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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Laserstrahl. Er erweckte den Eindruck, als könne er nur mühsam eine kalte, massive Aggression zurückhalten. Früher hatte Gerrard ein außergewöhnliches Vertrauen zu diesem Mann, ja Freundschaft für ihn empfunden. Nun schien die Aura des Führers eine Kluft zwischen Kramer und Gerrard – und den übrigen Mitgliedern des Teams – aufgeworfen zu haben. Er hatte sich in einen Sklaventreiber verwandelt, der niemanden schonte und sich selbst am wenigsten. Er strahlte immer noch viel Charme aus, aber es war der aggressive Charme eines Mannes, der von einem einzigen Gedanken besessen ist: Erfolg um jeden Preis.
    Der Raum lag nun fast im Dunkeln, plötzlich flammte die Beleuchtung auf, Kramer schritt in die Mitte des Raumes.
    »Nun?« Er blickte sich um. »Hat’s geklappt, meine Herren?«
    Die Männer blickten auf, und so müde sie auch waren – Kramer strahlte etwas aus, das sie veranlaßte, sich sofort aus ihrer abgeschafften Haltung hochzureißen, sie waren wieder hellwach. Mit seinen fünfundvierzig Jahren, seiner hochaufgerichteten Gestalt, seinen schweren, kräftigen Schultern und seinem leicht geneigten, bulligen Kopf stand Kramer in jedem Raum, den er betrat, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
    »Wir stehen wieder da, wo wir angefangen haben«, sagte Wright und trat neben ihn.
    »Genau«, sagte Kramer. »Ich habe nichts anderes erwartet. Sie mußten wieder dort anlangen.«
    Buchan streckte seine Beine aus und faltete resigniert die Hände hinter dem Kopf. »Dann waren also die letzten Tage umsonst?«
    »Ihr habt die ersten sieben notwendigen unbrauchbaren Ideen hinter euch gebracht«, sagte Kramer. »Und nun möchte ich, wenn’s erlaubt ist, mal eine richtige Sitzung mit Ihnen durchführen.«
    »Jetzt?« stöhnte Buchan.
    Kramer nickte. »Ja, genau jetzt! Ich weiß, daß Sie müde sind, aber dabei kommen erfahrungsgemäß die besten Ideen heraus. Ich möchte mit Ihnen zu den Ausgangspunkten zurückkehren und feststellen, warum sie nicht brauchbar waren. Vielleicht bringt uns das nichts, aber möglicherweise können wir ein paar gute Ideen anspielen, an denen Sie dann übers Wochenende arbeiten können.« Kramer blickte die müden Männer in der Runde an. »Betty bringt eine Flasche Scotch, bestes Destillat.« Er sah Buchan an. »Inzwischen hab ich hier etwas, das der Prüfung bedarf.«
    Er blickte auf und schien zum erstenmal Gerrard zu bemerken. »Luke, vielleicht kannst du uns helfen, es wird etwas Beinarbeit verlangt.« Gerrard blickte auf und gab sich Mühe, nicht allzu eifrig zu erscheinen. Er war entschlossen, jede Möglichkeit wahrzunehmen, dieses bedrückende Gebäude verlassen zu können. Zu den Debatten der letzten Tage hatte er wenig beigetragen, er war sich seiner Unzulänglichkeit bewußt, wenn es um chemische Probleme ging.
    »Weißt du, wo Barrat in Kensington ist? Oder anders herum – weißt du was Barrat in Kensington ist?«
    »Das große Warenhaus neben Harrods?«
    »Genau«, sagte Kramer. »Da gibt es Ärger in der Spielwarenabteilung.«
    »Ernsthaft?« Gerrard zog eine Augenbraue hoch.
    »Sieht so aus, als gab’s Ärger mit Aminostyrene.«
    Wright blickte erstaunt von den Papieren auf, die er auf seinem Schreibtisch sortierte. »Vielleicht sollte besser ich hingehen«, sagte er.
    Wrights Aminostyrene war der erste bedeutungsvolle wirtschaftliche Erfolg der Firma gewesen. Eine geniale Legierung, die auf der Verbindung der Molekularstrukturen von Protein und Polystyrene basierte, und es hatte sich erwiesen, daß sie ebenso billig wie leicht herzustellen war. Große Konzerne hatten die Massenfabrikation übernommen, die nun beträchtliche Lizenzgebühren einbrachte. Und Aminostyrene war nicht nur die Grundsubstanz der selbstzerfallenden Flasche, sie war auch ein Bestandteil von buchstäblich Hunderten von Produkten, von Raketen bis zu Spielzeugautos.
    »Es wäre mir lieb, wenn Sie hierblieben«, sagte Kramer. »Anne ist jetzt dort. Ich möchte nicht, daß es einen Wirbel gibt. Ich möchte nur, daß die Presse die Finger davon läßt. Deshalb will ich, daß jemand rübergeht.«
    Gerrard blickte ihn fragend an.
    »Etwas von dem Plastikmaterial, das sich in – ich weiß nicht genau – irgendeiner Art von Weihnachtsspielzeuggrotte oder -bazar befindet, ist geschmolzen, und der Mann, der dort Dienst tut, hat keine Erklärung dafür. Wahrscheinlich ist es die Hitze, oder – was noch wahrscheinlicher ist – hat ein Spaßvogel Azeton darüber gegossen. Unsere Garantie deckt ja nicht alle
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