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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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Oberteil besser als gar nichts.
    Wie eine Idiotin kam ich mir vor. Irgendwie hatte ich nicht die Figur für einen Zweiteiler. Meine Brüste füllten zwar das Oberteil aus, aber der Rest meines Körpers bestand aus Muskeln statt aus Kurven, und mit meinen kurzen Haaren sah ich aus wie ein Junge, der sich als Bauchtänzerin verkleidet hatte.
    Als Nächstes holte ich mir aus der Schublade Ruthies Kreuz zurück. Jimmy hatte sich bei der Berührung verbrannt. Natürlich war alles wieder schnell geheilt. Trotzdem war der Anhänger das Einzige, das ihm überhaupt etwas zufügen konnte. Während das Silbermesser komplett nutzlos war, schien von dem geweihten Symbol eine gewisse Macht auszugehen. Zumindest würde ihn das versengte Fleisch lange genug aufhalten, bis ich…
    Bis ich was? Ich musste mir einen Plan zurechtlegen.
    Sawyer hatte gesagt, ich solle alles, was ich wisse und was ich hätte, nutzen. Außer Ruthies Kreuz hatte ich nur noch den Türkis. Ich steckte sie beide in die Tasche. Schaden konnte es auf keinen Fall.
    Gerade trank ich meinen zweiten Kaffee, da öffnete sich der Fahrstuhl. Niemand kam heraus.
    Das war etwas Neues. Ich trat ein und versuchte E zu drücken, nur so zum Vergnügen, aber der einzig funktionierende Knopf brachte mich zum Stockwerk des Hexenmeisters.
    Ich hatte angenommen, dass mich der Harem erwarten würde, doch das Zimmer war leer. Waren sie etwa alle… beschäftigt? Der Gedanke hereinzuplatzen, wenn der Vater oder, schlimmer noch, der Sohn – oder, noch schlimmer, beide zusammen – es mit all diesen Frauen trieben, ließ mich beinahe wieder umkehren. Aber ich durfte jetzt nicht zimperlich sein. Um die beiden umzubringen, brauchte ich all meinen Mut. Sie in flagranti zu ertappen war ein vergleichsweise kleines Problem.
    Alles leer. Wenn die Sonne nicht geschienen hätte, wäre ich nervös geworden. Aber jetzt waren die Vampirlakaien wohl alle kaltgestellt. Haha.
    Der Hexenmeister kam in einem Hugh-Hefner-Playboy-Outfit herein, weite Seidenhose und Slipper. Trotz seiner legeren Garderobe, oder vielleicht auch gerade deshalb, war er mir absolut unheimlich.
    „Was ist mit Ihrem Harem passiert?“
    „Ist mir ausgegangen.“
    Mir wurde immer unbehaglicher zumute, und mein eigenes Kostüm erschien in einem neuen Licht.
    „Sie sehen so weit ganz gut aus, Seherin.“ Seine Augen tanzten. Bei einem Menschen hätte man es als Vergnügen gedeutet. Bei ihm machte es mich krank. „Die meisten Frauen hätten das nicht überlebt.“
    „Ich bin nicht die meisten Frauen.“
    „So langsam begreife auch ich das. Sie haben mehr Widerstandskraft als alle anderen. Ich bin froh, dass mein Sohn darauf bestanden hat, Sie am Leben zu lassen. Natürlich hing Ihr Leben in den letzten Wochen mehrmals an einem seidenen Faden.“
    Wochen?
    Blitzschnell richtete ich meinen Blick auf die Weltkarte, auf der es nur so von grünen und gelben Nadelköpfen wimmelte.
    Wenn ich nicht sofort handelte, waren wir bald alle verloren.

 
    39
    W ie viele der bunten Nadeln standen für Leute, die hier meinetwegen genau vor diesem Haus umgekommen waren? Ich musste zumindest versuchen, den Stand auszugleichen.
    „Wo ist Jimmy?“
    „Wir haben unsere Pläne ein klein wenig geändert.“
    Mir gefiel das gar nicht. Vor allem, weil ich immer noch keinen eigenen Plan hatte.
    „Lassen Sie mich raten“, sagte ich und versuchte, Zeit herauszuschinden. „Sie bereuen alles, wollen auf meine Seite wechseln. Vergessen wir den Jüngsten Tag und schaffen stattdessen den Himmel auf Erden.“
    Der Meister lachte. „Den Himmel auf Erden plane ich ja gerade, nur dass ich eine etwas andere Vorstellung davon habe.“
    „Menschen als Sklaven, Nephilim als Soldaten. Bla, bla, bla, bla, bla.“
    Jede Heiterkeit war plötzlich aus seinem Gesicht verschwunden. „Ich werde Sie noch Respekt und Demut lehren.“
    „Viel Glück dabei.“
    Er bekam mich am Hals zu fassen und zerrte mich aus dem Raum. Obwohl ich mich zur Wehr setzte, hatte ich keine Chance. Sein Griff war wie ein eisernes Halsband. Ich würde nur freikommen, wenn er es wollte.
    Er presste die Lippen an mein Ohr. „Für heute Abend habe ich mir ein besonderes Vergnügen ausgedacht. Du. Jimmy.“
    Ich erstarrte, dachte, er wollte uns zuschauen.
    „Bis zum Tod.“
    „Was?“, presste ich heraus. „Aber er ist doch Ihr Sohn?“
    „Und weiter?“
    Auch wieder wahr. Monster wie er verspeisten ihre Jungen in der Regel. Warum hatte er es denn bis jetzt noch nicht getan?
    Weil ihm
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