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Die Orestie

Titel: Die Orestie
Autoren: Aischylos
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geschah's;
    Sie sandten glutanschürend zu wolkenglühndem Schein
    Den mächtgen Schweif der Flamme, daß er fernhinaus
    Die weite Spiegelfläche des saronischen
    Meerbusens leuchtend überstrahlte, bis er kam
    Zu Arachnaions Gipfel nah bei unsrer Stadt.
    Von dort ergoß dies Feuer sich in dieses Schloß
    Der Atriden, echter Enkel der idäischen Glut.
    So war die Ordnung dieses Fackellaufs bestimmt
    Und, so mit Flamme Flamme wechselnd, schnell erfüllt;
    Im Flammenlauf die erst und letzte hat den Preis.
    Ein solches Zeugnis, solches Zeichen nenn ich dir,
    Aus Troja mir voraus von meinem Mann gesandt.
    CHOR.
    Die Götter, Herrin, preisen will ich sie demnächst;
    Doch anzuhören, zu bewundern jenes Wort
    Von neuem, möcht ich, daß von neuem du es sprächst.
    KLYTAIMESTRA.
    's ist Ilion der Griechen Beute diesen Tag!
    Ich glaub, ein unvermischt Geschrei durchhallt die Stadt;
    Gießt Öl und Essig du in einen Krug, so siehst
    Du sie geschieden fort und fort und nicht vereint;
    So wird der Sieger, so der Besiegten Rufen dort
    Geschieden, so zwiefachen Loses Zeichen sein.
    Die einen tiefgebeuget bei den Leichen der
    Erschlagnen Männer, der Geschwister, und das Kind
    Beim greisen Vater, sie beklagen nimmermehr
    Mit freier Kehle dies Geschick der Teuersten.
    Die andern, nachtdurchirrend, hungermatte Gier
    Hat sie zum Imbiß, wie und wo die Stadt ihn beut,
    Verwildert, reihlos Reih und Glied, umherzerstreut;
    Wie jeder je das Los des Glückes sich gewann,
    So hausen sie in Trojas speererrungenen
    Palästen, für des freien Feldes Lagerplatz
    Und kalten Tau ein guter Tausch – die Glücklichen!
    Die ganze Nacht durch schlafen sie nun unbewacht.
    Und ehren jetzt sie jenes Landes, jener Stadt,
    Der Besiegten Götter und der Götter Tempel, dann
    Vielleicht erliegt der Sieger nicht dem eignen Sieg.
    Doch reize nicht Begier zu früh das Heer, besiegt
    Von schnöder Habsucht mehr zu wollen, als es darf;
    Es braucht zur Heimkehr noch zurück die zweite Fahrt,
    Bevor des Seezugs Doppelbahn vollendet ist.
    Und käme schuldlos auch den Göttern heim das Heer,
    Wach könnte dennoch werden der Erschlagnen Blut,
    Geschäh hinfort auch keine neue Freveltat. –
    Von mir, von einem Weibe, habe das gehört!
    Das Gute siege, jedem Blick unzweifelhaft!
    Mit teuren Opfern hab ich solchen Wunsch erkauft.
    CHOR.
    Du sprachst, o Herrin, würdig eines würdgen Manns;
    Ich aber will den Göttern, da mich überzeugt
    Dein früher Zeugnis, singen meinen frohen Dank;
    Denn fromm erkannt sei's, wenn sich Mühe so belohnt.
     
    CHORFÜHRER.
    Allherrschender Zeus und du, freundliche Nacht,
    Du Spenderin leuchtenden Schmuckes,
    Die du fest anzogst um Ilions Burg
    Dein fangendes Garn,
    Und keiner entkam, nicht klein noch groß,
    Dem gewaltigen Netze der Dienstbarkeit,
    Dem alles erfassenden Unheil!
    Dich, gastlicher Zeus, hoch ehr ich auch dich,
    Der du das zu erfüllen an Priamos' Sohn
    Längst hieltest den Bogen der Rache gespannt,
    Daß weder zu früh noch ins Dunkel der Nacht
    Ein eitel Geschoß hinschwirrte!
     
    Erste Strophe
     
    CHOR.
    Wie Zeus traf, wissen sie zu sagen;
    Auch das vermag man aufzuspüren:
    Er hat's vollbracht, zu enden!
    Meinet nicht, daß die Götter den
    Ihrer Sorg würdigen,
    Der unverletzbares Recht
    Zertrat – und der scheute's nicht!
    Beweis ward sein Geschlecht,
    Das tollkühn Kampf gewagt,
    Im Kriegsmut wilder denn gerecht war,
    Im Hochmut überstolzen Glückes,
    Im Übermaß schuldig!
    Sei mein Geschick niedrig, sei der Armut
    Reines Gewissen gnug mir!
    Schutz nicht bietet der Reichtum
    Dem, der, Glückes gesättigt,
    Frech zertrat der Gerechtigkeit Altar, gegen Vernichtung!
     
    Erste Gegenstrophe
     
    Gewaltsam treibt die arge Peitho,
    Betörend emsig Kind des Unheils;
    's ist Rettung allvergeblich!
    Nie verglimmt, hell, ein lodernd Feuer,
    Grausig hell zeugt die Schuld!
    Gleich schlechter Goldmünze nützt
    Gebrauch und Zeit prüfend ab
    Den Goldschein, falsch gemünzt!
    Denn nachlief, knabenhaft
    Betört,
der
schnellbeschwingtem Vogel,
    Der Heimat bittrer Prüfung Anfang!
    Ihr Jammern hört keiner
    Der Götter an, sondern zürnend trifft er
    Jenen, des Frevels Anfang!
    Also Paris, der damals
    Gast im Haus der Atriden
    Frech den gastlichen Tisch entweiht, der die Gattin entführt hat.
     
    Zweite Strophe
     
    Dem Volk daheim ließ sie kriegsrüstgen Lärm
    Und Schildesklang, Speergedräng, Schiffsgeschrei am Strande,
    Nahm Ilions Verderben mit als Brautgeschenk;
    So floh sie durch die Pforte dahin,
    Verwegnes
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