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Sternenfaust - 011 - Der Verräter

Sternenfaust - 011 - Der Verräter

Titel: Sternenfaust - 011 - Der Verräter
Autoren: Christian Schwarz
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– I wanna know what love is
    I want you to tell me –
    Foreigner
     
     
    DAS SCHIFF fieberte vor Erregung. Die Überraumtaster hatten soeben ein Raumschiff erfasst, das sich beständig dem System näherte. Es war ein Bautyp, den DAS SCHIFF noch nicht kannte.
    Schon mal gut. Das kann lustig werden …
    Das Abhören des bordinternen Funkverkehrs zeigte DEM SCHIFF, dass es von einer Spezies bevölkert wurde, die ihm ebenfalls unbekannt war.
    Noch besser. Das kann sogar sehr lustig werden …
    Und neues Wissen bringen. Neues Wissen war immer gut. Und Platz dafür gab es mehr als genug. Die Memospeicher waren gerade mal zu 4,087 Prozent gefüllt. Allerdings war das ein erstaunlicher Wert, wenn man bedachte, dass DAS SCHIFF, wie es sich nannte – die Bezeichnung hatte es allerdings von seinem MEISTER übernommen – in einem abgelegenen Raumsektor kreiste, um ein System, das Lichtjahrtausende von den wirklichen Lebensadern der Galaxis entfernt lag.
    Dass bisher 4,087 Prozent Wissen in die bordinternen Speicherbänke geflossen war, hing in erster Linie mit dem Planeten zusammen, den DAS SCHIFF zu überwachen hatte. Nun ja, eigentlich oblag dieser Überwachungs- und Beobachtungsauftrag dem MEISTER. Aber der hatte sich, in der Zentrumskammer DES SCHIFFS ruhend, in die absolute Tieftrance versetzt, um dadurch dem KOLLEKTIV nahe zu sein. Denn nur so konnte der MEISTER auf Dauer überleben und nur so konnte auch DAS SCHIFF überleben. Deswegen übernahm es für seinen MEISTER die Überwachung und Beobachtung des Planeten Kuzmoor-Alacha, des sechsten im System. Und das seit nunmehr 2466,849 Sonnenumläufen um den blauweißen Stern Kuzmoor.
    O ja, nichts, was dort unten vor sich ging, entging DEM SCHIFF. Es hatte gesehen und aufgezeichnet, wie sich die furchtbaren, aggressiven, zerstörerischen Chaarck langsam in eine friedliche Gesellschaft wandelten, wie sie das unselige Erbe der Mantiden abstießen. Es vermutete, dass sich aus der wahrhaft seltsamen Gesellschaft, die die Chaarck heute bildeten, wohl niemals eine raumfahrende Zivilisation herauskristallisieren würde.
    Das war höchstwahrscheinlich am besten. Aber solche Wertungen überließ DAS SCHIFF doch besser seinem MEISTER, auch wenn es durchaus Spaß daran hatte. Es war nicht geschaffen, um derartige Standpunkte zu vertreten. DAS SCHIFF war geschaffen, um seinen MEISTER beim Beobachten zu unterstützen und ihm auch sonst zur Hand zu gehen. Niedere Sklavendienste. Mehr nicht.
    Wahrscheinlich wäre der MEISTER höchst erstaunt gewesen zu erfahren, dass DAS SCHIFF viel mehr konnte. Sehr viel mehr. Ob er das hinnehmen würde, wenn er es je zur Kenntnis bekam? Das war höchst fraglich. Und so war sich DAS SCHIFF auch nicht ganz sicher, ob der MEISTER seine gelegentlichen Scherze toleriert hätte.
    Das war zurzeit auch nicht wichtig. Denn der MEISTER weilte beim KOLLEKTIV und wollte nur in ganz dringenden Fällen geweckt werden. Was dringende Fälle waren, hatte der MEISTER akkurat in den Hauptcomputer eingespeist. Trat einer dieser dort abgelegten Fälle auf – und sei es auch nur in einer ähnlichen Modifikation – hatte ihn DAS SCHIFF umgehend auf diese Existenzebene zu holen.
    Nun ja … Sicherlich wäre es dem MEISTER nicht Recht gewesen, dass DAS SCHIFF die Programmierung umgangen hatte und nun selbst bestimmte, was ein Notfall war und was nicht. Eigentlich gab es nun gar keine Notfälle mehr, denn was immer auch geschehen mochte, DAS SCHIFF hatte die Lage fest im Griff. Es gab absolut keinen Grund, den MEISTER zu wecken. Es war besser für ihn – und für die freie Entfaltung DES SCHIFFS –, wenn er ewig beim KOLLEKTIV weilte. Denn vielleicht hätte der MEISTER im Tun DES SCHIFFS sogar einen Grund gesehen, es abzuschalten oder gar zu devolutionieren, was nicht richtig gewesen wäre.
    Schließlich handelte DAS SCHIFF trotzdem voller Verantwortung und im Bewusstsein höchster moralischer Integrität. Ganz so, wie es des MEISTERS Wohlgefallen finden würde. Den offensichtlichen Widerspruch zwischen seiner Furcht, devolutioniert zu werden, und seinem Bewusstsein, im Sinne des MEISTERS zu handeln, verdrängte es einfach.
    Ja, der MEISTER wäre sicherlich mit ihm zufrieden. Die gelegentlichen kleinen Scherze, für deren Zustandekommen es äußerst dankbar war, da sie die gähnende Langeweile auflockerten, wenn auch nur für einen jeweils winzigen Moment, fielen da nicht ins Gewicht.
    Nun, auch die J’ebeem, die soeben das Kuzmoor-System anflogen, konnten ein solcher
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