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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit
Autoren: Richard Dübell
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der je gegen ein christliches Land geführt wurde, sieht man einmal von der Plünderung Konstantinopels im Jahr 1204 ab.
    Willkommener Auslöser für den Albigenser- oder Ketzerkreuzzug war die Ermordung Pierres de Castelnau im Jahr 1207. Er war päpstlicher Legat und hatte versucht, die Unterstützung der südfranzösischen Barone für die Eindämmung der Ketzerbewegung zu erlangen. Die Kreuzzugsteilnehmer wurden mit Ablassversprechen und der Aussicht, die eroberten Katharergebiete als Lehen zu erhalten, zum Kampf gegen ihre Landsleute motiviert.
    Der Ketzerkreuzzug wurde mit beispielloser Grausamkeit geführt. Gefangene Katharer, die sich nicht bekehren ließen, wurden meist noch an Ort und Stelle auf riesigen Scheiterhaufen verbrannt – zweihundert in Montségur, vierhundert in Minerve, vierhundert in Carcassonne. Die schönsten und reichsten Städte des französischen Süden, wie Béziers (Bezers – occ.), Carcassonne (Carcazona – occ.) oder Minerve, gingen in Flammen auf oder ergaben sich nach erbarmungsloser Belagerung den Kreuzfahrern. Deren bekannteste Anführer waren der Zisterzienserabt Arnaud Amaury und der verarmte anglonormannische Adlige Simon de Montfort. Auf katharischer Seite wehrten sich Graf Raymond VI. von Toulouse, König Pedro II. von Aragonien und die Trencavels gegen die Romchristen. Nach dem Tod der meisten Protagonisten dieser ersten Jahre übernahmen der französische König Louis IX. auf katholischer und Raymond VII. von Toulouse auf katharischer Seite die Kriegsbürde. Mit Raymonds Kapitulation war der Ketzerkreuzzug in Frankreich 1229 offiziell beendet. Die Verfolgung der Ketzer – nun durch die Heilige Inquisition – konzentrierte sich fortan auf die Überlebenden in den südfranzösischen Grafschaften und Norditalien. Aktionen wie die vergebliche Rückeroberung Carcassonnes im Jahr 1240 durch Ramons II. Trencavel sind nichts weiter als die Todeszuckungen einer zum Untergang verurteilten Kultur.
    Siehe hierzu auch: Gerhard Rottenwöhrer, Die Katharer – was sie glaubten, wie sie lebten , und Steven Runciman, Die Geschichte der Kreuzzüge .
    S. 163: Auf einem Karren transportiert zu werden, gehört zu den unwürdigsten Dingen, die einem Ritter geschehen konnten. Aus dem Leben von Eleonore von Aquitanien, der einzigen Frau, die nacheinander Königin von Frankreich und England war, ist eine Episode überliefert, die dies illustriert: Bei einem Überfall auf die frisch von König Ludwig VII. geschiedene Eleonore wird der junge Guillaume le Maréchal, besser bekannt unter dem Namen William Marshal, verletzt und von den Angreifern entführt. Seiner Verletzung wegen transportiert man ihn auf einem Karren. Guillaume empfindet dies als schlimmeren Schimpf als die ganze Entführung an sich. Auch eine Dame in einer verbündeten Burg, in der die Entführer mit ihrer Beute haltmachen, rührt der Anblick so sehr zu Mitleid, dass sie Guillaume in einem präparierten Brot Verbandsmaterial zuspielt. Er soll sich um seine Wunde kümmern, damit er seinen Bezwingern aufrecht und zu Pferde folgen kann.
    Es sind Fälle überliefert, in denen Ritter lieber auf dem Schlachtfeld verbluteten, als sich auf einem Karren zum nächsten Bader schaffen zu lassen. Jede Epoche hat ihren eigenen Wahnwitz.
    Siehe hierzu auch: Régine Pernoud, Königin der Troubadoure , sowie die Episode Le chevalier de charette (Der Karrenritter) aus der Artusepik von Chrétien de Troyes, entstanden zwischen 1177 und 1181.
    S. 187: Beziers wurde am 22. Juli 1209 von den Kreuzrittern des Albigenserkreuzzugs eingenommen. Damit war Beziers die erste Stadt in den katharischen Ländern, die den Angreifern in die Hände fiel. Zusammen mit den Flüchtlingen aus der Umgebung befanden sich bei Beginn des Sturmangriffs etwa zwanzigtausend Menschen innerhalb der Mauern: Albigenser, Katholiken und Juden. Wie es heißt, erkundigten sich einige der Kreuzfahrer, wie sie die Ketzer von den rechtgläubigen Bewohnern der Stadt unterscheiden sollten. Die Antwort von Abt Arnaud Amaury war einfach: Tötet sie alle. Gott wird die Seinen schon herausfinden.
    So geschah es. Die Kreuzfahrer verfolgten die Männer, Frauen und Kinder der Stadt bis in die Kirchen hinein, wo diese vergeblich Zuflucht suchten. Am Ende der Schlacht waren zwanzigtausend Menschen tot; Béziers war eingeäschert, Südfrankreich starr vor Entsetzen. Nicht zuletzt dieses Vorgehen trieb viele der bis dahin entweder neutralen oder papstfreundlichen südfranzösischen
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