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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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wahrscheinlich sehr langsam. Und mit jeder neuen Generation fraßen sie immer schneller.«
    »Also waren die ersten Ausbrüche dieser … Seuche ziemlich mild«, sagte Slayter.
    »Ja«, nickte Buchan. »Sie paßten sich allmählich an und steigerten ihre Wirksamkeit, bis sie zur Lawine wurden. Und nun sind wir soweit, daß das ganze Zentrum von London im Sterben liegt.«
    »Und dieses winzige Gerät …«, dachte Slayter laut. »Es ist unglaublich.«
    »Wir haben schon eine ganze Menge tun können. Die Firma – ein kleines Unternehmen in der Nähe von King’s Cross – hat die meisten Käufer ermitteln können. Es wird noch ein paar Tage dauern, aber es paßt alles zusammen. Die Firma hat beträchtliche Mengen an die Flugzeugindustrie verkauft, wie an die Hersteller Ihres Computers, im Verkehrsleitsystem, – und an die NASA. Nur in einem Fall kann die Firma nichts unternehmen.«
    »Wieso nicht?«
    »Das Ding wurde auch an die California Rocket Corporation verkauft – Sie wissen, das ist die Firma, die die Argonaut-Rakete gebaut hat, die unbemannte Mars-Sonde.«
    »Das verstehe ich nicht. Wieso kann man da nichts unternehmen?«
    »Weil die Rakete vor sechs Wochen gestartet ist.«
     
    * * *
     
    Gerrard fühlte sich nicht wohl in seinem Beeston-Schutzanzug. Alles tat ihm noch weh von seiner Kletterpartie in dem Belüftungsschacht.
    Hinter dem durchsichtigen Gesichtsvisier roch es nach Gummi und Desinfektionsmitteln. Als er mit den drei anderen Männern steifbeinig die Straßen entlangging, scheuerten die Falten des harten Gewebes schmerzhaft in seinen Achselhöhlen und Kniekehlen.
    Die Schritte der vier Männer knirschten im Schnee. Neben Gerrard stapfte ein Soldat, der einen Sprühapparat mit vergiftetem Plastik trug. Die zwei anderen Uniformierten studierten die Karte; der eine trug Leutnantsabzeichen auf den Achselklappen. Er wandte sich an Gerrard: »Es ist gleich hier in einer Seitenstraße der Gerrard Street.« Er zeigte auf die Karte, blickte auf und ging auf einen Eckladen zu. Auf dem Firmenschild stand: ›Motorrad-Moden‹. Im Schaufenster lagen Hemden in leuchtenden Farben, Kunstleder-Jacken und Posters. Hinter den Hemden waren PVC-Mäntel im modischen ›Wet Look‹ an eine schwarze Wand geheftet, und Stiefel, Unisex-Kombinationen und eine Ansammlung von Schallplattenetiketten zu sehen. Über dem Schaufenster befanden sich zwei Wohnzimmerfenster. Hinter einem Vorhang war kurz ein Gesicht zu sehen, das gleich wieder verschwand. Der Leutnant marschierte entschlossen auf die Glastür zu und klopfte.
    Während er wartete, wanderte sein Blick sichtlich angewidert über die grellen Schaufensterstücke. Dann war das Geräusch von Riegeln zu hören.
    Ein Mann erschien, ungefähr fünfunddreißig Jahre alt und ungewöhnlich sorgfältig frisiert. Er war mit einem blaßrosa Kaschmir-Sweater, weißen, an den Füßen ausgestellten Samthosen bekleidet und trug Stiefel. Er hatte ein hübsches, ein wenig weiches Gesicht und sagte mit affektierter Betonung der ersten Silben: »Ach du meine Güte, was für ein Glück, daß Sie endlich kommen. Es ist alles absolut ruiniert. Sie können es sich überhaupt nicht vorstellen. Meine ganze Kollektion. Absolut untragbar. Ich weiß überhaupt nicht …«
    Der Leutnant schnitt ihm brüsk das Wort ab: »Wo haben Sie den Befall festgestellt?«
    »Hinten«, sagte der Mann mit affektiertem Lächeln. »Aber Sie werden das schon schaffen.«
    Der Leutnant schob ihn beiseite, die anderen folgten ihm in den Laden. Sie starrten ungläubig das Schauspiel an, das sich ihnen darbot.
    Ganze Reihen von Schuhen bewegten sich auf einer schaumigen Masse als tanzten sie zu einer unhörbaren Musik. Die bunte Plastikverkleidung blähte sich obszön an der Wand, sofern sie nicht schon zu Boden gesackt war und grellbunt gemusterte Blasen warf, ihrem ursprünglichen Muster entsprechend. Eine Kollektion von PVC-Mänteln war unter einer Chromschiene von den Bügeln herabgeflossen. Ein Mantel hing noch und bewegte sich, während das Material schäumte und kochte, als sei er lebendig geworden. Der ganze Laden war in Bewegung wie in einem langsamen alptraumhaften Tanz. Über allem lag der widerliche Gestank des Ainslieschen Bazillus.
    Der Besitzer rang die Hände und jammerte: »Es ist wirklich ganz entsetzlich. Alle meine Modelle sind vernichtet! Ich werde sie nie wieder so hübsch erschaffen …«
    Der Leutnant fuhr wütend herum: »Tun Sie mir einen Gefallen, Sie alte Zusehe – halten Sie endlich die
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