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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Sternschnuppen auseinanderstoben und in Spiralkurven von der Hauptrichtung des Flammenschweifes davonschossen, um dann wie Silvesterraketen in der Dunkelheit zu erlöschen.
    Die Frau ließ sich wieder in ihren Sitz zurücksinken und kuschelte ihren Sohn an sich. »Nur Sternschnuppen, mein Schatz – die tun keinem Menschen etwas …«
     
    * * *
     
    Ena Harris hatte in der Mansarde die Bücher ihres Manns aufeinandergestapelt. Sie schloß die Falltür über sich und tastete sich die Leiter zum oberen Treppenabsatz hinunter. »Zwei Monate«, hatte man ihr im Krankenhaus gesagt – und nun waren erst drei Wochen vergangen.
    Im Treppenflur betrachtete Ena Harris den verschnörkelten Metallrahmen mit dem Foto von ihr und ihrem Mann, und während ihr die Tränen über die Wangen liefen, fragte sie sich, ob sie das Bild auch auf den Dachboden zu den anderen Dingen stellen sollte. Aber dann dachte sie an ihren Blutdruck und an ihre Fußgelenke. Sie nahm das Bild von der Wand und stellte es im Wohnzimmer auf das Kaminsims.
    Die Rücksicht auf ihre Gesundheit rettete ihr das Leben …
     
    * * *
     
    In der Kanzel eines BEA-Jet, Flug Nummer 510 von Paris nach Heathrow, atmete der Captain erleichtert auf. Der Flugplan stellte keine besonderen Probleme mehr dar, in Heathrow herrschte lediglich leichter Bodennebel. Hinter dem Captain öffnete sich die Tür, und der Copilot suchte sich seinen Weg durch die dichtgedrängte Menge der Instrumente, Kontrollschalter und Hebel, um seinen Platz einzunehmen.
    Der Captain grinste zu ihm hinüber: »Ich weiß schon, wo du warst – sag’ mal, eigentlich ist sie doch verlobt?«
    Der Copilot rieb sich die Hände und antwortete: »Die Stewardessen haben den Anweisungen der Flugoffiziere Folge zu leisten.«
    »In beruflichen Dingen.«
    »Das war beruflich. Wann landen wir voraussichtlich?«
    »Siebzehn-zehn, wenn uns nichts aufhält.«
    Wasserbäche strömten die Flugzeugfenster hinauf, wurden vom Flugwind davon gerissen und verdeckten teilweise den Blick auf die dichte Wolkendecke unter ihnen.
    Der Captain nahm Sprechfunkkontakt mit dem Kontrollturm in Heathrow auf und versuchte aus der Masse der Stimmen seinen zuständigen Mann von der Bodenkontrolle herauszuhören.
    »Alpha-Charlie Flug 510, alles klar, bei Landemarkierung 82 nach rechts wenden.«
    »Danke, Alpha Charlie, Rechtswendung bei …«
    Während er sprach, studierte der Flugingenieur die Batterie der Meßinstrumente vor sich. Sie gaben in vierfacher Ausfertigung Auskunft über den Zustand der vier Düsenaggregate: die Temperatur, den Schub, den Öldruck. Er machte sich Notizen in sein Logbuch, und das große Flugzeug legte sich in die letzte Kurve, bevor es in die Signalpyramide glitt, die es zu seiner Landebahn hinunterdirigieren sollte. Der Copilot stellte fest, daß sich die Maschine sowohl auf dem Funkstrahl wie auf dem Gleitstrahl befand, dann passierten sie die erste Vertikalmarkierung …
     
    * * *
     
    Ena Harris hatte sich eben in der Küche einen Tee aufgebrüht, hielt die heiße Tasse mit beiden Händen und starrte betrübt aus dem Fenster.
     
    * * *
     
    Im Backbordflügel des BEA-Jet Flug 510 befand sich ein kleiner Metallkasten, gefüllt mit einer eng verwobenen Masse von Drähten. Dieser fast biologische Komplex von Arterien und Venen unter der glänzenden Haut der Tragflügelverkleidung hatte die Aufgabe, den Treibstoffdurchfluß zu Motor 2 zu kontrollieren. Er gab auch Informationen über die Durchflußstärke für Motor 2 an das Kontrollbord des Flugingenieurs weiter, ebenso Daten über die Temperatur in den brüllenden Flammenzyklonen innerhalb des Düsenaggregats.
    In der glanzlosen, grauen Metallhaut der Box lösten sich zwei Zentimeter Draht von ihren Kontaktpunkten.
    In der Kanzel wechselte der Flugkapitän seine letzten Sätze mit der Bodenkontrolle:
    »Alpha Charlie, Flug 510, Landung klar auf Landebahn 4, viel Vergnügen.«
    »Vielen Dank, Alpha Charlie, viel Vergnügen.« Er schaltete die Funksprechanlage ab …
    Im Flügel setzte die Kontrollfunktion des Metallkastens abrupt aus. Nun wurde der Treibstoff vom Zentraltank in den Motor 2 gepumpt, ein Vorgang, der eigentlich nur ablaufen konnte, wenn vorher die Zuflußleitung vom Backbordtank abgeschaltet worden war . Diese aber war immer noch offen. Die Brennkammer wurde überflutet, und plötzlich ereignete sich eine kleine Explosion. Ein Metallblatt der Turbine riß sich los und flog wie ein Projektil nach oben. Die Düse detonierte und sprengte sich
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