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Die Pfanne brät nicht!

Die Pfanne brät nicht!

Titel: Die Pfanne brät nicht!
Autoren: Alice Diestel
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Ohrstöpsel ihrer MP 3 -Player, stehen die Pubertierenden nervös vor einem. Das «Ich wünschte, ich wäre schon draußen» steht ihnen ins picklige Gesicht geschrieben. Völlig ungeübt im Einkaufen, kriegen sie kaum ihre Zahnspangen auseinander und haben offensichtlich große Berührungsängste. Sie drücken sich in zwei Meter Entfernung von der Kasse herum, sodass man sich mit der Brust quer auf den Scanner schmeißen muss, um an den schüchtern hingehaltenen Geldschein zu kommen. Der ist meist nur noch ein heillos zerknuddelter Fetzen. Oder aber er ist mehrmals gefaltet zu einem nicht identifizierbaren Origami-Objekt, sodass man ihn erst entwirren und anschließend bügeln muss, um ihn in die Kasse zu bekommen. Wenn diese Künstler einen Schein als Wechselgeld zurückbekommen, falte ich den auch so schön niedlich klein zusammen und überreiche ihn dem verwunderten Teenager mit den Worten: «So hast du es doch sicherlich gerne.»
    Viele unserer Kunden sind auch wahre Rechengenies.
    « 99  Cent!» Die Kundin gibt mir 1  Euro und 1  Cent!
    Oder:
    « 2 , 50 bitte!» Der Kunde legt mir einen 5 -Euro-Schein hin und noch 1  Euro dazu mit den Worten « 50  Cent habe ich leider nicht». Häh?
    Oder auch:
    « 67 , 28  Euro.» Ich bekomme 70  Euro und 20  Cent! Auch das muss ich nicht verstehen?!?
    Dazu muss ich noch bemerken, dass wir den erhaltenen Geldbetrag nicht eintippen, damit die schlaue Kasse das schön für uns ausrechnet. Das Kabel für diese Funktion ist an THEO s Kassen wohlweislich abgeklemmt worden, denn das würde wieder mal viel zu lange dauern – OOHHMMM . Auch wir Kassiererinnen rechnen nicht – was wir, um genau zu sein, sogar tunlichst vermeiden sollen, denn wer rechnet, macht Fehler –, sondern wir zählen das Wechselgeld hoch. Also von der Summe des Einkaufs zu dem Betrag, den der Kunde uns gezahlt hat. Also zählen wir, genau genommen, wir rechnen nicht! Zählen kann schließlich jeder Depp – rechnen nicht!
    Im Normalfall wechseln wir übrigens alles – egal, welche Phantasierechnungen die Kunden sich so in ihren verwirrten Köpfen ausdenken. Wir diskutieren nicht lange, sondern wechseln, was das Zeug hält – ohne zu rechnen natürlich.
    In den folgenden Fällen kann man natürlich nicht so einfach hochzählen. Nein, erst muss man runterzählen. Nein, nicht minus! Das wäre ja rechnen, und das tun wir doch nicht! Und wenn man schön runtergezählt hat, kann man dann wieder hochrechnen – Verzeihung, hoch
zählen
meinte ich natürlich. Sie verstehen mich sicherlich, oder? Um also die nächsten Aufgaben unserer verkappten Mathematiker zu durchleuchten, müssen Sie sich schon ein paar Sekunden Zeit nehmen, um in die Tiefen dieser Logik vorzudringen und sie in ihrer ganzen Genialität zu erkennen.
    Betrag: 73 , 25
    Kunde zahlt: 105 , 50
    … Nun gebe ich Ihnen ein Weilchen, um diese Aufgabe zu lösen. Also, schön hoch- und runterzählen …
    … Na? Hat’s geklappt? War doch gar nicht so schwer!
    Lösung: Das Rückgeld beträgt 32 , 25 – statt 26 , 75 bei glatten 100  Euro – bringt’s das jetzt?
    Und weil es so schön war, gleich noch mal, diesmal ein wenig schwieriger. Sie sind doch steigerungsfähig, oder?
    Betrag: 25 , 63
    Kunde zahlt: 32 , 25
    Und? Wie lange hat’s gedauert?
    Rückgeld: 6 , 62 – statt 4 , 37  Euro bei glatten 30  Euro. – Habt ihr sie eigentlich noch alle?
    Was soll das? Wollt ihr uns wuschig machen? Oder wollt ihr nur testen, ob wir unser Mathematikstudium wegen Unfähigkeit abgebrochen haben? Ergötzt ihr euch vielleicht an unserem Versagen?
    Im Fall der nächsten Kundin war das anscheinend so, da musste selbst ich, als eines der Superhirne im Rauf- und Runterzählen, das Handtuch werfen.
    « 18 , 67  Euro, bitte!»
    Sie gibt mir 22 , 53  Euro. Ich schaue sie verständnislos an.
    «Und was jetzt?»
    «Da rechnen Sie doch mal!»
    (Das darf ich doch nicht!)
    «Tut mir leid, da gibt es nichts zu rechnen. Sie müssen mir schon noch was geben, wenn ich Ihnen glatt wechseln soll.»
    «Nein, so ist das schon richtig. Überlegen Sie doch mal! So schwer ist das doch gar nicht.»
    «Das ist völlig unlogisch, was Sie mir hier hinlegen.»
    «Sie sind noch nicht lange hier, oder? Ich habe selber ein Geschäft und kenne mich mit Geld aus, und ich sehe, dass Sie noch nicht so weit sind. Manche können es halt nicht.»
    Hat die ’nen Knall oder was?
    «Ich wechsle Ihnen alles, wenn es Hand und Fuß hat. Aber das hier …»
    Mit mitleidiger Stimme sagt sie:
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