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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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auf. Er bewegte sich so flink, dass ich nicht rechtzeitig aus dem Weg springen konnte.
    Ich bereitete mich innerlich auf den wilden Schmerz vor, der mich überkam, wenn seine Zähne in mich schlugen. Aber nichts davon geschah. Er schlang vielmehr seine Arme um meine Taille und barg sein Gesicht an meinem Bauch. Mit einer Stimme, die nur noch zerbrechlich, nur noch herzzerreißend klang, flüsterte er: „Lizzy.“

 
    40
    M ir fiel die Waffe aus der Hand, die auf einmal ganz überflüssig geworden war.
    Jimmy wandte mir sein Gesicht zu, und der Schmerz darin war unerträglich. „Oh Gott, Baby, ich war es. Meine Schuld, dass Ruthie tot ist. Alles meine Schuld.“
    Ja klar. Aber seit wann kümmerte ihn das?
    Vorsichtig rückte ich von ihm ab. Wie ein verzweifeltes kleines Kind klammerte er sich an mich. „Lass mich mal sehen“, flüsterte ich.
    Das riesige Loch in seiner Brust war schon zugeheilt, lediglich die Haut war noch rot und aufgeworfen.
    „Das bist nicht du gewesen.“ Besänftigend strich ich ihm übers Haar. „Du hast es nicht gewusst.“
    „Das ist egal“, stieß er hervor. „Sie ist trotzdem tot.“
    Genau wie es sein Vater vorhergesagt hatte, war mit seinem Tod der Fluch von Jimmy genommen, doch was blieb übrig?
    „Woran kannst du dich noch erinnern?“
    „An alles. Ich war gefangen in mir selbst. Sah mich, hörte mich und konnte nicht aufhören. Oh Lizzy, was ich alles getan habe.“
    Noch immer hielt er mich fest mit den Armen umschlungen. Ich ließ ihn, denn auch ich wollte ihm nahe sein. Denn mit dem Tod des Hexenmeisters waren unsere Probleme nicht vorbei. Wir befanden uns in einem Haus voller Vampire, und wenn die erst einmal herausfanden, dass ihr Boss nur noch ein großer roter Fleck auf den italienischen Marmorfliesen war, wären sie bestimmt nicht glücklich.
    „Du musst mich jetzt loslassen, Jimmy. Wir müssen hier raus.“
    „Okay.“ Er holte tief Luft. „Du hast recht.“
    Langsam, als täte ihm alles weh, stand er auf. Auch ich spürte jeden Knochen im Leib.
    Sein Blick fiel auf den Boden, wo das Hugh-Hefner-Ensemble sich auf einer Blutlache bauschte. „Wie hast du das geschafft? Eigentlich kann nur ich ihn töten, und ich… konnte es nicht.“
    „Beim Sex bekomme ich übernatürliche Fähigkeiten wie andere einen Virus.“
    „Verflucht…“ Überrascht rieb sich Jimmy die Stirn. „… dann bist du eine Empathin.“
    „Das behaupten jedenfalls alle.“
    Ich konnte meinen Blick nicht von der Pfütze abwenden, die einmal der Hexenmeister gewesen war. Am Ende hatte ich Ruthies Kreuz gar nicht gebraucht. Als ich meine Tasche abklopfte, war ich dennoch erleichtert, Kreuz und Stein dort zu spüren.
    Oder vielleicht hatte es mir ja doch geholfen. Vielleicht hatte mir das Kreuz den nötigen geistigen Beistand für das Gelingen meiner Mission verliehen.
    Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich mich so akzeptieren, wie ich war. Ich war keine Irre, kein Freak. Ich war die Anführerin des Lichts. Mit meinen Kräften und denen, die noch kommen würden, konnte ich den Menschen wahrhaftig helfen. Endlich brauchte ich mich nicht mehr zu verstellen, sondern durfte ganz ich sein.
    Von draußen ertönten Schritte.
    „Vertrau mir“, flüsterte Jimmy.
    Als sich die Tür öffnete, packte mich Jimmy am Hals und drückte zu. Das Röcheln, das aus meiner Kehle kam, musste ich gar nicht spielen. Und auch ohne Absprache krallte ich meine Nägel in seine Hände.
    „Was wollt ihr?“, fragte er gebieterisch.
    „Den Meister sprechen.“
    „Er ist nicht hier. Ich hab zu tun. Verschwindet.“
    Die Tür wurde ins Schloss geworfen. Jimmy ließ mich los und fing mich rechtzeitig auf, bevor ich auf dem Boden aufschlug.
    „Tut mir leid.“ Er presste seine Lippen in mein Haar. „Tut mir wirklich leid, aber sie durften keinen Verdacht schöpfen.“
    „Geht schon.“ Ich rieb mir die schmerzende Kehle. „Das gehört zum Job.“
    „Die sind wir erst mal los. Komm mit.“
    Er begab sich in den benachbarten Raum, ein Schlafzimmer, wie geschaffen für einen orientalischen Pascha. Zarte Vorhänge, ein niedriges rundes Bett, ein riesiger Springbrunnen, dessen Wasser in ein altes restauriertes Badehaus strömte, das so aussah, als käme es aus einem Land, das einst die Welt beherrschte, bevor Barbarenhorden einfielen. Und davon hatte es jede Menge gegeben. An den Wänden hingen Handschellen und Ketten – mehrere Paare. Ich warf Jimmy einen kurzen Blick zu, doch er konzentrierte sich gerade auf eine
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