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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit
Autoren: Richard Dübell
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einzelne mächtige Klöster besaßen das Münzrecht, so dass der Wert eines Pfennigs, der »typischen« deutsch-mittelalterlichen Münze, stark schwanken konnte. Um dem abzuhelfen, wurde unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa in der Reichsmünzstätte Hall der sogenannte Haller Pfennig als Vergleichswährung geprägt, der als »Heller« in die Geschichte eingegangen ist. Im Durchschnitt ergaben zwei Heller einen Pfennig; diese Umrechnung habe ich in meinem Roman zugrunde gelegt. Der von manchen Bewunderern des letzten großen Stauferkaisers dem Erfindungsreichtum Kaiser Friedrichs II. zugeschriebene »Groschen« als Leitwährung des Deutschen Reichs würde übrigens erst sechzehn Jahre nach dem Tod des größten aller Staufer erstmals auf deutschem Boden geprägt.
    Dass vor allem die Berechnungen der Lohnsummen von Rechenfehlern wimmeln, ist nicht nur eine Eigenart von Wilbrand Bluskopf. Der mittelalterliche Mensch dachte ganzheitlich und achtete auf die großen Zusammenhänge. Wichtig war, dass am Ende ein Werk entstand, nicht ob bei einzelnen Abrechnungen jede einzelne Summe präzise ermittelt wurde. Vielleicht liegt darin ja auch das Geheimnis der Kathedralenbauer, die nur mit der Kraft ihrer Hände, einfachen mechanischen Hilfsmitteln und dem Genie ihrer Vorstellungskraft arbeiteten. In Bauzeiten, die Generationen überspannten, schufen sie und ihre in die Hunderte gehenden Hilfskräfte Wunder, zu denen wir heute nicht mehr fähig scheinen – einfach weil sie stets das Ziel im Auge behielten anstatt des Details.
    S. 385: Konrad I. von Zolorin oder, nach heutiger Schreibweise, Konrad von Zollern , war Burggraf der mittelalterlichen Burggrafschaft Nürnberg. Er stand während des welfisch-staufischen Konflikts loyal auf staufischer Seite und wurde von Kaiser Friedrich II. unter anderem dadurch belohnt, dass dieser der Stadt unter der Burg im Jahr 1219 einen Großen Freiheitsbrief zugestand. Unter Konrads militärischer Fürsorge konnten die Bürger so eine zunehmende Autonomie in inneren Angelegenheiten erlangen. In diesem Licht wird die herablassende Haltung verständlich, mit der die Nürnberger Gerber Rudeger betrügen, ebenso die Tatsache, dass Rudeger sich nicht an den Burggrafen wenden kann, um sein Recht zu bekommen. Tatsächlich hätte Konrad keinerlei Verständnis dafür gehabt, dass Rudegers Geschäftsmanöver das Handwerk seiner blühenden Stadt geschwächt hätte.
    S. 507: Die mittelalterliche Namensgebung kannte Standesunterschiede. Niedere soziale Schichten tendierten dazu, Namen abzukürzen, und wurden – sogar in offiziellen Dokumenten – mit den verkürzten Formen tituliert, während der Adel auf der vollen Namensnennung bestand.
    S. 523: Der Hinweis auf Abaelard und Heloise beschreibt das romantischste und zugleich tragischste (reale) Liebespaar des Mittelalters. Pierre Abaelard war ein äußerst umstrittener Kirchenlehrer, Philosoph und Scholastiker und lebte in der ersten Hälfte des 12. Jh. in Frankreich. Jahrhunderte vor der Aufklärung vertrat er bereits den Primat der Vernunft in Fragen des Glaubens und der Philosophie. Die eigene Vernunft kam ihm allerdings abhanden, als er sich in seine Schülerin Heloise verliebte, der er im Haus ihres Onkels Privatunterricht gab. Erst Heloises Schwangerschaft ließ diese Liebesbeziehung auffliegen. Abaelard war mehr als willens, Heloise zu ehelichen, doch sie entschied sich dagegen, um seine Reputation als kirchlicher Gelehrter nicht zu zerstören. Im darauffolgenden Hin und Her trat Heloise in ein Kloster ein. Ihr Onkel Fulbert, ein Kanoniker, missverstand dies als Versuch Abaelards, sich vor der Ehe zu drücken, und ließ ihn überfallen und entmannen. Daraufhin zog sich Abaelard, der den Angriff überlebte, als Mönch ins Kloster St. Denis zurück und wurde später Abt in einem anderen Kloster, wo er mehrere Mordanschläge seiner Mönche überlebte, die er zu einem sittsamen Leben erziehen wollte.
    Heloise stieg ebenfalls zur Äbtissin auf und lebte stets in der Nähe Abaelards. Ihre Liebe fand in den Jahrzehnten bis zu ihrer beider Tod in einen Briefwechsel Eingang, der zu den berühmtesten Korrespondenzen der Welt gehört und vor allem Heloise als hochintelligente, gewandte, feinsinnige und tief empfindende Schriftstellerin zeigt. Siehe hierzu auch Eberhard Horst, Heloisa und Abaelard – Biografie einer Liebe .
    S. 527: Den Mönch, der in Verona vergeblich versucht, König Konrad seine Ernennungsurkunde zu unterbreiten, und später in
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