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Die Pfanne brät nicht!

Die Pfanne brät nicht!

Titel: Die Pfanne brät nicht!
Autoren: Alice Diestel
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«Dann lassen Sie, ich sehe schon, Sie verstehen es nicht.»
    Ich fühle mich, als hätte ich ein Schild auf der Stirn: « BIN DOOF ».
    Ich bin die vollkommen Verblödete, und sie, die Koryphäe in Sachen Geld, verlässt triumphierend die Arena und kehrt zurück zu ihrem Geschäft der begnadeten Zahlenbändiger.
    Eine ältere Kundin russischer Abstammung kippt mir den gesamten Inhalt ihres Portemonnaies auf den Scanner. Dann sucht sie ewig lange darin herum, um mir den Betrag in möglichst kleinen Münzen zu zahlen.
    Ich versuche sie freundlich darauf hinzuweisen, dass mir das zu lange dauert. Sie antwortet:
    «Gäldbeutäl iss sso schwärrr!»
    Ich schlage ihr vor, das Kleingeld in einer großen Flasche zu sammeln, woraufhin sie mich bitterböse anfunkelt – ich werde ganz klein auf meinem Stuhl. Mit derber Stimme und ihrem rauen russischen Akzent giftet sie mich an:
    «Wöfürrr? Fürrr Sarg?»
    Touché! Das hat mir dann doch wirklich die Sprache verschlagen. 1 : 0 für die Kundin, denn wenn ich mir sie so anschaue – die Zeiten, Münzen für Brautschuhe zu sammeln, sind wahrlich schon lange vorüber.
    Inzwischen haben wir eine kleine Hilfe an die Hand bekommen, die von uns als dezenter Wink mit dem Zaunpfahl missbraucht wird. Wenn die Kassenklappe zu lange offen steht, ertönt ein monotones «piep, piep, piep» aus dem Untergrund. Und dieses extrem nervige Geräusch hört erst dann wieder auf, wenn die Kunden gezahlt und wir die Klappe wieder geschlossen haben. Eigentlich ist dies nur als Erinnerung gedacht, damit niemand von uns die Kasse verlässt, ohne sein Geld vor fremdem Zugriff zu schützen. Aber das wissen die Kunden ja nicht! Zumindest bis jetzt, wo sie das hier lesen. Wenn das Piepen ertönt, haben wir also unsere eigenen Interpretationen dafür parat: «Standzeit überschritten!» oder «Alarm! Beim dritten Mal gibt es eine Verwarnung für die Kassiererin». Und bei drei Verwarnungen: «Adiós Muchachos!» oder «Herzlichen Glückwunsch! Sie sind der 1000 . Kunde. Sie haben gewonnen!»
    Sehen Sie es doch mal so: Wie viel kostbare Lebenszeit würden Sie sparen, wenn Sie die mühsam herausgefriemelten «paar Gequetschten» einfach in einem Behältnis sammeln und dieses, wenn es schön prall gefüllt ist, in den dunklen Schlund der Zählmaschine im Eingangsbereich der Bank entleeren? Diese rattert die Münzen in null Komma nix durch. Und schon kann man vom ausgezahlten Geld den Pizzablitz bestellen oder den Postboten ekstatisch anschreien, der endlich die heiß ersehnten Schuhe liefert. Oder gar einen Kurzurlaub machen. Die Zeit dafür hat man schließlich auch wieder raus, weil der krankhafte Zwang, möglichst viele Münzen an der Kasse loszuwerden, nicht mehr befriedigt werden muss.
     
    Die alten Hasen unter unseren Kunden wissen natürlich, wo es langgeht. Die sagen schon vorher, wenn sie mit Karte zahlen wollen. Oder sie sagen: «Ich geb Ihnen ’nen Zwanziger.» Dann können wir schon mal das Wechselgeld parat legen. Und das Kleingeld geben sie dann in solchen Geschäften ab, in denen es noch gemütlich zugeht.
    Ich bin dabei, die Artikel eines älteren Ehepaares durchzuscannen.
    Sie schaut mich an und spricht: «Gadde!»
    Ich frage: «Bitte?»
    Sie wiederholt: «Gadde!»
    Wieder habe ich nur Gadde verstanden, was spricht sie nur für eine Sprache?
    «Tut mir leid, ich verstehe Sie nicht. Was möchten Sie?»
    Schon ein wenig genervt erwidert sie: «Na, Gadde!»
    Hilflos schaue ich mich um. Mit Englisch weiß ich mir ja noch zu helfen, sogar ein paar Brocken Französisch kriege ich noch auf die Reihe, aber das hier? Endlich bemerkt der Ehemann, wie ich leide, und erlöst mich mit leicht sächsischem Akzent von meinen Qualen: «Wir möchten bitte mit Karte zahlen.»
    Leistungswürger Nummer 2: Kartenzahlung
    Wieder rollt ein Kunde genervt mit den Augen und seufzt laut. Anlass dafür ist der Herr vor ihm, der nichts anderes verbrochen hat, als seine EC -Karte zu zücken. Dabei gibt es gar keinen Grund für seinen Ärger, denn die Plastikgeldzahler sind oft bedeutend schneller fertig als die Kleingeldwühler. Die Zahlung per Karte geht meist recht flott über die Bühne, sofern der Kunde seine Geheimzahl kennt und auch fähig ist, diese einzugeben. Nun ja, dies ist leider nicht immer der Fall.
    Das Auswählen der richtigen Bankkarte aus der Flut der vielen bunten Plastikkärtchen im Portemonnaie kann schon zum ersten größeren Problem werden. Da werden Mitgliedskarten der Krankenkasse,
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