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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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es“, hauchte der Hexenmeister, und dabei funkelte seine Erregung in der Luft wie Sonnenstrahlen auf morgendlichem Tau. „Ich mache Sie zur Königin all meiner Mätressen. Gemeinsam werden wir die Welt beherrschen.“
    Ich war hin- und hergerissen. Zum einen wollte ich Jimmy töten, weil ich keine andere Wahl hatte und es wirklich sein musste. Zum anderen wollte ich ihn töten, weil diese Kreatur hier es wollte, denn dann würde ich die Königin seiner Mätressen sein.
    Wessen Stimme war das?
    „Um einen Dhampir zu töten, muss man ihn zweimal an der gleichen Stelle durchbohren – einmal für jedes Wesen, Mensch und Vampir.“
    Hatte Sawyer die Wahrheit gesagt? Wenn man bedachte, dass sich seine Methode mit seiner Legende beinahe deckte, musste ich ihm Glauben schenken. Und da ich keinen besseren Einfall hatte, schloss ich die Hand fest um das Holz und stieß es in Jimmys Brust.
    Jimmy stieß einen Laut der Überraschung aus, mehr einen spitzen Schrei, und mich hätte beinahe wieder der Mut verlassen. Obwohl ich vom Verstand her wusste, dass es unabänderlich war, tat mir das Herz so weh, wie jetzt seins wehtun musste.
    Aber es war zu spät zu einer Umkehr. Zum Glück erschlaffte er, als ich den Pflock herauszog. Wie Regen plätscherte sein Blut auf den Boden.
    „Noch einmal.“ Der Meister war näher gekommen, aber noch nicht nahe genug. „Und ich werde unverwundbar sein.“
    „Ich… ich kann nicht.“ Ich ließ meine Stimme zittern. Das war keine große Schauspielkunst. Beim Anblick des riesigen Lochs in Jimmys Brust war mir nach noch viel mehr als nur zittern. „Nicht wenn er bewusstlos ist. Es ist…“
    „Unmenschlich?“ Die Stimme des Meisters bebte auch, aber vor Belustigung.
    „Unsportlich“, verbesserte ich ihn.
    „Sie klingen ja, als hielten Sie das alles für ein Spiel.“ Er war noch ein Stückchen näher gerückt. „Sie werden die bezauberndste Königin überhaupt sein. Wenn Sie tun, was ich sage.“
    So ganz wasserdicht war seine Argumentation nicht, typisch.
    „Ich kann es nicht“, wiederholte ich.
    Er hatte sich noch weiter herangeschlängelt, er stand jetzt direkt hinter mir. „Tun Sie es, sonst wird er Sie erledigen. Und dann schreien Sie wie Ruthie, aber am Ende sterben Sie auch. Genau wie sie.“
    Tja, vielleicht konnte ich es ja doch.
    Ich hob den Pflock, doch statt ihn vorwärts in Jimmys Brust zu stoßen, drehte ich ihn blitzschnell in der Hand um, sodass die Spitze nach hinten zeigte, und stieß ihn mit aller Kraft zurück.
    „Oh“, sagte der Hexenmeister.
    Ich drehte den Pflock einmal herum, trieb ihn bis zum Anschlag hinein, dann wandte ich mich beim Herausziehen dem Meister zu.
    Umbringen würde ihn das nicht, das konnte nur Jimmy, doch vielleicht würde mir das einen kleinen Vorsprung verschaffen, sodass ich fliehen konnte. Und wenn mir das gelungen war, konnte ich möglicherweise die restlichen Dämonenjäger zusammentrommeln, von denen einer eventuell wusste, wie man diesen Typ hier beseitigte.
    Mein Plan sah auch vor, das spitze Ende des Tischbeins ein zweites Mal in Jimmys Brust zu versenken, um ihm ein für alle Mal das Lebenslicht auszublasen. Aber wie immer lief nichts so, wie vorgesehen.
    Der Hexenmeister stolperte rückwärts auf die Fensterfront zu. Hinter ihm färbte die untergehende Sonne den Himmel feuerrot.
    Mit offenem Mund starrte er auf das klaffende Loch in seiner Brust. Wie aus einem Springbrunnen sprudelte das Blut hervor, spritzte auf den Boden und umspülte seine Füße.
    „Mein eigen Fleisch und Blut“, heulte er grässlich gurgelnd.
    Dann löste er sich auf. In einem Moment noch hatte er geblutet, im nächsten war er nur noch Blut, ein Rinnsal, das über die Fliesen strömte. So etwas hatte ich noch nie gesehen und würde es hoffentlich auch nie wieder sehen müssen.
    „Was zum Teufel?“ Ich starrte auf den Pflock.
    Sein eigen Fleisch und Blut , flüsterte Ruthie. Geteilte Gaben .
    Mit einem Blick zur Decke sagte ich: „Ach, sind wir heute redselig?“
    Aber sie hatte etwas Entscheidendes gesagt, etwas, woran ich überhaupt nicht gedacht hatte.
    Durch meine emphatischen Fähigkeiten konnte ich mir die Kräfte anderer zu eigen machen, indem ich mit ihnen schlief. Und Jimmy besaß die Kraft, den Hexenmeister zu töten.
    Jetzt blieb mir nur noch eines: Ich musste Jimmy töten.
    Ich wollte es möglichst schnell hinter mich bringen, damit ich nicht noch lange darüber nachdenken musste, doch als ich mich über Jimmy beugte, schlug er die Augen
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