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Die Orestie

Titel: Die Orestie
Autoren: Aischylos
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der Stadt;
    Treu fänd im Haus er sein Gemahl, wie er sie einst
    Verlassen habe als des Hauses Wächterin,
    Ihm edlen Sinnes, allen Bösgesinnten feind,
    In allem andern noch sich gleich, von ihrer Hand
    Kein Siegel drinnen während all der Zeit verletzt;
    Noch weiß von Wollust, von verbotner Heimlichkeit
    Mit fremdem Manne mehr ich denn vom Bad des Stahls!
     
    Klytaimestra ab.
     
    HEROLD.
    Ein solcher Selbstruhm, seiner Wahrheit voll und wert,
    Ist tadellos zu sprechen für ein edles Weib!
    CHOR.
    Sie sagt es selbst dir, und du hörst es von ihr selbst,
    Vom besten Dolmetsch, durch ihr eignes klares Wort!
    Doch sag mir, Herold, ist Menelaos auch mit euch
    Heimwärts gesegelt, ist er wohlbehalten auch
    Zurückgekommen, unsres Landes lieber Herr?
    HEROLD.
    Nicht ist es möglich, daß ich frohe Kunde dir,
    Der du dich lange könntest freun, erheuchele!
    CHOR.
    Wie träfst du auch das Wahre, wenn du Frohes sagst?
    Daß das sich ewig scheidet, leicht ist's einzusehn!
    HEROLD.
    Der Held, er ist verschollen im Hellenenheer,
    Er selbst und seine Schiffe. Falsches hörst du nicht!
    CHOR.
    Und ging er vor euch noch von Troja aus in See?
    Verschlug ein Sturm ihn, euch und ihm zugleich verhängt?
    HEROLD.
    Recht trafst du wie ein wackrer Bogenschütz das Ziel
    Und sprachst ein langes Leiden aus mit kurzem Wort!
    CHOR.
    Ob er selbst noch lebe, ob er umgekommen sei,
    Kam's durch Berichte fremder Schiffer nicht umher?
    HEROLD.
    Wohl keiner weiß es, der es nacherzählen kann,
    Als, der der Erde Lebenskraft nährt, Helios!
    CHOR.
    Wie aber, sag uns, ist den Schiffen jener Sturm
    Gekommen und vollendet durch der Götter Zorn?
    HEROLD.
    Mit böser Botschaft sollte man den frohen Tag
    Niemals entweihen; des enthält sich Gottesfurcht;
    Bringt aber heim ein Bote der gefallenen
    Heerscharen unaussprechlich Leid, mit trüber Stirn
    Die Wunden heim, die eine des gesamten Volks
    Und andere viele, weil aus jedem Haus den Mann
    Hinausgepeitschet Ares' Doppelgeißel hat –
    Zweischneidges Unheil, blutge Gramverschwisterung –,
    Ja, wem ein solcher Jammer aufgebürdet ist,
    Den soll man nennen der Erinnyen Ehrenhold,
    Doch Freudenbote glücklich überstandner Not
    Den, welcher heimkehrt froh zur frohen Vaterstadt.
    Wie misch ich Liebes Bösem bei, wenn ich vom Sturm,
    Den Götter uns Achaiern zürnten, sprechen soll?
    Denn da verschwur sich, was sich sonst das Feindlichste,
    Meerflut und Feuer, sie bewährten ihren Bund,
    Vernichtend der Argiver unglückselges Heer.
    Es erhob zur Nachtzeit sich der empörten Fluten Sturz,
    Aneinander jagte die Schiffe wilder thrakischer
    Orkan; sie selbst im Ungestüm des Schloßensturms,
    Des typhoischen Wetters, wild vom Horn des Kiels zerfleischt,
    Verschwanden spurlos in des Treibers Kreiseltanz.
    Als dann das Frühlicht tagend endlich wieder schien,
    Da sahn wir rings des stillen Meeres Spiegel blühn
    Von Griechenleichen, von zerschellter Schiffe Wrack.
    Uns aber hat und unser unversehrtes Schiff
    Entwendet, glaub ich, oder bittend frei gemacht
    Ein Gott, ein Mensch nicht, der das Steuer uns gelenkt;
    Mitfahrend saß beim Ruder Tyche, Retterin,
    Daß nicht den Kiel am Ankerplatz noch böse Flut
    Bedrohte, noch am Klippenstrand er scheiterte.
    Also dem Hades des empörten Meers entflohn,
    Mißtrauten unsrem Glück wir auch am heitren Tag
    Und ließen weiden unsren Gram das neue Leid
    Des mühbeladnen, jammervoll zerstäubten Heers.
    Und freut von jenen einer noch des Atems sich,
    So redet auch von uns er wie von Toten; denn
    Wir wieder meinen, ihnen sei es so geschehn.
    So gut es kann, mag's werden; doch Menelaos nun,
    Der kommt zuerst wohl und vor allen noch zurück;
    Denn wenn ein Lichtblick irgend noch des Helios
    Ihn leben sieht und weben durch Zeus' ewgen Rat,
    Der sein Geschlecht doch nimmermehr vertilgen will,
    So bleibet Hoffnung, daß er einst noch wiederkehrt. –
    Soviel du hörtest, Wahres nur hast du gehört!
     
    Herold ab.
     
    Erste Strophe
     
    CHOR.
    Wer erfand den Namen einst,
    Namen überall bewährt,
    Wenn nicht der, den keiner schaut, der voraus all Verhängnis überdenkt,
    Auch das Wort im Zufall lenkt –
    Helena deutungsvoll die vielstreitige, speererrungne nennend,
    Die, ein Elend allem Geschwader und Volk, aus des Gemahls
    Teppichumhülltem Lager floh, fahrend mit segelblähndem Westwind?
    Und des Kiels flutenverwehter Fährte nachjagten mit Schild und Speer die Jäger,
    Fern gen Simoeis' Uferland steuernd, dem laubumgrünten,
    Mit dem empörtesten Blutdurst!
     
    Erste
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