Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
Vom Netzwerk:
also verglichen werden, in welchem Rhythmus sich der Verkehrsfluß bewegte – im Normalzustand und nachdem der Computer die Kontrolle übernommen hatte. Schließlich wurde das System mit anderen Zentren verbunden, die alle Straßen überwachten, die in den Testbezirk hinein- und aus ihm herausführten. So konnten alle Veränderungen im System auch in benachbarten Bezirken aufgenommen werden.
    Die Maschine brauchte drei Monate, um das Strömungsmuster zu lernen, und drei weitere Monate für ihre Selbstausbildung, bis sie ein vollkommenes Bewußtsein ihrer Lebensfunktion erlangt hatte. Nach wiederholten Tests wurde ihr schließlich die Kontrolle über ihre Glieder und Muskeln zugestanden, über die Verkehrssignale und die mit Funksprechgeräten ausgerüsteten Polizisten.
    Slayter erinnerte sich an seine Ängste, als man die Kontrolle zum erstenmal ganz der Maschine überließ. Die statistischen Daten des früheren Verkehrsfluges waren neben den Tischen aufgehängt worden, die nun den Verkehrsfluß unter Computerkontrolle zeigten. Einige endlos scheinende, spannungsvolle Minuten lang hatten die Zählwerke keine Veränderung angezeigt. Dann, langsam – sehr langsam – begann sich eine Verbesserung abzuzeichnen. Es war, so erinnerte er sich, als habe die Maschine geschmollt, weil man ihr eine solch anonyme Verantwortung übertragen hatte. In den folgenden Stunden – die Verbesserung hielt bis in den späten Abend hinein an – überließ die freudestrahlende Mannschaft dann das System ihren Assistenten und zog los, um sich angemessen zu betrinken.
    Von da an hatte sich die Leistung des Systems unaufhörlich gesteigert, bis es schließlich sein vorausberechnetes Maximum erreicht hatte. Von nun an war Slayter verängstigt und nervös. Er ging erregt im Kontrollraum auf und ab, zog hier einen Schalter nach, entfernte dort ein Stück Draht.
    Vor ihm befanden sich achtundvierzig Fernsehschirme in einer Reihe und neben jedem Monitor ein beleuchtetes Zählwerk, das den Verkehrsfluß an einer bestimmten Kreuzung anzeigte. Neben jedem Zählwerk befand sich eine numerierte Karte mit Zahlen, die den Verkehrsfluß vor Einrichtung der Computeranlage aufzeigten. Er blickte auf die Monitore, die ihm das gedrängte, unaufhörlich sich bewegende Gewirr der Wagen und Busse zeigten und hoffte, gegen alle Hoffnungen, daß nichts schiefgehen würde. Er blickte auf seine Uhr – noch zehn Minuten. Wie, zum Teufel, spricht man mit einem Minister, wie redet man ihn an, wieviel Respekt soll und darf man zeigen? Der Kontrollraum war ungewöhnlich sauber – er hatte gerade erst seine Sekretärin daran hindern können, ihm einen Blumentopf auf die Datenbank zu stellen.
    Schließlich steckte sie ihren Kopf durch die Tür und sagte: »Jetzt kommen sie.«
    Er hörte das Stimmengemurmel im Korridor, dann ging die Tür auf, der Direktor trat ein, gefolgt vom Minister, zwei Assistenten und – Atherton. Der Direktor sprach die einführenden Worte, er ging ganz in seiner professionellen Rolle als Charmeur auf.
    »Nun, Slayter, vielleicht könnten Sie uns eine Zusammenfassung über ihr Geisteskind geben. Wie ich höre, geht es ihm sehr gut.«
    »Jawohl, die Leistung ist ziemlich beständig, Sir. Die Durchflußrate zeigt eine fast einheitliche Steigerung von 8,4 Prozent.«
    Der Minister versuchte Interesse zu heucheln – es war schon der dritte Besuch, den er an diesem Tag hinter sich brachte – und sagte: »Durchflußrate – äh, ja, natürlich müßten Sie mit mir umgehen wie … Sie wissen schon – ungefähr der Bildungsstand eines etwas zurückgebliebenen dreijährigen Kindes.« Er lächelte und bleckte seine vom Tabak gelb gefärbten Zähne.
    Slayter ließ seinen ›Routinevortrag für Schwachköpfe‹, wie er ihn nannte, vom Stapel. Der Direktor blickte väterlich drein, und der Minister nickte unaufhörlich; er veränderte auch ab und zu den Grad seines Nickens, wie um gelegentlich tieferes Verständnis anzuzeigen.
    Der Computer im benachbarten Raum arbeitete fast lautlos, abgesehen von dem Stakkato der Magnetbandspulen, wenn sie in neue Stellungen einrasteten: Die Stille ließ nichts vom Strom der Signale ahnen, der ständig in die benachbarten Straßensysteme hinausging. Die arithmetischen Einheiten lösten in Bruchteilen von Sekunden komplizierte Rechenaufgaben, und logische Impulse trafen exakte Entscheidungen – und jede war vollkommen.
    Außer bei einer Komponente.
    Dieser Bestandteil der Anlage – den Erfindern als ›NOR GATE M
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher