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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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gelassen.“
    „Lasst es bleiben.“
    „Es ist sinnlos. Du musst es ganz alleine schaffen.“
    „Daran bin ich gewöhnt. Also, jetzt sag mal, warum bin ich gerade in deinen Träumen?“
    „Traumwanderer werden von den Träumen desjenigen angezogen, der die Antwort auf ihre dringlichste Frage kennt. So funktioniert diese Kraft.“
    „Das Einzige, was ich wissen wollte, war, wie man einen Hexenmeister tötet, doch das konntest du mir nicht sagen…“
    Sawyer kam näher und streckte mir seine Hände entgegen. „Seitdem du weg warst, habe ich nach der Antwort gesucht.“
    Mir klopfte das Herz. „Hast du sie gefunden?“
    „Berühr mich, du wirst schon sehen.“
    Ich zögerte keinen Moment, sondern klatschte meine Hände gegen seine und machte mich auf eine bewegte Reise gefasst.
    Wie ein Wirbelsturm ergriff mich der Wind. Auf einmal flog ich durch dunkle, verwinkelte Korridore. Auf dem Boden verstreut lagen ausrangiertes Spielzeug, Bücher und Papiere. Türen zischten vorbei, einige waren verschlossen, andere standen halb offen, manche waren auch wie von einer riesigen übernatürlichen Hand gespalten worden und zersplittert.
    So überraschend fand es ein Ende, dass ich beinahe an die Tür vor mir geprallt wäre. Uralt und halb verrostet, gaben ihre Scharniere ein unheimliches Quietschen von sich, als sie sich drehten.
    Ich trat ein, und aus dem Schatten drang Sawyers Stimme flüsternd an mein Ohr. „Nur sein eigen Fleisch und Blut stürzt einen Hexenmeister ins Verderben.“
    „Kannst du nicht ein wenig deutlicher werden?“
    Die Antwort lautete wohl Nein, denn ich wurde mit einem Affenzahn rückwärts aus dem Zimmer und in den Flur gerissen, wo ich noch mehr an Tempo zulegte, bis mir so schlecht wurde wie als Kind beim Autofahren.
    Statt einer kühlen Brise spürte ich jetzt eine große Hitze auf meinem Gesicht. Als ich die Augen aufschlug, standen Sawyer und ich uns beide schwankend gegenüber.
    „Ich konnte es noch nie leiden, wenn jemand in meinem Kopf herumspaziert“, murmelte Sawyer.
    „Wer kann das schon?“
    „Eben.“ Sawyer entzog mir seine Hände und versteckte sie hinter seinem Rücken, als wollte er verhindern, dass ich sie nochmals ergriff. „Vergiss das nicht“, sagte Sawyer, „und nutze die Kraft dementsprechend.“
    „Ich hatte gar nicht vor, sie überhaupt zu benutzen.“
    „Obwohl es gefährlich ist, kann das Traumwandern äußerst nützlich sein, besonders für eine Seherin, aber du musst lernen, die Gabe richtig einzusetzen.“
    „Ja, das schreib ich mir dann gleich mal mit auf meine Besorgungsliste: am Leben bleiben, der Vampirhöhle entkommen, die Welt retten und das Traumwandern beherrschen.“
    Er reagierte gar nicht, konnte einem den Spaß an der Ironie richtig verderben.
    „Was hast du also erfahren?“
    „Nur das eigene Fleisch und Blut stürzt einen Hexenmeister ins Verderben.“
    „Sanducci“, sagte Sawyer. „Er ist sein eigen Fleisch und Blut, sein Sohn. Er ist der Einzige, der ihn töten kann.“
    Ich rang mir einen erstickten Laut ab, der halb wie ein Lachen klang. „Das wird nie passieren.“
    „Wahrscheinlich hast du recht.“
    „Ein wenig Ermunterung wäre nicht schlecht. Vielleicht noch ein paar Tipps.“
    Mit geschlossenen Augen atmete Sawyer tief ein, und als er wiederausatmete, blies ein glühend heißer Wind über die Wüste. „Besinn dich darauf, wer du geworden bist, Phoenix. Vergiss nicht, was dir alles zur Verfügung steht. Denk an alles, was du gehört und gelernt hast.“ Seine Augen klappten auf, bohrten sich in meine, und der Wind verebbte sacht. „Du musst jetzt sehr schnell handeln. Unsere Zeit ist fastum.“
    „Toll.“
    Mit leiser Stimme fuhr er fort: „Du bist heute beinahe gestorben. Hör auf mit Sanducci. Wenn du ihn weiter an sein altes Leben erinnerst, dann bringt er dich um, bevor du ihn umbringen kannst.“
    Was er sagte, stimmte. In dieser Nacht hatte ich es gespürt, Jimmys Verlangen, mich gleichzeitig zu küssen und umzubringen. Wie lange würde er dem Wunsch danach wohl noch widerstehen? Vielleicht würde er beides zur gleichen Zeit tun.
    „Warum hat sich der Hexer überhaupt für ein Kind entschieden, wenn es ihn doch verwundbar macht?“
    „Wahrscheinlich war es das Risiko wert, einen Sohn innerhalb der Föderation zu haben, und die Möglichkeit, dass Jimmy einen Weg finden könnte, ihn zu töten, schien ihm wohl gering. Und jetzt, da er ihn beherrscht, ist das Risiko gleich null.“
    In mir sträubte sich alles.
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