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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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das eisige Panorama hinauf. Der Mars leuchtete klar wie eine blaßrote Nadelspitze. Weder Gerrard noch Anne hatten von der Conrads-Ebene dort oben gehört.
    Die Conrads-Ebene liegt dreihundertfünfzig Meilen nördlich des Mars-Äquators, eine Hochfläche, die zum erstenmal auf den von einer Mariner-Sonde aufgenommenen Fotos entdeckt worden war – ein ideales Gelände für die erste weiche Landung einer Robot-Sonde.
    Auf der Ebene neigte sich der vierundzwanzigstündige Marstag seinem Ende zu. Die Sonne war nur noch eine kleine, blutrote Scheibe, die hinter den schroffen Felsen eines ostwärts gelegenen Kraters versank, wie Riesenfinger tasteten die violetten Schatten über die Sanddünen.
    Das einzige Geräusch wurde von der leichten, kühlen Brise verursacht, die Sandkörnchen durch die Luft wirbelte. Eine grauweiße Schicht Rauhreif bedeckte die Bergspitzen, und in den tieferen Schrunden auf dem Grund des Kraters fristeten kleine Flecken seltsam geformter Flechten ihr kärgliches Dasein.
    Über den tiefvioletten Himmel zogen einige wenige strähnige Wolken, doch sonst störte keinerlei Bewegung das stille Bild – ein Panorama, das sich ohne Veränderung Jahr um Jahr und Jahrhundert um Jahrhundert wiederholt hatte.
    Kein Auge nahm die Farben wahr, kein Ohr den Wind, und keine Hand veränderte die Landschaft.
    Wenn auch von nichts und niemandem gehört – am Himmel ertönte ein fernes Grollen. Dann erfaßten die Strahlen der sinkenden Sonne einen winzigen Lichtpunkt, der sich durch das Sternenmuster bewegte.
    Allmählich wuchs das ferne Geräusch an zum Donnern eines Raketenmotors. Argonaut 1 sank, eine lange Flammenzunge speiend, auf die Marsoberfläche nieder.
    Je näher er kam, um so heftiger wirbelte der Sand hoch, dann flogen auch Steine und Felsbrocken im lodernden Feuerstrahl des Raketenmotors durch die Luft. Schließlich berührte das schwerfällige Gebilde auf seinen drei hydraulischen Beinen, die sich unter dem Aufprall bogen und dann wieder strafften, den Boden. Der Motor schaltete sich ab, und die Staubwolke wurde vom Wind davongetragen.
    Es knackte, als sich die rotglühende Brennkammer des Raketenmotors in der dünnen Luft abkühlte.
    Unter dem Dach des insektenhaften Fahrzeugs surrte ein Servomotor, eine kleine Luke öffnete sich, eine netzartige Antenne faltete sich auseinander und rastete mit einem Klicken ein.
    Automatische Schaltkreise wurden in Betrieb gesetzt und erfüllten das Gewirr des elektronischen Systems im Leib der Maschine mit Leben. An der Unterseite des Geräts öffnete sich eine kleine Tür, ein metallener Arm, der eine kleine Schaufel hielt, erschien und grub sich in den weichen Marssand. Sensoren begannen die Temperatur zu messen, die Windgeschwindigkeit, die Strahlungsintensität, die Sauerstoffkonzentration.
    Die Sendeanlage sammelte die Daten, verschlüsselte sie zu Funkimpulsen und schickte sie in Richtung Erde – zu Hause in Cap Kennedy brach das Kontroll-Team in Jubel aus.
    Während der kalten Marsnacht zeichnete der Argonaut ein Funkbild des uralten Planeten. Während dies geschah, entwickelte sich in den Stromkreisen Wärme, nach und nach erwärmte sich auch das Logik-Gatter M 13.
    Innerhalb der Metallumhüllung des Gatters reagierten die gefrorenen Sporen von Ainslies Mutant 59 auf die Wärme und begannen zu keimen.
    Am nächsten Morgen, zwei Stunden nach Sonnenaufgang, starb Argonaut 1 eines raschen Todes.
    In seinem glänzenden Körper hatte Plastik begonnen weich zu werden …
     
     
     
    ENDE

 



 

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