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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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13‹ bekannt – traf zwei falsche Entscheidungen und fiel dann ganz aus.
    Im Kontrollraum kam Slayter zum Ende seiner Ausführungen, aber inzwischen hatten sich die Konsequenzen des Versagens dieses einen Bestandteils schon wie Wellen von einem ins Wasser geworfenen Stein zur Peripherie des computerkontrollierten Straßensystems ausgedehnt.
    Der Minister sagte: »Sehr außergewöhnlich, Slayter, hochinteressant. Ich gratuliere Ihnen, ich weiß, Sie sind nicht von allen Seiten unterstützt worden.« – Atherton trat nervös von einem Bein aufs andere –, »aber ich bin überzeugt, es wird nun keine weiteren Probleme im – äh – finanziellen Bereich mehr geben.«
    Er trat vor die Reihe der Monitorbildschirme: »Nun lassen Sie mich mal sehen, wo befinden wir uns? Ach ja, das erkenne ich – das Museum für Naturgeschichte, nicht wahr? Ja, ach ja, da ist ein V und ein A und …« – er benahm sich wie ein Kind mit einem neuen Spielzeug – »außergewöhnlich, das gibt einem das Gefühl, sich in einem Gehirn zu befinden und von innen quasi durch die Augen nach draußen zu blicken.« Der Minister stockte, und die Aufmerksamkeit der Anwesenden konzentrierte sich auf einen kleinen blauen Bildschirm.
    Das Versagen des Teilstückes durchzitterte nun das ganze System. An der Kreuzung von Exhibition Road und Cromwell Road schalteten die Verkehrsampeln von Rot auf Grün und dann fast augenblicklich wieder auf Rot. Ein Taxi wurde mitten auf der Kreuzung von einem Bus gerammt.
    Auf dem zweiten Monitorschirm, der die Kreuzung von Sloan Street und Knightsbridge zeigte, fielen die Verkehrsampeln aus und liefen dann Amok. Der westwärts verlaufende Verkehr vom Piccadilly kam kreischend zum Stillstand.
    Die Straßenzähler in der Prince Consort Road addierten plötzlich zwei Nullen zu ihren Angaben. Die Folge war, daß die Verkehrsampel von Queen’s Gate auf der Cromwell Road ständig auf Grün schaltete. Innerhalb von vier Minuten kam der Verkehrsfluß völlig zu Erliegen. Eine Reihe von Unfällen steigerte die Verwirrung, und in der hereinbrechenden Dämmerung konnte man die Blaulichter der Krankenwagen blitzen sehen, die hoffnungslos eingekeilt in den erwürgten Straßen standen.
    Im Kontrollraum breitete sich betretenes Schweigen aus, niemand wagte es, das Wort zu ergreifen. Schließlich sprach der Direktor: »Um Gottes willen, Slayter, was ist passiert?«
    Slayter war wie betäubt. »Ich fürchte … ich weiß nicht, ich weiß es nicht!« Und er war den Tränen nahe.
    Der Minister nickte seinen Assistenten aufmunternd zu und sagte eine Spur zu laut: »Nun, meine Herren, es tut mir sehr leid, aber – äh – wir müssen ins Ministerium zurück.« Er wandte sich an den Direktor: »Sie schicken mir einen Bericht über all das … äh … nicht wahr?«
    Der Direktor nickte zerknirscht.
    Zu Slayter sagte er mit finsterem Blick: »Es tut mir leid, wissen Sie, wirklich sehr leid.«
    Als die Herren hintereinander den Raum verließen, blickte Atherton sich noch einmal nach Slayter um – und sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske.

2.
     
    Luke Gerrard betrachtete die drei anderen Männer aufmerksam und fragte sich mindestens zum zehnten Mal an diesem Tag, was er eigentlich hier tat.
    Die Mitarbeiter des Kramer-Beratungsbüros hatten sich in den verschiedensten Stellungen in die Sessel geflegelt. Die ganze Woche schon dachten sie über das Problem eines wegwerfbaren Flaschenverschlusses nach. Gerrard hatte die geistige Anspannung satt, und seine neuen Kollegen auch.
    Es war halb sechs an einem grauen Novembernachmittag und das Tageslicht versiegte allmählich. In der Dämmerung, dachte Gerrard, wirkt dieser Raum noch viel bedrückender. Die roten Ziegelwände der umgebauten Schule im Viktorianischen Stil, in dem das Beratungsbüro arbeitete, widersetzte sich jedem Versuch einer Restauration. Wie eine halsstarrige alte Jungfer blieb das ungemütliche Gebäude entschlossen unverändert. Sie saßen in einem kalten, zugigen, lichtlosen Raum mit einem Podest an der einen Wand, die andere wurde fast ganz von einer riesigen Rolltafel eingenommen, die nun mit komplizierten wissenschaftlichen Formeln bedeckt war. Auf den Sesseln und Tischen wie auf dem Fußboden lagen zerknüllte Blätter aus Skizzenblocks. Nach ungefähr zehntägiger Arbeit hatte sich das Team in einer Sackgasse verrannt. Der Fehlschlag lag wohl zum Teil in der merkwürdigen Unausgeglichenheit der vier Leute, die Kramer um sich versammelt hatte. Die ganze Woche
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