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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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von ihrer Aufhängung unter dem Flügel ab. Das losgerissene Metallblatt schoß in die innere Struktur des Flügels, fräste sich durch das unter Druck stehende Röhrensystem und durch die komplizierten wabenförmigen Metallagen wie durch Butter. Als es zur Ruhe kam, war es fest in einem verknoteten Gewirr von Röhren zwischen der Binnenbord-Bremsklappe und den Landeklappen verkeilt. Aus den zertrennten Röhren schoß die rote Bremsflüssigkeit hervor wie Blut. Sowohl das Binnenbord- wie das Außenbord-Querruder fielen in Aufwärtsstellung und verklemmten sich. Die Tragfläche sackte nach unten und zog die landende Maschine aus dem sicheren Funkstrahl …
     
    * * *
     
    Ena Harris trank ihren Tee aus und ging in den Garten hinaus, um die Wäsche reinzuholen. Als sie die vom Wasser und vom Nebel grauen, tropfenden Bettücher von der Leine nahm, hörte sie das Geräusch eines näherkommenden Flugzeugs.
    Sie lebte seit zwanzig Jahren in Isleworth, nur wenige Kilometer von den Hauptlandebahnen des Flughafens Heathrow entfernt, und so achtete sie zunächst nicht darauf. Als das Geräusch lauter wurde, starrte sie ängstlich in den Nebel hinauf. Das Dröhnen und Kreischen wuchs zu fast unerträglicher Stärke an, dann tauchten dicht über den Apfelbäumen am unteren Ende des Gartens die riesigen Umrisse eines Flugzeuges aus dem Nebel, die Tragflächen in ungewöhnlich schräger Stellung.
    Ena starrte den Bruchteil einer Sekunde lang ungläubig auf die Erscheinung, dann drehte sie sich um und lief auf die Haustür zu. Der gigantische Schatten des Flugzeuges verdunkelte den Himmel. Das letzte, an das sie sich erinnern konnte, war das große schwarze Rund eines an glänzenden Stäben aufgehängten Rads nur dreißig Zentimeter über ihrem Kopf.
    Von diesem Augenblick an war Flug Nummer 510 keine Flugmaschine mehr, nur noch eine auseinanderfetzende Masse von Metallteilen. Das Rad rammte den Dachboden und wirbelte die sauber aufgestapelten Bücher auseinander. Während Dachbalken und Sparren wie Streichhölzer durch die Luft sprühten, schleuderte das Flugzeug herum und brach auseinander. Eine Tragfläche schnitt wie ein Messer in die Häuser auf der anderen Straßenseite, und der Rumpf, der wie ein riesiges Torpedo davonschoß, jagte die Straßenmitte hinunter, schleuderte Autos und Menschen zur Seite und pflügte eine grausige Furche des Todes.
    Ein Steuerbordmotor, in dem die Turbinenblätter noch kreischten, brach ab, stürzte in einen überfüllten Supermarkt und explodierte.
    Das Heck schleuderte wie ein gewaltiger Bumerang durch die Luft, bohrte sich durch die Wand einer Spielhalle und verschwand in einer kochenden Wolke sich auflösender Ziegelsteine.
    Der abgetrennte Bugteil, der wie ein riesiges Geschoß dahintorkelte, schlug am Ende der Straße auf, krachte wie ein gewaltiger Querschläger in eine eng gedrängte Ansammlung von Häusern und pulverisierte Dächer und Wände.
    Was vom Rumpf noch übrig war, flog auseinander und schlingerte kopfüber wie ein zerrissenes Brecheisen durch die Luft.
    Das Leben aller achtundvierzig Passagiere und Besatzungsmitglieder endete fast in der gleichen Sekunde, als die zusammenbrechenden Verstrebungen und Verkleidungen in einem entsetzlichen Gemetzel die Körper zerschnitten, Leichenteile regneten auf die Straße und in die Gärten. Schließlich, im Donner und im Staub zusammenstürzender Häuser, schossen die nicht mehr erkennbaren Teile des großen Flugzeugs von der Aufschlagstelle hoch und zersplitterten über den Häusern der Nachbarschaft. Ein Wagen wurde wie ein Spielzeug auf das Dach einer Garage geschleudert und glitt wieder herab. Eine Straßenlaterne lehnte sich langsam zur Seite, bewegte sich wie der Zeiger einer verrückt gewordenen Uhr, klappte zusammen und stürzte aufs Pflaster.
    Ein Mann, der sich unter Schmerzen aus den Trümmern seines Wagens befreite, stolperte mit leerem, ausdruckslosem Gesicht die Straße entlang; seine Sinne steuerten ihn automatisch um die Hindernisse auf der Straße herum: verstreute Reisetaschen und zerfetzte Lederkoffer. Seine Augen waren nicht mehr in der Lage, die schrecklichen Überreste menschlicher Körper wahrzunehmen, die überall herumlagen.
     
    * * *
     
    Anne Kramer stand zitternd im heftigen Regen. Sie zog sich die Kapuze ihres Regenmantels über den Kopf, bemühte sich, den Offizier zu verstehen, der auf dem Kai unter ihr durch ein Megaphon sprach. Sie stand auf der Brücke einer kleinen Fregatte der Marine und blickte auf das
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