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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit
Autoren: Richard Dübell
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der Nähe von Mailand ermordet wird, kennt die Kirchengeschichte als Petrus von Verona . Er wurde als Sohn albigensisch-gläubiger Eltern geboren, trat dem Dominikanerorden bei und wurde als Prediger in ganz Oberitalien bekannt. 1251 ernannte ihn der Papst zum Inquisitor für Norditalien, schon im folgenden Jahr wurde er auf dem Weg nach Mailand überfallen und umgebracht. Der Legende nach schrieb er noch mit seinem eigenen Blut »Ich glaube« auf den Boden. Sein Mörder, Carino di Balsamo, ein bekannter Meuchelmörder, floh nach der Tat in ein nahegelegenes Dominikanerkloster, in das er später als Laienbruder eintrat, vorgeblich aus Reue über seine Tat. Den Mordauftrag hatten ihm angeblich einflussreiche Katharer aus Mailand erteilt. Warum ein im katharischen Auftrag handelnder Mörder, der gerade einen Dominikaner umgebracht hat, ausgerechnet in ein Dominikanerkloster flieht, entzieht sich ein wenig der Vorstellung, und so kann man sich als heutiger Leser des Verdachts nicht erwehren, dass hier in Wahrheit im Auftrag der Kirche ein unbequemer Inquisitor beseitigt wurde, der viel zu freundlich und nachsichtig mit den Ketzern umging und aufgrund seiner Beliebtheit in der Bevölkerung den kirchlich geschürten Hass auf die Katharer untergrub.
    Es mag zwar sein, dass einige mächtige Katharerfamilien in Mailand tatsächlich den Mordauftrag erteilten; wenn es stimmt, sind sie aber womöglich einem Komplott auf den Leim gegangen. Die Kirche war mit Petrus von Verona jedenfalls einen Inquisitor losgeworden, der zu ihrer Enttäuschung nicht Gift und Galle gegen die Ketzer spuckte, und hatte gleichzeitig die Schuld am Tod des hochangesehenen Opfers den Katharern angehängt. Perfekt!
    S. 532: Tatsächlich sahen sich perfecti und perfectae gezwungen, sich zu tarnen, wenn sie die mit ihrer seelsorgerischen und beispielgebenden Aufgabe als Vorbilder verbundene Reisetätigkeit nicht aufgeben wollten. Verkleidungen waren noch der einfachste Weg, nicht aufzufallen, aber in den katharerfeindlichen Gebieten reichte das oft nicht aus. Da man dort genau wusste, dass die Vollkommenen z.B. dem Fleischgenuss völlig entsagt hatten, setzte man Verdächtigen Fleischmahlzeiten vor, die die reisenden perfecti notgedrungen aßen, wenn sie ihre Tarnung aufrechterhalten mussten. Traten die bekannt ehelosen perfecti und perfectae als Ehepaare auf, war dies ebenfalls der Tarnung geschuldet. Man muss sich vor Augen halten, dass ein perfectus einer perfecta nicht einmal den sonst üblichen Friedenskuss gab, um beider Keuschheit nicht zu gefährden – man berührte sich nur leicht am Oberarm. In diesem Lichte lässt sich erahnen, wie demütigend es für männliche und weibliche Vollkommene war, wenn sie dann auch wie ein Ehepaar behandelt wurden und – in besseren Herbergen – eine gemeinsame Kammer bekamen oder – in der üblichen Güteklasse – ein gemeinsames Bett im Schlafsaal.
    Üblicherweise trugen perfecti schlichte Kleidung in dunklen Farben. Schwarz und Dunkelblau waren am weitesten verbreitet.
    S. 537: Der Lago di Benaco oder, wie man ihn besser kennt, der Lago di Garda beherbergte mit seiner am südlichen Ufer gelegenen Festungsstadt Sirmiù (das heutige Sirmione) die größte Albigenserpopulation Norditaliens. Ähnlich wie in Montségur dachten die Bonhommes auch von Sirmiù, dass seine Mauern ihnen Schutz und dem Feind Widerstand bieten könnten. Diese Hoffnung hielt bis 1276, als die Scaliger, die aus öffentlichen Verwaltungsämtern heraus die Stadt Verona in ihren Besitz putschten, ihre Macht bis zum Gardasee ausdehnten und dabei auch gegen die Albigenser vorgingen. Sirmiù fiel, die überlebenden Ketzer wurden zwei Jahre später öffentlich in der Arena von Verona verbrannt.
    S. 543: Latezanum ist der alte Name für die friûlische Stadt Latisana am Tagliamento. Im 13. Jh. war sie einer der Häfen, von denen Schiffe aus (mit einem Zwischenstopp in Istrien) nach Süditalien und Sizilien ausliefen, heute liegt sie etwa zwanzig Kilometer von der Küste entfernt. Urkunden zufolge könnte König Konrad IV. auf seinem Italienzug ebenfalls von Latezanum aus in See gestochen sein; zumindest war die Stadt eine Station auf seiner Reise.
    S. 548: An dieser Stelle habe ich aus dramaturgischen Gründen die historische Wahrheit gebeugt. Tatsächlich hat Ramons II. Trencavel seinen Vater nie kennengelernt. Ramons I. starb mit vierundzwanzig Jahren im Kerker der von den Kreuzrittern kurz zuvor eingenommenen Stadt Carcassonne, weil
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