drittes von vier bis fünf Hektar Oberfläche, das den an die Achterbatterie grenzenden Theil des Feldes umfaßt und worauf sich gegen viertausend Schiffbrüchige zusammendrängen.
    Endlich tragen noch ein Dutzend andrer, nur wenige hundert Quadratmeter großer Stücke den Rest der Bevölkerung.
    Das ist alles, was von dem Juwel des Stillen Oceans übrig blieb.
    Die Anzahl der Opfer der Katastrophe ist wohl auf einige Hunderte zu schätzen. Und dem Himmel sei noch Dank dafür, daß Standard-Island nicht im ganzen im Wasser des Stillen Oceans unterging!
    Bei ihrer großen Entfernung von jedem Lande ist nur nicht zu errathen, wie jene Bruchstücke irgendwo an ein Ufer gelangen sollen. Vielleicht gehen die Schiffbrüchigen doch noch durch Hunger zu Grunde und es ist fraglich, ob davon nur ein einziger Ueberlebender von dieser in der Meeresnekrologie ohnegleichen dastehenden Katastrophe Zeugniß ablegen kann.
    Nein… nur nicht verzweifeln! Die dahintreibenden Stücke tragen energische Männer, und alles, was zu einer Rettung zu thun möglich ist, wird von ihnen zweifellos gethan werden.
    Auf dem der Rammspornbatterie benachbarten Theile sind der Commodore Simcoë, der König und die Königin von Malecarlien, das Personal des Observatoriums, der Colonel Stewart, mehrere seiner Officiere, viele der Notabeln von Milliard-City, die Mitglieder der Geistlichkeit und daneben ein beträchtlicher Theil der Einwohnerschaft vereinigt.
    Hier befinden sich auch die Familien Coverley und Tankerdon, sichtbar bedrückt von der schrecklichen Verantwortung, die auf ihren Familienhäuptern lastet. Und sind sie nicht schon in ihren innersten Gefühlen dadurch genug getroffen, daß Walter und Miß Dy verschwunden sind? Hat eines der andern Bruchstücke die jungen Leute aufgenommen? Ist noch eine Hoffnung vorhanden, sie jemals wiederzusehen?
    Das Concert-Quartett ist vollzählig – sammt seinen Instrumenten – vorhanden. Um eine gebräuchliche Phrase anzuwenden: »Nur der Tod kann sie trennen!« Frascolin betrachtet die Sachlage mit ruhigem Blute und hat noch nicht jede Hoffnung aufgegeben. Yvernes, der an allen
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