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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Intelligenz abgestoßen …
    Am nächsten Morgen fuhr er schon früh nach London. Zu Hause angekommen rasierte er sich, badete, wechselte seine Kleider, und da er keinen Appetit hatte, fuhr er gleich in das Hotel, in dem die Konferenz stattfinden sollte.
    Auf der Fahrt versuchte er, sich das Ergebnis dieser Konferenz vorzustellen. Warum mußte das Treffen überhaupt in einem Hotel stattfinden, warum nicht im Laboratorium? Seine Zuversicht sank. Buchan war ein merkwürdiger, komplizierter Mann. Vielleicht spielte er nur ein Spiel – vielleicht wollte er, indem er Gerrard ermutigte, frei seine Meinung zu sagen, nur Wright unter Druck setzen.
    Und wenn er nichts sagte – was dann? Er hatte sich inzwischen dazu durchgerungen, weiterhin in der Firma zu arbeiten. Dadurch ließe sich der Kontakt mit Anne aufrechterhalten. Gab es eine Möglichkeit, sich mit Wright zu arrangieren? Zorn stieg in ihm auf. Er würde sagen, was zu sagen war. Und zum Teufel mit den Konsequenzen!
    Als er im Hotel eintraf, änderte sich seine Stimmung abermals. Er hatte eine Zusammenkunft in einem Salon mit tiefen, weichen Sesseln und eher privater Atmosphäre erwartet. Statt dessen mußte er feststellen, daß ein kleiner Konferenzsaal gemietet worden war. Das Direktorium des Kramer-Unternehmens wies viel mehr Mitglieder auf, als er geahnt hatte.
    Er ärgerte sich auch, daß er zu früh gekommen war. Die Konferenz war für drei Uhr angesetzt. So saß er am leeren Konferenztisch und mußte auf die anderen warten. Betty hatte für Wassergläser, Schreibblöcke und Bleistifte gesorgt.
    Schließlich hatten alle Platz genommen bis auf Anne. Sie hatte angerufen und mitteilen lassen, daß sie sich verspäten werde und man schon ohne sie beginnen möge.
    In Annes Abwesenheit übernahm Wright den Vorsitz. Zu seiner Rechten hatte der Finanzier der Firma Platz genommen, Sir Harvey Phillips. Links von Wright blieb ein Stuhl leer – Wrights regulärer Platz. Dann folgte Scanion und daneben der Buchhalter, Simon Marks – ein dunkles, jugendliches Gesicht mit harten Augen.
    Buchan saß neben Phillips, dann folgte Gerrard. Am unteren Ende des Tisches hatte der Justitiar Platz genommen, Alistair Mac Donald, der allem Anschein nach auch Anteile der Firma besaß. MacDonald war ein dünner, fuchsiger Hochland-Schotte von übertriebener Höflichkeit. Er vertrat auch eine Handelsbank, die ganz am Anfang die Gruppe mit Kapital ausgestattet hatte.
    Wright eröffnete die Konferenz mit einer leeren, formellen Gedenkrede auf Kramer. Er war eben fertig, da öffnete sich die Tür hinter ihm, und Anne trat ein. Alle erhoben sich.
    Gerrard beobachtete, wie ihr Blick ausdruckslos über die versammelten Männer wanderte. Eine Regung zeigte sich nur, als sie sich mit einem ernsten Nicken bedankte, als Wright ihr den Platz des Vorsitzenden überließ.
    Gerrard fühlte sich durch Anne immer noch verunsichert. Als er angekommen war, hatte er noch genug Zorn empfunden, um bedenkenlos seine Meinung zu sagen. Nun jedoch, in ihrer Gegenwart, glaubte er kaum ohne Stottern ein Wort herausbringen zu können.
    Die Konferenz nahm ihren Fortgang. Es wurde Anne das Beileid ausgesprochen, es wurden die Ereignisse der letzten Monate betrachtet und diskutiert. Gerrard bekam seine Chance, das Wort zu ergreifen; er spürte, wie Buchan ihn anstieß, aber er tat, als habe er nichts bemerkt. Der Augenblick war verpaßt. Buchan lehnte sich verärgert zurück.
    Die Konferenz wandte sich anderen Themen zu. MacDonald, der Justitiar, zeichnete in knappen Umrissen verschiedene Möglichkeiten auf, wie man sich der Konsequenzen der durch ein Produkt der Firma hervorgerufenen Katastrophe entziehen könne. Anschließend erstattete Marks lustlos, aber nüchtern und sachverständig Bericht über die Finanzlage. Allem Anschein nach hatte die Firma Überlebenschancen.
    Dann war Wright an der Reihe. Gerrard hörte mit wachsender Fassungslosigkeit zu: kein Wort des Bedauerns, kein Selbstvorwurf – und das angesichts der Tatsache, daß zumindest indirekt eine Schuld am Tod von Tausenden von Menschen vorlag. Nicht die geringste Einsicht, daß die Situation fast zu einer weltweiten Katastrophe geführt hätte.
    So wie Wright seine Version der Ereignisse darlegte, schien es, als bedeuteten die schrecklichen Vorfälle nur einen bedeutungslosen Rückschlag für die Gruppe und ihr Produkt. Gerrard wurde sich bewußt, daß Wright ihn auf Umwegen angriff. Er spielte darauf an, daß die Gruppe den Folgen von Handlungen
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