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Auszeit

Auszeit

Titel: Auszeit
Autoren: Marco von Münchhausen
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|7| Vorwort
    Warum halten Sie dieses Buch in den Händen, warum lesen Sie diese Zeilen? Was bringt es überhaupt, ein Buch zu lesen? Neben dem Vorteil, inmitten des hektischen Alltagslebens mal ein bisschen Zeit mit sich selbst zu verbringen und die Aufmerksamkeit vorübergehend von den eigenen Sorgen und Problemen abzulenken, kann das Gelesene in vielen Fällen auch zur Erweiterung des Horizonts beitragen, gewissermaßen das eigene Leben mit Anregungen aus einer »anderen« Welt bereichern. Angesichts des vielbeklagten permanenten Zeitmangels kann es beruhigend sein, dass es hierfür gar nicht auf die Quantität des Lesestoffes ankommt, sondern dass vielmehr die Qualität beziehungsweise die Essenz eines Gedankenganges entscheidet. Dies ist der Vorteil der verschiedenen Texte, die als Ausgangspunkt dieses Buches dienen: Sie enthalten verdichtete Lebensweisheit. Sie stammen aus den verschiedensten Kulturen und Traditionen. Mal sind es nur kurze Sätze, mal sind es Geschichten, mal kurze philosophische Traktate. Manche stammen aus den großen Weisheitsbüchern der Welt, manche von großen Gelehrten, manche auch von modernen Schriftstellern.
    Das Buch unternimmt den Versuch einer Übersetzung und Interpretation dieser Texte für unser oft hektisches Alltagsleben. Was könnte dieser Text für mich bedeuten? Was könnte ich davon mitnehmen? Und vor allem: Wie ließe sich dies in meinen Alltag übertragen? Dabei soll dem Leser keine festlegende Interpretation |8| vorgesetzt, sondern es sollen Anregungen angeboten werden, was einem ein bestimmter Text sagen könnte, teilweise verbunden mit konkreten praktischen Tipps, wie sich diese Erkenntnis im eigenen Leben umsetzen ließe. Und zur vertiefenden Reflektion finden sich am Ende eines jeden Kapitels Fragen, die helfen sollen, sich selbst einer bestimmten Thematik bewusster zu werden.
    Wie lesen Sie das Buch optimalerweise? Sie können es natürlich Kapitel für Kapitel der Reihe nach lesen. Genauso gut können Sie je nach Thematik das auswählen, was Sie gerade am meisten beschäftigt. Oder Sie nutzen es als eine Art Vademecum, als Begleiter durch ein Jahr, indem Sie sich jede Woche eines der 52 Kapitel vornehmen und für sich gedanklich vertiefen.
    Wie auch immer Sie es nutzen werden: Ich wünsche Ihnen, dass das Buch Ihr Denken und Ihr Leben inspirieren und bereichern möge.

    Ihr
    Marco von Münchhausen

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|9| Hinterlassenschaft

    »Wenn morgen die Welt unterginge, dann würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.«

    Martin Luther

    In Momenten, in denen wir den Kurs unseres Lebens neu bestimmen wollen, in denen wir der Frage nachgehen: »Was will ich wirklich mit meinem Leben, was gibt meinem Dasein Sinn?«, in solchen Momenten kann es – um eine neue Perspektive zu gewinnen – hilfreich sein, einen Blick aus der Zukunft zurück auf das eigene Leben zu werfen und sich zu fragen: »Welche Spuren will ich hinterlassen, wenn ich mich einst aus diesem Leben verabschiedet habe; welche Spuren bei anderen Menschen und auf diesem Planeten?« – Meistens sind wir bei unserem Denken und Planen sehr mit unserem Wohlergehen zu Lebzeiten beschäftigt, und das mag prinzipiell auch sehr sinnvoll sein, doch kann die Frage danach, was wir hinterlassen wollen, von entscheidender Bedeutung für unser gegenwärtiges Handeln sein.

    König Anoschirwan, den das Volk auch »den Gerechten « nannte, wandelte einst zu der Zeit, als der Prophet Mohammed geboren wurde, durch sein Reich. Auf einem sonnenbeschienenen Hang sah er einen ehrwürdigen alten Mann mit gekrümmtem Rücken arbeiten. Gefolgt von seinem Hofstaat trat der König näher und sah, dass der Alte kleine, gerade ein Jahr alte Stecklinge pflanzte.
    »Was machst du da?«, fragte der König.
    »Ich pflanze Nussbäume«, antwortete der Greis.
    Der König wunderte sich: »Du bist schon so alt. Wozu |10| pflanzt du dann noch Stecklinge? Du kannst ihr Laub nicht mehr sehen. Du kannst in ihrem Schatten nicht mehr ruhen. Auch ihre Früchte wirst du nicht mehr essen.«
    Der Alte richtete sich auf, schaute dem König in die Augen und sprach mit großem Ernst: »Die vor uns kamen, haben gepflanzt, und wir konnten ernten. Wir pflanzen nun, damit die, die nach uns kommen, auch ernten können .« – Sprach’s und pflanzte weiter seine Stecklinge.

    Eine bemerkenswerte Einstellung, die angesichts der weit verbreiteten Umweltzerstörung nicht nur auf weltpolitischer Ebene, sondern auch in unserem
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