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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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Jimmy nützlich war. Die bunten Nadeln, die all die Toten darstellten, gingen auf seine Kappe. Dass er es nicht gewusst hatte, bedeutete für die Toten keinen Unterschied.
    „Mit dir wird der letzte Funken Menschlichkeit in ihm sterben“, sagte der Hexenmeister. „Darauf freue ich mich schon.“
    Mit einem kleinen Stoß ließ er mich gehen. Ich wirbelte einmal herum und blieb dann wie angewurzelt stehen. Jimmy stand direkt hinter ihm.
    „Töte sie“, befahl der Meister, und Jimmy lächelte. „Wer am Ende überlebt, wird zweiter Befehlshaber sein.“
    „Ich will überhaupt nicht Ihr dämlicher zweiter Befehlshaber sein, Sie durchgeknallter, blutrünstiger Hexer.“
    Der Meister kniff die Augen zusammen. „Dann stirb.“
    Scheiße.
    Sobald er zur Seite getreten war, begann Jimmy mich einzukreisen.
    „Warum tötest du ihn nicht?“, fragte ich Jimmy. „Ich helfe dir dabei.“
    „Ich kk…“ Er ballte die Fäuste. Da er mal wieder seine üblichen Klamotten trug, weite Baumwollhose und sonst nichts, sah ich jede Muskelfaser, als er seinen Bizeps anspannte. „Kann nicht.“ Die Worte machten sich beinahe explosionsartig Luft, als hätte sie eine höhere Macht gefangen gehalten und wären nur mit äußerster Kraftanstrengung freigekommen. „Ohne ihn wäre ich nichts.“
    Ohne ihn wärst du du selbst, dachte ich. Aber dafür war es jetzt zu spät.
    Lässig verpasste er mir einen Schlag mit dem Handrücken. Ich flog rückwärts, ganz knapp nur verfehlte ich den Kissenstapel und schlug so hart auf dem Marmorboden auf, dass ich mir einbildete, das Brechen meiner Knochen gehört zu haben.
    Irgendwie hatte ich mit einem besseren Ende gerechnet. Ich weiß auch nicht, wieso. Jimmy stand unter dem Einfluss seines Vaters. Es bestand nicht die geringste Chance, dass er sich daraus befreien und uns alle retten würde. Ich musste der Wahrheit ins Auge blicken, ich hatte versagt. In ein paar Minuten würde ich sterben, und das Vorhaben des Hexenmeisters, die Menschen zu unterjochen, würde in die Tat umgesetzt werden können.
    Aber ich würde nicht sang- und klanglos untergehen, ich würde ihm einen verdammt harten Kampf liefern. Schließlich war ich nicht vollkommen wehrlos. Ich besaß Jimmys Kraft und Schnelligkeit. Nur, dass er es nicht wusste.
    Jimmy bewegte sich blitzschnell. An der Decke sah ich seinen Schatten auf mich zukommen. Erleichtert, dass ich sie ohne Schmerzen bewegen konnte, hob ich die Beine und trat ihm in den Magen. Er landete auf dem Esstisch, der in tausend Stücke zersprang.
    Ich spannte alle Muskeln an, sprang vom Rücken wieder auf die Füße. Darin war ich schon immer ein Ass gewesen. Jimmy war schnell auf den Beinen gewesen und bereits wieder im Anmarsch.
    Er holte aus, ich duckte mich und verpasste ihm einen Haken mit der Linken. Schon wieder segelte er durch den Raum und hinterließ diesmal eine Delle in der Wand. Allmählich fühlte ich mich wie der Terminator. Es gab jetzt keinen Grund mehr, meine außergewöhnliche Kraft und Schnelligkeit zu verheimlichen. Ihnen freien Lauf zu lassen fühlte sich großartig an.
    Als hätte ich ihm ein paar Zähne gelockert, so schüttelte Jimmy den Kopf. „Wie hast du…?“
    Ich wartete die Frage nicht ab, denn ich hatte nicht vor, sie zu beantworten. Ich rannte auf ihn zu und trat ihm mit voller Wucht in die Brust.
    Zumindest war das mein Plan. Er ergriff jedoch meinen Fuß und schleuderte mich von sich. Direkt neben dem zertrümmerten Esstisch landete ich auf dem Boden. Bevor ich nach Luft schnappen konnte, war Jimmy schon auf mir.
    Meine Finger hatten plötzlich Holz ertastet. Mit einem Satz versuchte er sich auf meine Kehle zu stürzen. Rot flackerten seine Augen, und seine Reißzähne fuhren aus. Sein Gesicht war nicht mehr das eines Mannes, sondern das eines Monsters.
    Er war so damit beschäftigt, mich zu töten, dass er nicht auf meine Beine achtete. Ich schlang sie um seine, zog mit einem Ruck, und er landete samt mir und dem abgebrochenen Tischbein auf dem Rücken.
    „Nur zu“, feuerte mich der Vater an, seine Stimme war das Zischen der Schlange im Paradies, fleischgewordene Versuchung, das jahrhundertealte Böse. „Sie wollen es doch. Alle sind nur seinetwegen gestorben. Sie ist seinetwegen gestorben.“
    „Er hatte keine Ahnung“, murmelte ich. „Sie haben ihn dazu gezwungen.“
    „Genau genommen war ich es nicht. Ich musste es ‚outsourcen‘. Aber… sie ist trotzdem tot.“
    Meine Finger umklammerten den Pflock fester.
    „Tun Sie
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