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Die Pfanne brät nicht!

Die Pfanne brät nicht!

Titel: Die Pfanne brät nicht!
Autoren: Alice Diestel
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genannt, vortasten, um uns selber zu bedienen. Oder sie suchen in sämtlichen Fächern ihrer Hand- oder Hosentaschen nach den ungeliebten Centstücken. Einige kippen auch ihre wohlgefüllten Geldbörsen vor uns aus. Da kommt dann neben Münzen noch einiges andere zum Vorschein. Schmuck, Viagra, Rabattmarken und vieles mehr. Das dauert! Die Zeit nutzen wir natürlich, um ganz ungeniert die Ahnengalerie in den Portemonnaies zu bewundern. Was uns da alles so angrinst – da wird uns oft angst und bange. Die Portemonnaies einiger weniger Herren sind tatsächlich bis zur Unkenntlichkeit zugeklebt mit Ablichtungen knapp oder überhaupt nicht bekleideter Damen …
    Zurück zu den Groschen. Bei 10 , 01  Euro nehmen wir selbstverständlich den Cent an. Manche von uns fordern ihn gar nicht erst ein. Bei anderen Beträgen ist es aber einfach nur unsinnig.
    « 19 , 97  Euro, bitte.»
    «Warten Sie! Die 7  Cent habe ich bestimmt!»
    ( STÖHN )
    «Oder sogar die 97  Cent!»
    ( O NEIN , BITTE NICHT )
    «Das hilft Ihnen doch sicher! Sie brauchen doch immer Kleingeld.»
    NEIN ! Wir brauchen es nicht und wollen es nicht! Nur in den seltensten Fällen geht uns das Kleingeld aus. Jaja, ich weiß! «Wer den Pfennig nicht ehrt …!» oder «Kleingeld ist auch Geld!» Diese Sprüche bekommen wir immer wieder vorgebetet. Stimmt ja auch. Aber bedenken Sie dabei Folgendes: 3  Cent Wechselgeld haben wir in einer Sekunde griffbereit, aber die 7 oder gar 97  Cent, die der Kunde uns andrehen will? Die herauszufischen dauert meist eine kleine Ewigkeit. Das mag sich nach Haarspalterei anhören, aber Sekunden werden schnell zu Stunden. 1500  Kunden täglich, die nur 15  Sekunden nach Kleingeld suchen, verursachen eine Verzögerung von über 6  Stunden am Tag, 36  Stunden in der Woche. Das sind 2 zusätzliche Teilzeitkräfte.
    Darum versuchen wir mit aller Kraft, unsere Kunden zu «erziehen», was sich oft als nervenaufreibend oder gar unmöglich herausstellt.
    Ein junges Paar, noch grün hinter den Ohren, aber arrogant wie sonst was, steht an meiner Kasse. Ich nenne den Betrag, den sie zu zahlen haben.
    Wie auf Kommando fangen beide gleichzeitig an, Münzen aus ihren Börsen herauszuklauben. Jedoch ohne sich abzusprechen à la: «Ich hab so viel, wie viel hast du?» Nichts! Kein Laut kommt über ihre Lippen. Und sie zählen und zählen.
    Langsam komme ich mir ziemlich verarscht vor und suche schon nach der versteckten Kamera. Nach einer kleinen Ewigkeit in absoluter Stille (abgesehen vom Geklimper) ist meine Geduld dann schließlich zu Ende:
    «Ähem. Wird das noch was heute?»
    Keine Antwort. Sie wühlen weiter, jeder für sich. Jeder gefangen in seiner eigenen kleinen Welt. Die Kunden in meiner Schlange zappeln schon rum. Der nächste Kunde hat lediglich eine Tafel Schokolade und ein Brot auf dem Band. Darum sage ich zu meinem Pärchen: «Zählen Sie in Ruhe weiter. Ich kassiere dann schon mal den nächsten Kunden, bis Sie fertig sind.»
    Ich greife gerade nach der Schokolade, als die junge Frau mich anschreit: «Wir sind fertig!»
    Auf diese Tonlage reagiere ich schon gar nicht.
    Sie brüllt nun regelrecht: «Ich habe gesagt, wir sind fertig!»
    Und jeder für sich knallt ein Häufchen aus kleinen Münzen auf meine Kasse.
    Wie haben die das nur gemacht? Telepathisch? Ich halte meine Wut, die sich vom Bauch ausgehend den Weg nach draußen zu bahnen versucht, zurück und erwidere so ruhig ich nur kann: «Ich habe es gehört», und wende mich wieder dem Schokoladen-Herrn zu, der schon ganz verdutzt aus der Wäsche schaut, um ihm sein Wechselgeld auszuzahlen.
    Dann geht bei den beiden die Diskussion los.
    Er: «Wir können auch woanders einkaufen.»
    Sie: «Ja, hier kommen wir nicht mehr her.»
    Er: «Sollen wir gehen?»
    Sie: «Wie? Jetzt?»
    Er: «Ja, wir lassen alles stehen und gehen woandershin.»
    Sie: «Aber … ich weiß nicht. Meinst du?»
    Er: «Ja? Sollen wir?»
    Sie: «Hm, sollen wir?»
    Mein Gott, Kinder! Habt ihr’s bald? Jetzt ist aber gut!
    Laut mische ich mich ein: «Also, was denn jetzt? Lassen Sie den Kram hier oder nicht?»
    Das ist zu viel für die beiden. Sie trennen sich endlich von ihrer gefüllten Kiste und dampfen wutschnaubend ab. Ob meine Erziehungsmaßnahme gefruchtet hat, wage ich zu bezweifeln, aber zumindest habe ich in diesem Fall den zurückgelassenen Einkauf wirklich gerne wieder in die Regale zurücksortiert.
    Die Teenies sind sowieso ein Fall für sich. Beschallt von megahippen Sounds über die
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