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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter
Autoren: Oliver Fröhlich
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Tom Ericson starrte durch die Windschutzscheibe des Renault in den dichten Nebel. Menschen tauchten aus den Schwaden auf, liefen an dem Wagen vorbei und verschwanden wieder in den wattigen Schleiern. Das, was ihm eben noch als kopfloses Umherlaufen erschienen war, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als Flucht.
    Das Auto hatte Audric Guignard aus dem Fuhrpark von Interpol in Lyon abgezweigt und ihnen zur Verfügung gestellt. Auf der Fahrt zum Forschungszentrum CERN hatte sich der hochgewachsene Spencer McDevonshire bereits mehrfach glücklich darüber geäußert, endlich der Enge seines gemieteten Fiat 500 entkommen zu sein.
    Der Anlass ihrer Reise bestand in nichts Geringerem als der Rettung der Welt. Sie hatten erfahren, dass Mitglieder der Loge um den Mann in Weiß in CERN eingedrungen waren. Vermutlich hofften sie, die Weltuntergangsmaschine könne an diesem energiereichen Ort genügend Kraft für die Aufgabe tanken, einen Kometen zur Erde zu leiten. Da Tom das chaotische Wetter und eine Unzahl von Naturkatastrophen überall auf der Welt für Nebenerscheinungen ihres unseligen Wirkens hielt, schien der Plan der Indios zumindest in dieser Hinsicht aufzugehen.
    Allerdings hatte Audric Guignard, der in seinem Büro zurückgeblieben war, während der Fahrt Richtung Genf telefonisch durchgegeben, dass ein Einsatzteam der Polizei die fünf Eindringlinge festgenommen habe. Unter ihnen der Mann in Weiß, von dem Tom wusste, dass er durch Wände gehen konnte. Warum sich diese geheimnisvolle Gestalt der Verhaftung nicht einfach entzogen hatte, war für ihn ein Rätsel. Aber eines, dessen Lösung er auf später verschob.
    Im Augenblick war es wichtiger, die Weltuntergangsmaschine aus der Anlage zu bergen, denn die Evakuierung der CERN-Beschäftigten wies darauf hin, dass sie sich tatsächlich noch dort befand.
    Das Smartphone in Toms Jackentasche brummte und vibrierte. Das Gerät gehörte Robert Sanderson, einem Kollegen von Spencer McDevonshire. Tom holte es hervor. Auf dem Display leuchtete die Nummer von Audric Guignard.
    Er aktivierte den Lautsprecher. »Was gibt’s?«
    »Neuigkeiten von der Polizei in Genf«, erklang die Stimme des Franzosen. Mit der Hilfe von Sanderson, einem begnadeten Computerfachmann, hatte Guignard sich nicht ganz offiziell in die Rechnersysteme der Kollegen aus der Schweiz eingelinkt und bekam deshalb alle Entwicklungen zeitnah mit. »Der Leiter von CERN hat Bombenalarm ausgelöst und die Evakuierung angeordnet. Ein Räumkommando ist bereits unterwegs.«
    Der Archäologe bedankte sich und legte auf. Ein herzhafter Fluch verließ seine Lippen. »Wir müssen die Maschine da rausholen, bevor die Bombenspezialisten auftauchen!«
    »Guter Plan«, sagte McDevonshire. »Dazu müssten wir aber erst einmal wissen, wo sie überhaupt liegt!«
    »Das muss doch rauszufinden sein.« Tom lenkte den Renault durch den Nebel, bis rechter Hand ein kuppelförmiges Gebäude auftauchte. Der Globe of Science and Innovation , wie er von den Lageplänen wusste. Das gigantische Gebilde, das in den Schwaden wie aus rostigen Streben zusammengesetzt erschien, lag am Rand des CERN-Geländes. Bei den Sichtverhältnissen hätte es aber genauso gut mitten im Nirgendwo stehen können.
    Dennoch beschloss Tom, dass es eine ausreichend gute Orientierungsmarke darstellte. Er parkte den Wagen am Straßenrand und stieg aus. McDevonshire folgte ihm.
    »Hier gibt es sicher irgendwo Wegweiser«, sagte Tom. » Verwaltung, Labor, Kantine, Bombe. «
    »Vermutlich. Aber finden Sie die in dieser Suppe erst einmal!«
    Sie überquerten die Straße. Erst als sie die andere Seite erreichten, schälte sich ein weiteres Gebäude mit verspiegelten Glastüren aus dem Nebel. Die Rezeption? Ein Glatzkopf hetzte heraus. Die Haare in seinem Gesicht wucherten wie Gestrüpp. Als er an ihnen vorbeilief, packte Tom seinen Oberarm und brachte ihn so zum Stehen. Hinter der Hornbrille wirkten die Augen des Mannes klein und ängstlich.
    »Was ist hier los?«, fragte der Archäologe.
    Zwar bedachte der Glatzkopf Tom und McDevonshire mit einem skeptischen Blick, hinterfragte in seiner Aufregung aber nicht deren Autorität. »Bombenalarm«, keuchte er. »Evakuierung.«
    »Und wo soll diese Bombe liegen?«
    Der Glatzkopf löste sich aus Toms Griff. »Keine Ahnung. Gehören Sie zum Räumkommando?«
    »Nein, aber …«
    »Dann sehen Sie lieber zu, dass Sie verschwinden!« Sprach’s und tauchte in den Nebel.
    Da erschien neben dem Gebäude ein zweiter Mann. Mitte
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